Gedenkstättengeschichte(n). KZ-Gedenkstätten in postnationalsozialistischen Gesellschaften von 1945 bis heute – Bestandsaufnahme und Perspektiven

Gedenkstättengeschichte(n). KZ-Gedenkstätten in postnationalsozialistischen Gesellschaften von 1945 bis heute – Bestandsaufnahme und Perspektiven

Organizer
KZ-Gedenkstätte Neuengamme und Bundeszentrale für politische Bildung
Venue
KZ-Gedenkstätte Neuengamme
ZIP
21039
Location
Hamburg
Country
Germany
From - Until
12.05.2022 - 14.05.2022
Deadline
10.04.2022
By
Frederik Schetter, Bundeszentrale für politische Bildung

Die Konferenz verfolgt eine doppelte Zielsetzung: Zum einen soll "Gedenkstättengeschichte" als gesellschafts-geschichtlicher Forschungsgegenstand konturiert und zu weiteren Forschungen angeregt werden. Zum anderen soll nach dem praktischen Stellenwert von Gedenkstättengeschichte in der Ausstellungs- und Vermittlungsarbeit vor Ort gefragt werden.

Gedenkstättengeschichte(n). KZ-Gedenkstätten in postnationalsozialistischen Gesellschaften von 1945 bis heute – Bestandsaufnahme und Perspektiven

Im Herbst 2021 blickte die KZ-Gedenkstätte Neuengamme auf ein Ereignis zurück, das für ihre Entwicklung von entscheidender Bedeutung war: Am 18. Oktober 1981 wurde am Rande des ehemaligen Lagergeländes das „Dokumentenhaus Neuengamme“ eröffnet. Besucher:innen konnten sich nun erstmals vor Ort über die Geschichte des Lagers informieren; Überlebende und Angehörige bekamen eine Anlaufstelle. Eine kontinuierliche Forschungs- und Vermittlungsarbeit begann, die Grundlagen für die heutige Gedenkstättenarbeit schuf.

Zeitgleich setzte eine intensive Vernetzungs- und Dokumentationstätigkeit ein: Bereits Anfang 1981 hatte die Bundeszentrale für politische Bildung eine erste Topographie der NS-Verbrechen in der Bundesrepublik veröffentlicht. Aus einem ersten Treffen von Gedenkstätteninitiativen anlässlich der Eröffnung des „Dokumentenhaus Neuengamme“ ging der Sammelband „Die vergessenen KZs?“ hervor, der die Geschichte des gesellschaftlichen Umgangs mit den Orten ehemaliger Konzentrationslager in der Bundesrepublik aus einer aktivistischen Perspektive kritisch resümierte. Laut seinem Herausgeber Detlef Garbe verstand sich das Buch dabei auch als ein „Versuch, die historische Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus nicht auf die zwölf Jahre der Naziherrschaft zu beschränken. [...] Die Auseinandersetzung mit unserer Geschichte, wie sie war, muss immer auch die Auseinandersetzung mit unserer Geschichte sein, wie sie weitergegangen ist und weitergehen soll.“

Ganz in diesem Sinne wollen wir 40 Jahre danach erneut eine historische Standortbestimmung unternehmen. Dabei gehen wir davon aus, dass die Transformation nationalsozialistischer Tatorte in dauerhafte Gedenk- und Lernorte in den Nachfolgestaaten des „Dritten Reichs“ keineswegs selbstverständlich war und ist. Zwar haben sich diesbezüglich in der Bundesrepublik, der DDR und Österreich gängige Narrative herausgebildet, doch nur für wenige Orte ehemaliger Konzentrationslager wurde die Entwicklung systematisch erforscht.

Die Konferenz will daher zu einer weiteren Historisierung anregen: Bisherige Forschungsergebnisse sollen zusammengeführt, bilanziert und mit Blick auf Leerstellen und weiterführende Fragestellungen reflektiert werden. Dabei soll „Gedenkstättengeschichte“ zum einen als gesellschaftsgeschichtlicher Forschungsgegenstand konturiert und zu weiteren Forschungen angeregt werden. Zum anderen soll aber auch nach dem praktischen Stellenwert von Gedenkstättengeschichte in der Ausstellungs- und Vermittlungsarbeit vor Ort gefragt werden: Handelt es sich bei der mittlerweile über 70-jährigen Geschichte des gesellschaftlichen Umgangs mit Orten ehemaliger Konzentrationslager tatsächlich nur um eine „Nachgeschichte“? Oder ist sie als eigenständige Geschichte zu begreifen, die auch ein Potenzial für neue Zugänge in der Vermittlungsarbeit bietet?

Falls Sie sich für eine Teilnahme an der Konferenz interessieren:

Bitte melden Sie sich unter Angabe Ihres institutionellen bzw. fachlichen Hintergrundes bis zum 10. April 2022 unter folgender E-Mailadresse: studienzentrum@gedenkstaetten.hamburg.de.

Die Teilnahme-Kapazitäten sind leider beschränkt. Wir melden uns zeitnah bei Ihnen zurück. Für die Verpflegung während der Konferenz ist gesorgt. Darüber hinaus können wir keine Reise- und Übernachtungskosten übernehmen. Das Studienzentrum berät Sie gerne zu nahe gelegenen Unterkünften.

