Vergangene Zukünfte der Arbeit. Historische Imaginationen, Prognosen und Planungen von Arbeit in der Moderne – Neue Perspektiven auf die Gewerkschaftsgeschichte VI

Vergangene Zukünfte der Arbeit. Historische Imaginationen, Prognosen und Planungen von Arbeit in der Moderne – Neue Perspektiven auf die Gewerkschaftsgeschichte VI

Organisatoren
Knud Andresen, Forschungsstelle für Zeitgeschichte, Hamburg; Michaela Kuhnhenne, Hans-Böckler-Stiftung, Düsseldorf; Stefan Müller, Archiv der sozialen Demokratie der Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn; Franziska Rehlinghaus, Zentrum für Zeithistorische Forschungen, Potsdam; Ulf Teichmann, Ruhr-Universität Bochum
Ort
Düsseldorf
Land
Deutschland
Vom - Bis
17.11.2016 - 18.11.2016
Url der Konferenzwebsite
Von
Jan Kellershohn, Institut für soziale Bewegungen, Ruhr-Universität Bochum

Dass Zukunft und Arbeit zwei wirkmächtig interferierende Kategorien darstellen, zeigen nicht zuletzt die Beiträge zur Themenwoche zur „Zukunft der Arbeit“, die die ARD vom 30. Oktober bis zum 5. November 2016 ausstrahlte. Nichtsdestotrotz stellt die Erforschung des Verhältnisses dieser beiden zu zeithistorischen Zentralkategorien avancierten Begriffe ein Desiderat dar. Die vom Kooperationsprojekt „Jüngere und jüngste Gewerkschaftsgeschichte“ der Hans-Böckler-Stiftung und der Friedrich-Ebert-Stiftung organisierte Tagung suchte in diese Lücke zu stoßen und systematisch nach der Verschränkung dieser Kategorien am Beispiel der Arbeiterbewegung, der Gewerkschaften und der Geschichte der Arbeit zu fragen. Ausgangspunkt war dabei die Überlegung, dass über den Begriff der Arbeit Zukunftsentwürfe, -planungen und -prognosen verhandelt werden mussten. In diesem Feld positionierten sich je nach Kontext verschiedenste Akteure und versuchten, über die Aushandlung der Zukunft der Arbeit Definitionsmacht zu entfalten. Insofern verfolgte die Tagung eine doppelte Stoßrichtung: Einerseits sollte die Reichweite einer Untersuchung der Geschichte der Arbeit im Feld der Forschungen zu historischen Zukünften vermessen werden, andererseits über die Arbeit die Praxis von Zukunftshandeln betrachtet werden.

Dementsprechend betonte ULF TEICHMANN (Bochum) in seiner Einführung, dass, obwohl ein Großteil historischer Utopien der Arbeit einen relativ gewichtigen Platz einräume, dies auf geschichtswissenschaftlicher Ebene bisher wenig Aufmerksamkeit gefunden habe. Im Kontext der jüngeren Debatte in der historischen Zukunftsforschung, die nach den Generierungsformen von Zukünften frage1, schlug Teichmann vor, im Sinne einer Praxeologie der Zukunft das Verhältnis von Zukunftsdiskursen und Zukunftspraktiken auszuloten und das „Zukunftshandeln“ im Feld der Arbeit zu untersuchen. Dies ermögliche, die Zukünfte der Arbeit als Querschnittsebene zu betrachten, in der sich die Verknüpfung verschiedener Dimensionen historischer Zukünfte, etwa ihre Räumlichkeit, die Frage nach dem Geschlecht und ihren Träger/innen betrachten ließe.

