Die Ruhrkrise von 1923 in transnationaler und regionaler Perspektive

Die Ruhrkrise von 1923 in transnationaler und regionaler Perspektive

Organizer
Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde, Historische Kommission für Westfalen, Landesarchiv Nordrhein-Westfalen, Stiftung Geschichte des Ruhrgebiet (Stefan Berger / Frank M. Bischoff / Mechthild Black-Veldtrup)
Host
Stefan Berger / Frank M. Bischoff / Mechthild Black-Veldtrup
Venue
Haus der Geschichte des Ruhrgebiets, Clemensstr. 17–19
ZIP
44789
Location
Bochum
Country
Germany
Takes place
In Attendance
From - Until
13.09.2023 - 15.09.2023
By
Keywan Klaus Münster, Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde (c/o LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte)

Vom 13. bis 15. September 2023 laden die Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde, die Historische Kommission für Westfalen, das Landesarchiv Nordrhein-Westfalen und die Stiftung Geschichte des Ruhrgebiets zu einer Tagung zur Ruhrkrise von 1923 ein. Tagungsort ist das Haus der Geschichte des Ruhrgebiets in Bochum. Das detaillierte Tagungsprogramm mit Anmeldungsunterlagen wird bis Dezember 2022 auf den Homepages der beteiligten Einrichtungen bereitgestellt.

Die Ruhrkrise von 1923 in transnationaler und regionaler Perspektive

Der Einmarsch französischer und belgischer Truppen in das Ruhrgebiet im Januar 1923 eröffnete ein Jahr, das die Weimarer Republik vor ernsthafte Herausforderungen stellte. Bis heute prägt die Vorstellung eines verlängerten Kriegszustandes an Rhein und Ruhr das Bild des „Krisenjahres“ 1923. Doch herrschte über den zeitgenössisch auch propagandistisch von allen Seiten aufgeladenen „Ruhreinbruch“ bei den Ententemächten keineswegs Einigkeit. Die Tagung wird die jeweiligen Interessen Großbritanniens, Frankreichs und Belgiens im Rahmen einer transnationalen Herangehensweise kritisch hinterfragen, sowohl in ihrer politischen als auch wirtschaftlichen Dimension.

Die Besetzung verfolgte das Ziel, aus dem Ruhrgebiet Kohle und Koks als produktives Pfand zur Versorgung der eigenen Industrien abzuziehen, was unmittelbare Konsequenzen für Wirtschaft und Unternehmen im Ruhrgebiet hatte. Die nationale Empörung in Deutschland war groß, ein Generalstreik im Ruhrgebiet mit vielen Sabotageakten gegen Gütertransporte die Folge. Konflikte mit den Besatzern waren zwangsläufig, wenngleich hier die Wirkung in alltagsgeschichtlichen Zusammenhängen näher zu beleuchten und zu hinterfragen ist, wer denn die jeweiligen Konfliktpartner jenseits der großen Politik vor Ort waren. Denn die Krise war nicht allein durch den sog. „Ruhrkampf“ geprägt, sondern von einer immensen Inflation und hohen Arbeitslosigkeit. Beeinträchtigungen des Alltagslebens und der sozioökonomischen Verhältnisse waren vielfältig und betrafen auch die Mobilität, nicht nur die wirtschaftliche, sondern auch die individuelle. Insofern ist zu differenzieren, welche Ursachen resp. Maßnahmen womöglich jeweils mit regionalen und lokalen Unterschieden das Leben der Menschen in der Ruhrkrise beeinträchtigte.

Die Polarisierung der Verhältnisse wurde durch Spartakisten und Kommunisten ebenso gefördert wie durch rechtsextremistische Kräfte und ehemalige Freikorps-Angehörige und fand im blutigen Karsamstag oder im Fall Schlageter Kristallisationspunkte. Dem Aufruf zum passiven Widerstand und seiner Unterstützung durch die Reichsregierung folgte im Laufe des Sommers die Sorge vor einer „Versackungspolitik“ und Tendenzen zu separatistischen Lösungen im Rheinland, die einhergingen mit verfassungsrechtlichen Fragen.

Anmeldung unter info@grhg.de.

