Texte aus der Umwelt des Alten Testaments

Cover
Titel
Texte aus der Umwelt des Alten Testaments. Gesamtedition. CD-ROM.


Herausgeber
Bock, Burghard
Erschienen
Anzahl Seiten
CD-ROM
Preis
€ 428,40
Rezensiert für H-Soz-Kult von
Kai Ruffing, Seminar für Alte Geschichte, Philipps-Universität Marburg

Die Reihe ‘Texte aus der Umwelt des Alten Testaments’ (TUAT) ist seit nunmehr über 25 Jahren ein Referenzpunkt für jeden, der sich mit den sogenannten ‘Randvölkern’ der Alten Welt beschäftigt. Der Erfolg dieser Reihe, die im Jahr 1981 begonnen und im Jahr 2001 mit einem Ergänzungsband abgeschlossen wurde, zeigt sich nicht zuletzt darin, dass seit dem Jahr 2004 die Neue Folge der TUAT-Reihe erscheint.1

Die in der ursprünglichen TUAT-Reihe vereinten Urkunden liefern nicht nur einen allgemeinen Zugang zu den im östlichen Mittelmeerraum und Iran beheimateten Kulturen, sondern sind auch von hohem Interesse für jeden der sich mit der Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Antike beschäftigt. Die Einvernahme beispielsweise der neubabylonischen Urkunden für die Wirtschafts- und Sozialgeschichte der hellenistischen Welt wurde schon von M.I. Rostovtzeff und F.M. Heichelheim als äußerst förderlich angesehen und gefordert.2 Welchen Wert eine Auswertung des diesbezüglichen Urkundenmaterials hat, zeigt schon ein kurzer Blick in die kürzlich von Michael Jursa vorgelegte, äußerst interessante und lesenswerte Übersicht über die neubabylonischen Archive.3 Aber auch für die politische Geschichte wertvolle Dokumente sind in der TUAT-Reihe mit deutscher Übersetzung aufgeführt und so demjenigen, der die iranischen Sprachen nicht beherrscht, zugänglich und damit auch und vor allem in der Lehre verwendbar. Man denke nur an die Behistun-Inschrift von Dareios I., den Kyros-Zylinder oder die Satrapenstele von Ptolemaios Soter.

Umso begrüßenswerter ist, dass diese fundamentale Urkundensammlung nun auch in elektronischer Form verfügbar ist. Grundsätzlich wurde der Text aller TUAT-Bände in das pdf-Format umgesetzt, wobei die Seitenzählung der Originalausgabe beibehalten worden ist. Dementsprechend ist das digitale Medium in der gleichen Weise zitierbar wie die Originalpublikation. Die drei Hauptbände der Reihe sind in einer einzigen Datei, die insgesamt 3212 Seiten umfasst, vereint; der Ergänzungsband ist in einer eigenen Datei zugänglich, aber mit dem Hauptdokument so verknüpft, dass er über die im Acrobat Reader übliche Navigation direkt erreichbar ist. Das Inhaltsverzeichnis, das alle TUAT-Bände umfasst, ist mit dem Text verknüpft, so dass man über ein einfaches Klicken an die gewünschte Stelle gelangt. Dieses ausführliche Inhaltsverzeichnis, es umfasst immerhin 54 Seiten, ist jedoch nicht die einzige Möglichkeit, sich den Text zu erschließen. Selbiges wird auch durch ausführliche Register ermöglicht, in denen die dort angegebenen Seitenzahlen mit den jeweiligen Seiten verlinkt sind. Auf diese Weise sind Namen von Göttern, Geistern und Dämonen, Namen von Personen, Völkern und Stämmen sowie schließlich Namen von Bergen, Flüssen, Orten und Bauwerken schnell im Text zu verorten und zu erreichen. Hier wie auch in dem ebenfalls vorhandenen Schlagwortregister ist negativ anzumerken, dass der gesuchte Begriff, sobald man dem Verweis gefolgt ist, nicht graphisch hervorgehoben wird. Für den Nutzer äußerst wertvoll sind aber die TUAT-Gesamtinhaltsverzeichnisse. In diesen werden die Texte allgemein nach Jahrhunderten, dann aber auch nach Jahrhunderten und Sprachen (z.B. 2. Jh. n.Chr., ägyptische Texte) und nach Sprachen sowie schließlich nach Sprachen und Jahrhunderten (z.B. Akkadische Texte, 3. Jh. v.Chr.) erschlossen. Hinzu tritt ein Seitenverzeichnis, über das man die Seiten der gedruckten Version direkt in der digitalen Version ansteuern kann.