Das erste Panel zielte unter dem Titel „Rationalisierungskonflikte“ darauf ab, Rationalisierung als organisierende Zukunftspraxis zu begreifen und nach der Rolle der Gewerkschaften zu fragen. Deren Positionierung reichte von der Übernahme der Rationalisierungshoffnung, über eine ambivalente bis zu einer ablehnenden Haltung. MARCO SWINIARTZKI (Jena) argumentierte, dass der Deutsche Metallarbeiterverband (DMV) in der ersten Rationalisierungsbewegung nach dem Ersten Weltkrieg Rationalisierung und Automatisierung als Lösung verschiedenster Probleme angesehen habe, damit aber zunehmend in einen Gegensatz zu seinen die Rationalisierung ablehnenden Mitgliedern geraten sei. Dieses Rationalisierungsdilemma, in dem der DMV als Disziplinierungsinstanz seiner Mitglieder aufgetreten sei, habe bei diesen zu einer hohen Popularität kommunistischer Kritik beigetragen. SEBASTIAN VOIGT (München) zeigte dagegen, wie sich die Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen (HBV) in den 1970er-Jahren in einem Spannungsfeld zwischen der Hoffnung auf eine sozialverträgliche Rationalisierung und einem Bedrohungsszenario der Rationalisierung bewegte. Die HBV habe sich von einer tendenziell konservativen zu einer linken Gewerkschaft entwickelt, die, um den Vorwurf der Fortschrittsfeindlichkeit zu vermeiden, Rationalisierung zwar habe annehmen müssen, dies aber mit der Gestaltungshoffnung einer Ausweitung der Mitbestimmung und der Weiterqualifizierung verbunden habe. Demgegenüber zeigte das Beispiel der IG Druck und Papier die Pluralität von Reaktionen auf Rationalisierung. HARRY NEß (Frankfurt am Main) beschrieb in seinem Beitrag, wie die Mechanisierung des Druckereibetriebs zu einem Niedergang der Druckereiberufe und der rationalisierungskritischen Gewerkschaft geführt habe.

Im zweiten Panel widmeten sich die beiden Referenten den Technikdiskursen in der Nachkriegszeit. BERND RUDOLPH (Hamburg) verwies am Beispiel von Fritz Sternberg (1895–1963) auf das Feld der Technikkritik der 1950er-Jahre, das sich zwischen Krisendiagnose und Bedrohungsszenario einerseits und der Hoffnung auf eine Humanisierung der Arbeit und Verkürzung der Arbeitszeit andererseits bewegt habe. In diesem Feld hätten die Gewerkschaften eine abwartende Haltung vertreten und eine Absicherung durch die Generierung empirischen Wissens angestrebt. Diese Wissensgenerierung zwischen der IG Metall, Expert/innen und Arbeitgeberverbänden betrachtete JOHANNES PLATZ (Bonn) eingehender. Er vertrat die These, dass es in der Nachkriegszeit in der Herausbildung des „Konsenskapitalismus“ (Julia Angster) zu einer „Verwissenschaftlichung des Sozialen“ (Lutz Raphael) gekommen sei, in der nationale wie transnationale Aushandlungsprozesse zu einer Versachlichung des Konflikts zwischen Kapital und Arbeit im Feld der Rationalisierung beigetragen hätten. Zentrales epistemisches Mittel sei die Methode der sozial- und wirtschaftswissenschaftlichen Fallstudie gewesen, die Rationalisierung erst kommensurabel gemacht habe. Dies habe zu einer Herausbildung von Gestaltungszukünften geführt, die erst in den 1970er-Jahren in eine bedrohlich erscheinende Risikozukunft umgeschlagen seien.