Programm

Mittwoch, 13.09.2023

18.00 Uhr
Begrüßung
Stefan Berger, Frank M. Bischoff, Mechthild Black-Veldtrup

18.15–19.00 Uhr
Eröffnungsvortrag Robert Gerwarth
Die Ruhrbesetzung im Kontext der internationalen politischen Entwicklung der 1920er-Jahre: Eine Einordnung

19.00–20.30 Uhr
Stay together: Imbiss im Haus der Geschichte des Ruhrgebiets für Teilnehmer:innen

Donnerstag, 14.09.2023

09.00–10.45 Uhr
Sektion 1: Transnationale Aspekte (Robert Gerwarth)
- Stefan Berger, Die britische Labour Party und die Ruhrkrise 1923
- Benedikt Neuwöhner, Eine Insel der Seligen? Das britisch besetzte Rheinland im Schatten der Ruhrkrise
- Anne Godfroid, Role and room for manoeuvre of Belgian diplomacy in the Ruhr: obstructor, moderator or instigator?

10.45–11.15 Uhr
Kaffeepause

11.15–13.00 Uhr
Sektion 2: Verfassung, Recht und Gewalt (Frank M. Bischoff)
- Christoph Gusy, Die Ruhrbesetzung als Verfassungs- und Völkerrechtskrise
- Georg Mölich, Die Weimarer Reichsverfassung als politischer Bezugspunkt für regionale Aktionsformen im Westen seit 1922
- Daniel Schmidt, Zwischen den Fronten – Polizei im Ruhrgebiet im Krisenjahr 1923

13.00–14.15 Uhr
Mittagspause (zur freien Disposition)

14.15–16.00 Uhr
Sektion 3: Wirtschafts- und unternehmensgeschichtliche Aspekte (Dieter Ziegler)
- Stefanie van de Kerkhoff, Sozio-ökonomischen Konsequenzen der Ruhrkrise 1923 für die rheinische Industrie
- Ralf Stremmel, Taktik, Risiko und Überzeugung. Reaktionen der Industrie auf die Ruhrbesetzung
- Hein Klemann, Economic mobility during the 1923 Ruhr Crisis. Rhine navigation between the Netherlands and Germany

16.00–16.30 Uhr
Kaffeepause

16.30–17.45
Sektion 4: Migration und Mobilität (Margrit Schulte Beerbühl)
- Guido Thiemeyer, Die Zentralkommission für die Rheinschifffahrt in der Ruhrkrise
- Mechthild Black-Veldtrup, „…ausgesetzt auf der Lippebrücke“. Ausweisungen als Reaktion der Besatzer auf den passiven Widerstand

Gemeinsames Abendessen der Referent:innen und Sektionsleiter:innen

Freitag, 15.09.2023

09.00–10.45 Uhr
Sektion 5: Preußische und regionale Aspekte (Mechthild Black-Veldtrup)
- Ulrich Kober, Zwischen Reich und Region: Wahrnehmung, Handlungsspielräume und Reaktionen der preußischen Zentralregierung in der „Ruhrkrise 1923“
- Mark Haarfeldt, „Eine hehre Begeisterung wie 1914“. Über die deutsche Propaganda während des passiven Widerstandes im Ruhrgebiet
- Martin Schlemmer, Das „Krisenjahr“ 1923 als Zäsur? Ein vergleichender Blick auf regionale und nationale Aspekte der Ruhrkrise in transnationalen Kontexten

10.45–11.15 Uhr
Kaffeepause

11.15–13.00 Uhr
Sektion 6: Lokalgeschichtliche Aspekte (Julia Paulus)
- Kai Schäder, Französische Besatzung in Dortmund aus Verwaltungssicht
- Hendrik Cramer, Konfrontation und Kooperation. Leben im besetzten Bochum 1923–1925
- Andreas Pilger, Legitimation durch Verfahren? Strategien der Konfliktregulierung zwischen Militärregierung und einheimischer Politik, Verwaltung und Bevölkerung während der Ruhrbesetzung in Duisburg

13.00–14.15 Uhr
Mittagspause (zur freien Disposition)

14.15–16.00 Uhr
Sektion 7: Alltag, Kirche und Kultur (Gertrude Cepl-Kaufmann)
- Margrit Schulte Beerbühl, Alltagserfahrungen im besetzten Ruhrgebiet (1923–1925)
- Armin Schlechter, Frankreichs Kulturpolitik in seinen Besatzungszonen
- Keywan Klaus Münster, Eine „Lebensfrage des Katholizismus“ zwischen Abwehrfront und Lernprozess. Beobachtungen zum Erzbistum Köln während der Ruhrbesetzung 1923/1924

16.00–16.15 Uhr
Schlussworte und Verabschiedung

Contact (announcement)

Geschäftsstelle der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde
c/o LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte
Abtl. Geschichte und LVR-Kulturhaus Landsynagoge Rödingen
Endenicher Straße 133
53115 Bonn
Tel.: 0228 9834-220
E-Mail: info@ghrg.de

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German
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