Der Neue Markt und das Marienviertel. Ein vergessenes Stadtquartier in der historischen Mitte Berlins

Der Neue Markt und das Marienviertel. Ein vergessenes Stadtquartier in der historischen Mitte Berlins

Veranstalter
Historische Kommission in Kooperation mit dem Landesdenkmalamt Berlin, dem Museum für Vor- und Frühgeschichte – Staatliche Museen zu Berlin sowie St. Marien-Friedrichswerder – Evangelische Kirchengemeinde
Veranstaltungsort
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften; Einstein-Saal; Jägerstraße 22/23
PLZ
10117
Ort
Berlin
Land
Deutschland
Findet statt
In Präsenz
Vom - Bis
23.06.2023 -
Deadline
15.06.2023
Von
Historische Kommission zu Berlin e.V.

Wer kennt den Neuen Markt in Berlin noch? Der mittelalterliche Platz, der die fernhandelstaugliche Infrastruktur für den Aufstieg Berlins zur Handelsstadt schuf, ist heute nicht mehr präsent. Nur die Marienkirche lässt erahnen, dass hier einst viele Berliner:innen gewirkt haben. Das Marienviertel prägten wirtschaftliche, gesellschaftliche, kulturelle und religiöse Funktionen. Diese werden im Kolloquium mit ihren historischen Zäsuren herausgearbeitet.

Der Neue Markt und das Marienviertel. Ein vergessenes Stadtquartier in der historischen Mitte Berlins

Wer kennt den Neuen Markt in Berlin noch? Der mittelalterliche Platz aus dem 13. Jahrhundert, der die fernhandelstaugliche Infrastruktur für den Aufstieg Berlins zur Handelsstadt schuf, ist heute nicht mehr präsent. Lediglich die Marienkirche lässt erahnen, dass hier einst zahlreiche Berliner:innen gelebt und gewirkt haben. Als Stadterweiterung ergänzend zum Molkenmarkt geschaffen, befand sich im 13. Jahrhundert im Marienviertel am Hohen Steinweg das erste steinerne Haus. Der Hohe Steinweg, vermutlich Berlins erste gepflasterte Straße, verband den großen und regelmäßig ausgeformten Neuen Markt mit der Oderberger Straße (heute Rathausstraße), die zur Oder (und damit zur Ostsee) führte. Über den Ostseehafen Stettin, aber mehr noch über den Nordseehafen Hamburg, wurden die Berliner Exportwaren (Bauholz und Getreide) europaweit vertrieben. Die Handelsrouten nach Mittel- und Süddeutschland verliefen über den Molkenmarkt und den Mühlendamm sowie über weitere Märkte auf der Cöllner Seite. Auch dank des Neuen Marktes gelangten die Berliner Bürger zu Wohlstand. Die gesamte Frühe Neuzeit hindurch blieb der geräumige, weitläufige und schöne Platz ein Anziehungsort für Händler, Handwerker und Gewerbetreibende.

Neben der wirtschaftlichen Infrastruktur prägten das Marienviertel urbane, gesellschaftliche, kulturelle und religiöse Funktionen. Während die Marienkirche vom christlichen Glauben zeugt, spiegelte ab 1714 die Alte Synagoge in der Heidereutergasse jüdisches Leben wider. Allerdings waren im 16. Jahrhundert die jüdischen Berliner:innen zwei Mal von Übergriffen betroffen; sie wurden beraubt, ausgewiesen und ermordet, wobei der Neue Markt als Gerichtsort fungierte.

Mit dem Einzug der Moderne veränderte sich um 1890 das Viertel grundlegend, vor allem die Durchlegung der Kaiser-Wilhelm-Straße (heute Karl-Liebknecht-Straße) sowie große Neubauten gaben dem Neuen Markt einen anderen Charakter. Zeitgleich wurde das Martin-Luther-Denkmal errichtet, während die ansässigen jüdischen Hauseigentümer und Kaufleute antisemitisch angegriffen wurden. Sie erlitten in der NS-Zeit unvorstellbares Leid, indem man sie enteignete, vertrieb und ermordete. Im Bombenhagel des Zweiten Weltkriegs versank auch der Neue Markt in Schutt und Asche.