Das dritte Panel setzte sich mit Diskussionen um die Zukunft der Arbeitsgesellschaft auseinander. RALF ROTH (Frankfurt am Main) argumentierte hinsichtlich der transnationalen Verflechtungsgeschichte des Topos der „automatischen Fabrik“, dass dieser in den verschiedenen Wellen der Automatisierung immer wieder aufgetreten sei und sich im Spannungsfeld zwischen Verheißung und Entmachtung bewegt habe. Kern dieses Begriffs sei aber nicht die Frage nach dem Fortschritt, sondern die nach dem Menschen selbst gewesen. Nichtsdestotrotz zeichne sich der Diskurs um die „automatische Fabrik“ durch eine bemerkenswerte Persistenz aus und habe sich seit den letzten siebzig Jahren kaum verschoben. JOACHIM RADKAU (Bielefeld) betonte dagegen, dass die Abwiegelung der Automationsphantasien selbst Teil des Diskurses sei. Anhand des Begriffs der „Industrie 4.0“ gehe er von einem qualitativen Schub seit den 1990er-Jahren aus, dessen utopischer Überschuss in das ‚Herz‘ der Gegenwart führe. Obwohl dem Begriff eine „eschatologische Vision“ inhärent sei, plädierte Radkau dafür, ebenso seine Faktizität anzunehmen, die zwischen dem tatsächlichen technischen Entwicklungsstand und dem politischen Agenda Setting über Schlagworte angesiedelt sei.

Das vierte Panel betrachtete konkrete Realisierungsversuche politischer Arbeitsprojekte. THERESA ADAMSKI (Wien) illustrierte anhand der tschechischen Stadt Zlín, der Werksstadt des Schuhunternehmens Baťa, wie dort in den 1930er-Jahren ein verästeltes Abhängigkeitssystem entstanden sei, das Arbeiter/innen bis in die engsten Lebensbereiche zu kontrollieren versucht habe. Im Mittelpunkt stand dabei, wie in diesem System die Grenze von Arbeit und Freizeit aufgelöst worden sei, dies gleichzeitig aber eine strikte Geschlechtertrennung implementiert habe. Die „geglückte Utopie“ in Zlín habe ihre eigenen Schattenseiten hervorgebracht. SASKIA GEISLER (Bochum) dagegen analysierte ein finnisches Bauprojekt in der sowjetischen Stadt Kostamus zwischen 1975 und 1983. Sie argumentierte, dass dieses Bauprojekt für die finnischen Bauarbeiter und ihre kommunistisch geprägte Bauarbeitergewerkschaft als Scharnier der Zukunftserwartung fungiert habe. Sei dieses Bauprojekt zu Beginn symbolisch stark aufgeladen gewesen und habe die Sowjetunion für die finnische Seite als Zukunftsvision gedient, führten der Arbeitsalltag und Arbeitskonflikte zu einer Umkehrung der Rollenverteilung. Nun hätten die finnische Gewerkschaft und die finnische Gesellschaft den Platz einer Zukunftshoffnung für die sowjetische Seite eingenommen. Für die finnischen Arbeiter habe ebenso die vermeintlich „profane“ Hoffnung auf den Bau eines Eigenheims eine wichtige Rolle gespielt.

Das fünfte Panel widmete sich der Ausgestaltung von Arbeitsplätzen. DENNIS GSCHAIDER (Essen) legte anhand der Architektur wissenschaftlicher Arbeitsplätze in der chemischen Industrie im 20. Jahrhundert dar, wie die Planung dieser Arbeitsmöglichkeiten dazu dienen sollte, wissenschaftliche Erkenntnis steuer- und kalkulierbar zu machen. Wissenschaftliche Kreativität sei eine ambivalente Ressource gewesen, die sich der Planbarkeit zwar entzog. Durch die technische Einrichtung sollte Zukunft aber „baubar“ gemacht werden. Dabei changierten diese Planungsträume zwischen Phasen des „Social Engineering“, der Motivationssteigerung und der Flexibilitätsentwürfe. MIRKO WINKELMANN (Berlin) folgte den Diskursen über „Telearbeit“, die in den USA der 1970er-Jahre eine Zukunft der Arbeit dargestellt habe. In den 1980er Jahren stieß die Telearbeit in den deutschen Gewerkschaften auf Kritik, die darin eine Rückkehr der „schlesischen Verhältnisse“ des 19. Jahrhunderts und eine Unterminierung ihrer organisatorischen Basis gesehen hätten. In den 1990er-Jahren sei die Telearbeit durch den Deutungsrahmen der „Informationsgesellschaft“ zu einer neuen Zukunftshoffnung für hochqualifizierte Arbeiternehmer/innen avanciert, die von den Gewerkschaften geteilt worden sei, aber nur eine limitierte Umsetzung gefunden habe. Resümierend zeige sich der Projektionscharakter der „Telearbeit“ daran, dass die 1980er- und 1990er-Jahre von einem ambivalenten Diskurs ohne Anwendung, die 2000er-Jahre aber von einer Anwendung ohne Diskurs geprägt seien.

