(Un-)Sicherheit und (Un-)Gleichheit. Spannungs- und Wechselverhältnisse bei der Versicherheitlichung des Sozialen im 19. und 20. Jahrhundert

(Un-)Sicherheit und (Un-)Gleichheit. Spannungs- und Wechselverhältnisse bei der Versicherheitlichung des Sozialen im 19. und 20. Jahrhundert

Veranstalter
Marcus Böick (University College London/Ruhr-Universität Bochum); Eva Gajek (Universität Gießen)
PLZ
44801
Ort
Bochum
Land
Deutschland
Vom - Bis
01.03.2023 -
Deadline
22.02.2022
Von
Marcus Böick, Institute of Advanced Studies, University College London

(Un-)Sicherheit und (Un-)Gleichheit. Spannungs- und Wechselverhältnisse bei der Versicherheitlichung des Sozialen im 19. und 20. Jahrhundert

Die für Februar 2023 geplante Konferenz will Fragen der historischen Sicherheits- und Ungleichheitsforschung in einen umfassenden Dialog miteinander bringen. Mit Blick auf Akteure, Interaktionen und Reflexionen sollen Dimensionen einer möglichen "Versicherheitlichung des Sozialen" anhand von europäischen, inter- und transnationalen Fallbeispielen aus dem 19. und 20. Jahrhundert diskutiert werden.

(In)Security and (In)Equality. Relations and Frictions in the Securitisation of the Social during the 19th and 20th centuries

The conference planned for February 2023 aims to bring questions of historical security and inequality research into a comprehensive dialogue with each other. With a focus on actors, interactions and reflections, dimensions of a possible "Securitisation of the Social" will be discussed on the basis of European, inter- and transnational case studies from the 19th and 20th centuries.

(Un-)Sicherheit und (Un-)Gleichheit. Spannungs- und Wechselverhältnisse bei der Versicherheitlichung des Sozialen im 19. und 20. Jahrhundert

Im Januar 2022 flammte in Großbritannien, inmitten von Pandemie, Kriegsgefahr und Party-Skandalen, eine Debatte über die persönliche Sicherheit von Prinz Harry und seiner Familie auf. Er würde ja gerne persönlich an den Feierlichkeiten zum 70. Thronjubiläum seiner Großmutter Elisabeth teilnehmen, fürchte aber um die Sicherheit seiner Frau und seiner Kinder, da der britische Staat ihm den Personenschutz nach seinem vieldiskutierten Rückzug aus der königlichen Familie und dem folgenden Wegzug in die USA entzogen habe. Der Prinz erklärte sich sogar bereit, seine US-Privatwächter mitzubringen und aus eigener Tasche zu finanzieren, jedoch besäßen diese vor Ort keinerlei besonderen Kompetenzen, um sich gegen die von ihm gefürchteten Paparazzi zur Wehr zu setzen. Nichtsdestotrotz winkten Scotland Yard und Polizei sogleich demonstrativ ab: Niemand müsse in England für seine eigene Sicherheit selbst bezahlen; wenn eine konkrete Bedrohungslage vorliege, sorge selbstverständlich der Staat mit seinen Kräften für den Schutz der Person. Dies sei jedoch bei Harry und seiner Familie gegenwärtig nicht der Fall.

Ist die eigene Sicherheit (auch) eine Frage des Preises? Sind Sicherheit und Wohlstand damit genauso verknüpft wie Unsicherheit und Armut? Der Verbindung von Vorstellungen, Praktiken und Erfahrungen von (Un-)Sicherheit und (Un-)Gleichheit will die für Februar 2023 geplante Veranstaltung systematisch nachgehen. Damit sollen zwei mittlerweile breit etablierte Forschungsfelder – die historische Sicherheits- wie die Ungleichheitsforschung – in einen intensiven Dialog gebracht werden. Die Verknüpfung von in aller Regel staatsbezogenen Sicherheitsfragen mit gesellschaftsorientierten (Un-)Gleichheitsdiskussionen wollen wir als Form einer möglichen Versicherheitlichung des Sozialen bzw. sozialer Ungleichheiten (wie etwa Gender, Class oder Ethnicity) diskutieren.

Im Kern geht es dabei um die Frage, welche gesellschaftlichen Gruppen sich legitimerweise mit welchen Mitteln vor welchen Gefahren oder Bedrohungen (nicht) schützen dürfen – und mit welchen Argumenten und Begründungen aus der sozialen Welt diese Diskussionen bestritten werden. Thematisiert werden sollen in diesem Zusammenhang die vielfältigen Akteure und sozialen Gruppen im Kontext der (Un-)Sicherheitsproduktion, die Interaktionen und Begegnungen zwischen diesen Akteuren sowie schließlich die umfassenden Reflexionen und Interpretationen. Anhand von Fallbeispielen aus dem 19. und 20. Jahrhundert sollen dabei auch inter- und transnationale Aspekte in Deutschland, Europa und weltweit vergleichend diskutiert werden.

Für eine internationale Veranstaltung im Februar 2023 suchen wir Beiträgerinnen und Beiträger. Wir bitten, ein deutsch- und englischsprachiges Abstract von 2.000 Zeichen mit einem kurzen Lebenslauf bis zum 22.2.2022 an marcus.boeick@rub.de und Eva.M.Gajek@journalistik.geschichte.uni-giessen.de zu senden. Besonders freuen wir uns über Projektideen und Beiträge von Nachwuchswissenschaftler*innen, die wir hiermit explizit zu einer Einreichung auffordern möchten.

(In)Security and (In)Equality. Relations and Frictions in the Securitisation of the Social during the 19th and 20th centuries

In January 2022, amid pandemic, war threats and party scandals, a debate flared up in the British media: the personal safety of Prince Harry and his family, after he expressed fear for his wife and children should they attend the Queen’s 70th anniversary on the throne. Previously, the British state had withdrawn his personal protection following his much-discussed retirement from the royal family and subsequent move to the United States. The prince proposed to bring his US private guards with him and to finance them out of his own pocket, but they would not have any official powers on the spot to defend against paparazzi. Scotland Yard and the police immediately waved them off: No one has to pay for his or her own security in England. If there is a concrete threat, the state will of course use its powers to protect those at risk. However, the state deemed Harry and his family to not be at risk.

Is one's own security a question of price? Are security and prosperity just as linked to each other as insecurity and poverty? The international event planned for February 2023 will systematically investigate this connection between ideas, practices, and experiences of (in)security and (in)equality. It will bring together two now widely established fields of research – historical security research and inequality research – into an intensive dialogue on both security issues, which are generally state-related, and society-oriented (in)equality discussions as a form of a possible securitisation. Overarchingly, the session with examine which social groups are legitimately allowed to protect themselves with which means from which dangers or threats – and with which arguments and justifications. To support reflection and interpretation, diverse actors and social groups in the context of (in)security will be addressed, and case studies from the 19th and 20th century Germany, Europe and worldwide will also be used as comparison points.

We welcome contributions for the event. Please send an abstract, written in German or English, of 2,000 characters with a short curriculum vitae to marcus.boeick@rub.de and Eva.M.Gajek@journalistik.geschichte.uni-giessen.de by 22.2.2022. We would be particularly pleased to receive project ideas and contributions from young researchers.

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