Nach 1945 ging der Neue Markt in einer großen heute noch sichtbaren Freifläche auf und wurde zu einer kleinen Grünfläche umgestaltet.

Im Kolloquium werden die prägenden historischen Zäsuren herausgearbeitet und die historische Bedeutung des Areals für die Berliner:innen wird beleuchtet.

Bitte melden Sie sich bis zum 15. Juni 2023 unter info@hiko-berlin.de an.

Programm

Freitag, 23. Juni 2023

Prof. Dr. Ulrike Höroldt (Berlin): Grußwort der Vorsitzenden der Historischen Kommission zu Berlin e.V.

Dr. Guido Hinterkeuser (Berlin): Einführung in das wissenschaftliche Kolloquium

11.30–13.00 Uhr
Sektion 1: Es entwickelt sich. Der Neue Markt vom Mittelalter bis zur Frühen Neuzeit
(Moderation Prof. Dr. Felix Escher, Berlin)

11.30 Uhr
Prof. Dr. Matthias Wemhoff (Berlin): Neue Märkte und Alte Märkte – ein Vergleich

12.00 Uhr
Eberhard Völker M.A. (Berlin): Der Neue Markt im archäologischen Kontext (14. bis 20. Jahrhundert)

12.30 Uhr
Dr. Joachim Stephan (Poznań): Die wirtschaftliche Entwicklung der märkischen Städte im langen 16. Jahrhundert

13.00 Uhr
Mittagspause

14.30–16.00 Uhr
Sektion 2: Die Marienkirche mit dem Neuen Markt – ein religiöses und gesellschaftliches Zentrum
(Moderation Prof. Dr. Maria Deiters, Berlin)

14.30 Uhr
Dr. Andrea Sonnleitner (Zossen): Die bauliche Entwicklung der Marienkirche von den zu vermutenden Anfängen bis in die Gegenwart

15.00 Uhr
Dr. Doris Bulach (Berlin/München): Die Marienkirche in Berlin als Ort christlicher Memoria im Mittelalter

15.30 Uhr
Dr. Jörn R. Christophersen (Berlin): Ort gemeinschaftsstiftender und exkludierender Performanzen. Der Berliner Neue Markt im späten Mittelalter

16.00 Uhr
Pause

16.30–17.30 Uhr
Sektion 3: Der Neue Markt verliert sein Gesicht. Die Umgestaltungen im 19. und 20. Jahrhundert
(Moderation Dr. Guido Hinterkeuser, Berlin)

16.30 Uhr
Dr. Benedikt Goebel (Berlin): Moderne Aufbrüche. Stadtumgestaltung im Norden Alt-Berlins im 19. und 20. Jahrhundert

17.00 Uhr
Dr. Paul Sigel (Berlin): Neue Konfigurationen: Das Umfeld der Marienkirche und die Umgestaltung des Stadtzentrums nach 1945

17.30 Uhr
Pause und Wechsel in die Marienkirche

18.30–19.30 Uhr
Podiumsdiskussion in der Marienkirche
(Moderation: Dr. Matthias Alexander, Frankfurt am Main)
Teilnehmer:innen (alle Berlin)
- Prof. Petra Kahlfeldt
- Dipl.-Ing. Christoph Schmidt
- Prof. Dr. Matthias Wemhoff
- Pfarrerin Corinna Zisselsberger

Anschließend kleiner Empfang.

Kontakt

Ellen Franke
Historische Kommission zu Berlin e. V.
Jägerstraße 22/23 (BBAW)
10117 Berlin
Tel.: +49-(0)30-80 40 26 86
E-Mail: info@hiko-berlin.de

https://www.hiko-berlin.de
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