Das sechste Panel fokussierte mit der Frage nach dem Verhältnis von Bildung, Arbeit und Zukunft einen Kernkomplex der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. FRANZISKA REHLINGHAUS (Potsdam) ging in ihrem Vortrag auf betriebliche Weiterbildungskurse zur Kreativitätsförderung ein, die die Dialektik zweier Paradigmen der Zukunftsgenerierung belegten. Anhand der Fortbildungskurse des Instituts für angewandte Kreativität, das Spontaneität und Unkonventionalität zur Maxime der Weiterbildung erhob, zeigte sie, dass der sich in den 1970er-Jahren durchsetzende Kreativitätsimperativ einer Arbeit jenseits rationaler Planung gleichermaßen mit einer Fixierung und Planung durch langfristige Personalentwicklungspläne einhergegangen sei und Kreativität damit auf Dauer gestellt werden sollte. Die Unplanbarkeit der Zukunft sei letztlich zur Bedingung ihrer Planbarkeit avanciert. Auch SINDY DUONG (Berlin) konzentrierte sich auf die 1970er-Jahre, indem sie die Furcht vor der „Akademikerschwemme“ aus der Perspektive der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) beleuchtete. Anhand des Wechselspiels von Expertisen und Gegenexpertisen betonte sie, dass die Deutungskämpfe um die Akademiker/innenarbeitslosigkeit einen Wirklichkeit strukturierenden Wert besessen hätten. Die GEW habe vor dem Hintergrund der divergierenden Erfahrung des „Lehrermangels“ der 1960er-Jahre die Angst vor der Akademiker/innenarbeitslosigkeit genutzt, um einen qualitativen und quantitativen Ausbau der Hochschulen zu fordern.

Ähnlich wie der Beitrag von Rehlinghaus konzentrierten sich MARTIN REMPE (Konstanz) und KLAUS NATHAUS (Oslo) im siebten und letzten Panel zur Musikbranche auf die Frage nach dem Verhältnis von Arbeit, Kapitalismus und Kreativität. Rempe betrachtete die Auseinandersetzungen von Berufsmusikern um ihr Selbstverständnis und um die Frage nach einer gewerkschaftlichen Organisation um die Jahrhundertwende. Im Spannungsfeld des Selbstverständnisses zwischen Arbeit und Kunst habe sich eine Dialektik entwickelt, die über die Vorstellung von Musik als Arbeit Handlungsfelder der „Verbürgerlichung“ und des Anschlusses an das Bürgertum ermöglichte. Ebenso sei die Position, kreative Arbeit führe in einen organisationsfeindlichen „Individualismus“, zu einfach gedacht, empirisch widerlegbar und Teil des Kreativitätsdiskurses. Ähnlich argumentierte auch Nathaus anhand der britischen Musikindustrie in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, dass der Kreativitätsimperativ nicht notwendig von der „Künstlerkritik“ (Luc Boltanski / Ève Chiapello) herrühre, sondern auf strukturelle und technische Verschiebungen in der Musikproduktion zurückgehe. Die Berufsmusiker der Musicians‘ Union seien in den 1970er-Jahren durch das Auftreten der Diskothek und der Rockmusik unter Druck geraten. Dabei hätten sich zentrale Parameter der Musikbranche verschoben: nicht mehr das Ideal des präzisen Kopierens in Live-Veranstaltungen, sondern die Kreativität eines neuen Albums sei zum Gütesiegel geworden. Gleichzeitig habe die Kreativität eine ideale Bewältigungsstrategie geboten, die es erlaubt habe, finanzielle Misserfolge als verkannte Kreativität zu interpretieren.