Programm

Donnerstag, 12. Mai 2022

Ankommen und thematische Annäherung

13.30–15.00 Uhr: Ortsbesichtigung (fakultativ mit Extra-Anmeldung)
Karin Heddinga & Georg Erdelbrock: Geländeführung zur Geschichte der KZ-Gedenkstätte Neuengamme

15.00–16.00 Uhr: Empfang und Snack

16.00–16.15 Uhr: Begrüßung
Dr. Oliver von Wrochem (KZ-Gedenkstätte Neuengamme)
Frederik Schetter (Bundeszentrale für politische Bildung)

16.15–17.00 Uhr: Einführung
Cornelia Siebeck: Gedenkstättengeschichte(n) – Bestandsaufnahme und Fragestellungen

17.00-17.15 Uhr: Kaffeepause

17.15–19.00 Uhr: Thesen zu Konferenzbeginn
Dr. Katrin Hammerstein: Postnationalsozialistische Erinnerungsdiskurse im Vergleich
Prof. Dr. Habbo Knoch: KZ-Gedenkstätten in Deutschland und Österreich
Dr. Thomas Lutz: Kontexte und Veränderungen der Gedenkstättenarbeit
Moderation: Dr. Insa Eschebach

19.15 Uhr ff. Abendessen für alle Teilnehmer:innen in Neuengamme

Freitag, 13. Mai 2022

Geschichte der KZ-Gedenkstätten in Deutschland und Österreich

09.00–11.00 Uhr: KZ-Gedenkstätten in der Bundesrepublik
Prof. Dr. Harold Marcuse: Die Entwicklung der KZ-Gedenkstätte Dachau
Dr. Thomas Rahe: Die Entwicklung der KZ-Gedenkstätte Bergen-Belsen
Prof. Dr. Detlef Garbe: Die Entwicklung der dezentralen Gedenkstättenlandschaft in der Bundesrepublik
Moderation: Dr. Nicola Wenge

11.00–11.30 Uhr: Kaffeepause

11.30–13.00 Uhr: KZ-Gedenkstätten in der DDR und Österreich
Prof. Dr. Jens-Christian Wagner: Die Entwicklung der KZ-Gedenkstätten in der DDR
Prof. Dr. Bertrand Perz: Die Entwicklung der KZ-Gedenkstätten in Österreich
Moderation: Dr. Axel Drecoll

13.00–14.30 Uhr: Mittagessen

14.30–16.00 Uhr: Die 1990er-Jahre als Transformationszeit? KZ-Gedenkstätten nach dem Ende des Kalten Krieges
Podiumsgespräch mit: Dr. Barbara Distel, Prof. Dr. Günter Morsch, Dr. Carola Rudnick und Prof. Dr. Heidemarie Uhl
Moderation: Dr. Harald Schmid

16.00–16.30 Uhr: Kaffeepause

16.30–18.00 Uhr: Jenseits der „großen Erzählung“: Kontingenz und Ungleichzeitigkeit? Lokale Entwicklungsgeschichten - vier parallele Workshops:

1: Dr. Marco Brenneisen, Dr. Ann-Katrin Düben, Andreas Froese, Mod.: N.N.
2: Robert Obermair, Christian Rabl, Maik Ullmann, Mod.: N.N.
3: Andreas Ehresmann, Dr. Sabine Graf, Jens Hecker, Mod.: N.N.
4: Dr. Esther Abel, Thomas Altmeyer, Kirsten John-Stucke, Mod.: N.N.

(Alternativ: „Die museale Darstellung der Geschichte der KZ-Gedenkstätte Neuengamme: Thematischer Rundgang und Diskussion in der Dauerausstellung“ / Führung und Gespräch mit Christian Römmer)

18.00–18.45 Uhr: Gedenkstättengeschichte als Forschungsgegenstand. Fragestellungen und Perspektiven
Fishbowldiskussion, Moderation: Dr. Susann Lewerenz und Frederik Schetter

Samstag, 14. Mai 2022

Historische Querschnittsthemen und Praxistransfer

09.00–10.00 Uhr: Die Verräumlichung der historisch-politischen Bildung zur NS-Vergangenheit. Orte ehemaliger Konzentrationslager als „Lernorte“ – Versuch einer Historisierung
Podiumsgespräch mit Dr. Werner Dreier, Prof. Dr. Volkhard Knigge & Gottfried Kößler
Moderation: Norbert Reichling

10.00–10.30 Uhr: Kaffeepause

10.30–12.00 Uhr: Gedenkstättengeschichte als Gesellschaftsgeschichte? Historische Querschnittsthemen - vier parallele Workshops:

1: Dr. Katja S. Baumgärtner, Christian Römmer, Laura Schilling, Mod.: N.N.
2: Dr. Henning Borggräfe, Ulrike Löffler, Fabian Schwanzar, Mod.: N.N.
3: Sarah Grandke, Margarita Wolf, Ulrich Tempel, Mod.: N.N.
4: Hanne Leßau, Rikola-Gunnar Lüttgenau, Dr. Paul Vehse, Mod.: N.N.

(Alternativ: „Die museale Darstellung der Geschichte der KZ-Gedenkstätte Neuengamme: Thematischer Rundgang und Diskussion in der Dauerausstellung“ / Führung und Gespräch mit Alyn Bessmann und Dr. Insa Eschebach)

12.00–13.30 Uhr: Mittagessen

13.30–15.00 Uhr: Praxistransfer und Ausblick
Nur eine „Nachgeschichte“? Gedenkstättengeschichte in der Ausstellungs- und Vermittlungsarbeit
Podiumsdiskussion mit Prof. Dr. Bertrand Perz, Dr. Andrea Genest, Dr. Elke Gryglewski, Prof. Dr. Jörg Skriebeleit und Dr. Oliver von Wrochem
Moderation: Jonas Kühne & Isabel Panek

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