So gut die Erschließung der Textbänder über diese Register ist, so bescheiden nehmen sich die Suchmöglichkeiten im Text aus. Es sind nämlich lediglich die Funktionen, die der Acrobat Reader bietet, die dem Nutzer hier zur Verfügung gestellt werden, will sagen, eine Volltextrecherche kann lediglich über den Reader vorgenommen werden, der immerhin die Verwendung der üblichen Operatoren erlaubt. Hier ist allerdings auf eine Eigentümlichkeit hinzuweisen, denn auf der CD befindet sich der Acrobat Reader 5.1.0, mithin Technologie aus dem Jahr 2002. Auch wenn aufgrund der vielen diakritischen Zeichen und Sonderzeichen die Wahl des pdf-Formats aus Gründen der Zukunftssicherheit nachvollziehbar ist4, scheint doch die Wahl dieser Version – aktuell ist immerhin die Version 8 – nicht nachvollziehbar. Hinzu kommt, dass bei aktiviertem Autoplay automatisch die Version 5 gestartet wird.

Dafür sind die Systemvoraussetzungen für die Nutzung der digitalen Version sehr niedrig. Mehr als einen Pentium 1 mit 128 MB RAM und einen VGA Monitor mit 256 Farben und einer Auflösung von 640 x 480 braucht es nicht, um die digitale Version der TUAT-Reihe zu nutzen. Alles andere als niedrig ist indes der Preis für die TUAT-CD. Sie schlägt mit 448,00 Euro zu Buche, was in Zeiten knapper Bibliotheksmittel ein wenig happig erscheint.

Alles in allem ist die CD-ROM der TUAT aber ein äußerst gelungenes Instrument, das die Arbeit mit dem Urkundenmaterial erleichtert und vor allem das letztere in seiner Gesamtheit schnell erschließt. Hierzu tragen die ausführlichen referenzierten Register und Indizes das ihre bei, zumal mit Hilfe der CD zum ersten Mal ein Gesamtregister zu den TUAT-Bänden vorgelegt wird. Die Umsetzung mit bescheidenen technischen Mitteln gewährleistet dabei auf der anderen Seite die Anwendbarkeit des Ganzen auf bescheiden ausgestatteten Rechnern. Auf jeden Fall ist dem Redakteur für seine mühevolle Arbeit, den Textbestand in die digitale Form zu überführen, zu danken, da er der Forschung hierdurch ein wertvolles Arbeitsmittel an die Hand gegeben hat.

Anmerkungen:
1 Jankowski, Bernd; Wilhelm, Gernot (Hrsg.), Texte zum Rechts- und Wirtschaftsleben (TUAT NF 1), Gütersloh 2004; dies. (Hrsg.), Staatsverträge, Herrscherinschriften und andere Dokumente zur politischen Geschichte (TUAT NF 2), Gütersloh 2005.
2 Rostovtzeff, Michael Ivanovitch, The Social and Economic History of the Hellenistic World vol. II, Oxford 1941, 424-425; Heichelheim, Fritz, Wirtschaftsgeschichte des Altertums vom Paläolithikum bis zur Völkerwanderung der Germanen, Slaven und Araber, Leiden 1938 (ND Leiden 1969), S. 515 und S. 532 sowie seine Ausführungen S. 106-216.
3 Jursa, Michael, Neo-Babylonian Legal and Administrative Documents. Typology, Contents, Archives (GMTR 1), Münster 2005.
4 Vgl. aber die Lösungsmöglichkeiten, die diesbezüglich von Heller, Martin, Approximative Indexierungstechniken für historische deutsche Textvarianten, HSR 31.3 (2006), S. 288-307, aufgezeigt werden.

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