Die Abschlussdiskussion kreiste neben dem Problem des Verhältnisses von Vergangenheiten und Zukünften und der Gefahr der Nostalgisierung um die Frage, wieso auf der Tagung gesellschaftliche Großentwürfe von Zukunft so deutlich in den Hintergrund getreten seien. Zwei grundsätzliche Antworten auf diese Fragen kristallisierten sich heraus: Eine von vielen Diskutant/innen geteilte Position ging davon aus, dass mit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts aus der einen Zukunft multiple Zukünfte geworden seien. Eine andere Position vertrat den methodischen Einwand, dass, auch wenn die Akteure der Rationalisierung relativ blass geblieben seien, die Fokussierung auf die Praxis zeige, dass Großentwürfe von geringerer Relevanz und Verschiebungen von Zukunftsperspektiven sehr viel einfacher möglich gewesen seien. In der Praxis des Zukunftshandelns und in verschiedenen Akteurskoalitionen seien die einzelnen Generierungsformen von Zukunft ineinander verwoben, träten gleichzeitig auf und erschwerten eine analytische Trennung deutlich.

Zusammenfassend verdeutlichte die Tagung, dass sich mit der Frage nach der Rationalisierung von Arbeit sowie der Perspektive der Flexibilisierung und des Kreativitätsimperativs zwei Fluchtpunkte der vergangenen Zukünfte der Arbeit herauskristallisierten. Dies eröffnet drei grundsätzliche weiterführende Perspektiven: Erstens wäre zu vertiefen, in welcher Beziehung Rationalisierung, Technik und Zukunft stehen und wie sich Generierungsform und Inhalt dieser Zukunftsperspektiven zueinander verhalten. Es wäre also zu betrachten, inwieweit, neben der Verhandlung der Folgen technischer Zukünfte, Gewerkschaften nicht ausschließlich reaktiv handelten, sondern auch eine Verhandlung technischer Zukünfte als solche stattfand. Hier zeigen sich die Potentiale einer stärkeren Verschaltung der Gewerkschaftsgeschichte mit der Technik- bzw. der Wissenschaftsgeschichte. Zweitens verweist dies auf die notwendige Perspektive, die zeitgenössischen Wahrnehmungen und die Narrative der Akteure stärker von der historischen Analyse zu trennen. Das sozialwissenschaftliche Narrativ des „kreativen Kapitalismus“2 wurde in den Beiträgen etwa wiederholt aufgegriffen und problematisiert. Die Schaffung dieser „zukunftsfähigen“ Bereiche der Arbeit impliziert aber auch, dass zu eruieren wäre, inwieweit damit eine epistemische Rekonzipierung der (zukünftigen) Kategorie des „Nicht-zukunftsfähigen“ einherging. Drittens folgt aus der Tagung die Frage, inwieweit die Zukunft der Arbeit keine Arena sui generis darstellte, sondern immer auch ein Medium war, über das beispielsweise Ungleichheitskategorien verhandelt werden mussten. Insgesamt steckte die Konferenz das lohnenswerte Forschungsfeld der Zukünfte der Arbeit ab und zeigte gleichzeitig die Notwendigkeit einer scharfen analytischen Trennung der Frageperspektiven, ob über „Arbeit“ ein neuer Blick auf historische Zukünfte geworfen oder ob in der Analyse der Arbeit neben anderen auch „Zukunft“ als inhaltliche Kategorie genutzt werden soll.

