Dass der Antike im Schulunterricht eine immer geringere Bedeutung zukommt, ist ein grundlegendes Problem, welches an dieser Stelle nur erwähnt werden kann. Die klassische Antike wird hier gemeinsam mit anderen Hochkulturen, wie zum Beispiel dem Alten Ägypten, über einen Kamm geschoren. Dass aber für eine Epoche, die im Unterricht eine immer geringere Rolle spielt, immer noch Lern-CDs vertrieben werden1, kann als positives Zeichen gedeutet werden. Ein Teil der Inhalte der vorliegenden CD-Rom hat Eingang in die CD „Geschichte Geschehen – Antike“, die 2003 ebenfalls beim Klett-Verlag erschienen ist, gefunden. Das technische Alter der CD führt zu kleineren Kompatibilitätsproblemen. So wird für die Ausführung diverser Multimediainhalte Quicktime 2.11 benötigt. Vor allem auf neuen 64-Bit-Systemen lässt sich diese Version, die auf der CD enthalten ist, nicht mehr installieren. Dies hat zur Folge, dass sowohl die einführende Animation (man betritt das Grab) als auch verschiedene interaktive Funktionen auf 64-Bit-Systemen nicht richtig funktionieren. Inwiefern das Problem mittels einer virtuellen Windowsumgebung behoben werden kann, wurde nicht getestet. Doch muss an dieser Stelle erwähnt werden, dass die CD mit drei verschiedenen Systemen (Windows XP und Vista mit 32 Bit sowie Windows 7 mit 64 Bit) getestet wurde und bei jedem der Systeme irgendwelche Probleme auftraten.
Festhalten muss man, dass diese CD für den Unterricht der Klassen 5-7 konzipiert ist. Für Lehrer gibt es ein Arbeitsheft zur CD, welches Kopiervorlagen enthält. Diese entsprechen den Arbeitsmaterialien, die auf der CD als PDF-Dateien vorliegen. Zusätzlich hat das Heft aber noch einen Lösungsteil. Die auf der CD vorliegenden Arbeitsblätter enthalten eine Beschreibung der Handhabung der CD, sowie einige Arbeitsblätter und Overhead-Folien-Vorlagen, die allesamt farbig sind. Die Literaturliste enthält Literaturangaben zu acht populärwissenschaftlichen Büchern zum Alten Ägypten. Dass sich keins der Bücher direkt mit dem Grabmal beschäftigt, kann mit der Zielgruppe erklärt werden, wobei das Fehlen einschlägiger populärwissenschaftlicher Literatur zum Grabmal doch auffällt.2
Die CD selbst ist in die Kapitel „Die Sargkammer des Sennedjem“, „Die Grabanlage“, „Die Entstehung des Grabes“, „Das Dorf Deir el Medina“, „Die Arbeit an den Königsgräbern“, „Die Götterwelt am Nil“ und „Geheimnisvolle Hieroglyphenschrift“ unterteilt.
Im Kapitel „Die Sargkammer des Sennedjem“ kann man einen Blick auf die Wandmalereien der Kammer werfen und bekommt kurze Erklärungen zu den dargestellten Szenen. Eine Bewegung in der Kammer ist mittels Maus möglich und zu einer genaueren Betrachtung kann man an die einzelnen Zeichnungen heran zoomen oder seine Position in der Kammer ändern. Die Erklärungen sind zum Teil sehr kurz und nicht immer so detailliert wie die Bildausschnitte.
Durch „Die Grabanlage“ kann man sich vom Sennedjem selbst führen lassen oder sie auf eigene Faust erkunden. Dies funktionierte allerdings ansatzweise nur auf den 32-Bit-Systemen. Wählt man die Führung, bekommt man einige interessante Informationen zur Grabanlage. Die Führung selbst ist in kleine Abschnitte eingeteilt, so dass dem Nutzer die Gelegenheit gegeben wird, jederzeit eigenständig die Anlage zu erkunden. Leider stürzten alle benutzten Systeme beim Betreten des unterirdischen Teils der Anlage ab. Wählt man die eigenständige Untersuchung, so hat man zwar die Möglichkeit, sich einige Details genauer anzusehen, allerdings sind die hier zur Verfügung gestellten Informationen eher spärlich. Einen ähnlichen virtuellen Rundgang kann man auch im „Dorf Deir el Medina“ vornehmen. Dieser führt einen aber nur in ein Haus, wo man sich einige Räume ansehen kann und kleinere Informationen bekommt.
In „Die Entdeckung des Grabes“ informiert ein kurzer Film, der in drei Abschnitte geteilt ist, über die Entdeckungsgeschichte des Grabes. Den Aufwand, der bei der Konstruktion eines altägyptischen Grabes betrieben wurde, verdeutlicht ebenfalls ein kurzer Film, in dessen Anschluss man das Grab selbst betrachten kann.
Eine kurze Einführungsanimation im Abschnitt zur Götterwelt am Nil erzählt den Mythos vom Tod und der Wiedergeburt des Osiris. Im Anschluss hat man die Möglichkeit sich über die Götter Osiris, Isis, Horus, Ra, Anubis, Thoth, Maat, Ptah, Nut, Seth und Apophis zu informieren. Die Informationen sind kurz gefasst und der Nutzer bekommt die Möglichkeit, eine Götterstatue von allen Seiten zu betrachten.
Der Abschnitt „Geheimnisvolle Hieroglyphenschrift“ ist in vier weitere Kapitel unterteilt. Hier wird man überblicksartig über die Entwicklung von den Hieroglyphen hin zur demotischen Schrift informiert („Schriftsystematik und Alltagsschrift“). Ein weiteres Kapitel erklärt die Herstellung von Papyrus. Darauf folgt ein Abschnitt, der den Nutzer sehr kurz über die Entzifferungsgeschichte der Hieroglyphen informiert. Ein interaktives Element bekommt das Kapitel dadurch, dass der Nutzer seinen Namen in Hieroglyphen schreiben kann. Zum Lernen von Hieroglyphen (zumindest der Einkonsonantenzeichen) ist dieser Abschnitt ungeeignet, da er gänzlich unkommentiert ist.
Insgesamt bleibt ein ambivalenter Eindruck dieser CD-Rom zurück. Bedingt durch das Erscheinungsdatum ist sie heute technisch natürlich nicht mehr auf dem neusten Stand, aber die Probleme, die auf neueren Systemen auftreten, sind zumindest dem Rezensenten zum Teil nicht erklärbar. Von einer Nutzung mit 64-Bit-Systemen ist abzuraten. Für die eigentliche Zielgruppe (Schüler der Klassen 5-7) kann diese CD durchaus den Unterricht auflockern. Allerdings ist die CD-Rom leider nicht netzwerkfähig und auch nicht ohne den eigentlichen Datenträger nutzbar. Da es keine Lizenzinformationen gibt, muss man von einer Nutzung von Kopien abraten und einen Klassensatz CDs angeschaffen. Die mitgelieferten Arbeitsmaterialien erleichtern es Lehrenden, diese CD-Rom im Unterricht einzusetzen.
Für den Einsatz in Studium und universitärer Lehre ist die CD-Rom eher ungeeignet, doch ist sie hierfür auch nicht konzipiert worden.
Anmerkungen:
1 Allein die Systemvoraussetzungen (ab Windows 95) zeigen, dass es sich hierbei um ein altes Produkt handelt, welches immer noch vertrieben wird. Das Erscheinungsdatum der CD war 2001.
2 Zu nennen wäre zumindest: Abdel Shedid / Anneliese Shedid, Das Grab des Sennedjem, Mainz 1995.