Konferenzübersicht:

Michaela Kuhnhenne (Düsseldorf) / Stefan Müller (Bonn): Begrüßung

Ulf Teichmann (Bochum): Vergangene Zukünfte der Arbeit. Eine Einführung

Rationalisierungskonflikte:

Marco Swiniartzki (Jena): Zukunftshandeln in Zeiten der Automatisierung. Arbeiter, Ingenieure und Gewerkschaften in der Rationalisierung des deutschen Maschinenbaus (1919–1933)

Sebastian Voigt (München): Die Janusköpfigkeit der technischen Entwicklung. Zur Diskussion über Rationalisierung und Automatisierung in der Gewerkschaft Handel – Banken – Versicherungen (HBV) in den 1970er-Jahren

Harry Neß (Frankfurt am Main): Ein langer Blick zurück auf aktuelle Probleme: Umbrüche auf dem Weg von der Druck- zur Medienindustrie

Mensch-Maschinen-Diskurse:

Bernd Rudolph (Hamburg): Fritz Sternbergs Konzept der „Zweiten Industriellen Revolution“

Johannes Platz (Bonn): „Revolution der Roboter“ oder „Keine Angst vor Robotern“ – Zukunftsdiskurse in Sozialwissenschaft und Gewerkschaft über technologischen Wandel und Automation von 1949 bis 1968

Arbeit ohne Menschen:

Ralf Roth (Frankfurt am Main): Die automatische Fabrik als Zukunft in der Vergangenheit

Joachim Radkau (Bielefeld): „Industrie 4.0“: Marketing-Reizwort oder verheißungsvolles Zukunftsszenario?

Wolfgang Uellenberg van Dawen (Köln): Die Zukunft der Gewerkschaften am „Ende der Geschichte“. Die Zukunftsvorstellungen des DGB nach dem Ende des Systemkonfliktes

Zukunft im Spannungsfeld von Politik und Arbeit:

Theresa Adamski (Wien): „Stadt der Mitarbeit“ – Entwürfe von Arbeit in Baťas Zlín (1930–1938)

Saskia Geisler (Bochum): Die Zukunft bauen. Finnische Bauarbeiter in der Sowjetunion in den 1970er- und 1980er-Jahren

Arbeitsräume schaffen Zukunft:

Dennis Gschaider (Essen): Zwischen praktischem Handwerk und Automatisierung: Entwürfe wissenschaftlicher Arbeitsplätze in der chemisch-pharmazeutischen Industrie, 1950 bis 1990

Mirko Winkelmann (Berlin): Von der ‚elektronischen Einsiedelei‘ zum Heilsbringer der ‚Informationsgesellschaft‘: Telearbeit in Deutschland seit den 1980er-Jahren

Bildung der Zukunft – Zukunft der Bildung:

Franziska Rehlinghaus (Potsdam): Weiterbildung als Zukunftsplanung

Sindy Duong (Berlin): Wer hat Angst vorm akademischen Proletariat? Akademiker/innenarbeitslosigkeit als politische Dystopie und wissenschaftliche Prognose in der Bundesrepublik Deutschland, 1970–1990

Zukunftsmusiken:

Martin Rempe (Konstanz): „Die Musikerfrage ist im Prinzip eine Arbeiterfrage“: Zukunftsvorstellungen von Berufsmusikern in Deutschland im frühen 20. Jahrhundert

Klaus Nathaus (Oslo): „The life-style is its own reward“: Auftritt und Ethos des unternehmerischen Arbeiters in den britischen Musikindustrien, 1946–1989

Abschlussdiskussion

Anmerkungen:
1 Vgl. Rüdiger Graf / Benjamin Herzog, Von der Geschichte der Zukunftsvorstellungen zur Geschichte ihrer Generierung. Probleme und Herausforderungen des Zukunftsbezugs im 20. Jahrhundert, in: Geschichte und Gesellschaft 42 (2016), S. 497–515.
2 Vgl. stellvertretend Andreas Reckwitz, Die Erfindung der Kreativität. Zum Prozess gesellschaftlicher Ästhetisierung, Berlin 2012.


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