Berlins Weg in die Moderne. Eine Stadt am Schnittpunkt kolonialer Warenströme und Sehnsüchte (1713–1918)

Berlins Weg in die Moderne. Eine Stadt am Schnittpunkt kolonialer Warenströme und Sehnsüchte (1713–1918)

Veranstalter
Historische Kommission zu Berlin in Kooperation mit der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder)
Veranstaltungsort
Vortragssaal der Historischen Kommission, Kirchweg 33 (Der Mittelhof)
Gefördert durch
Stiftung Preußische Seehandlung
PLZ
14129
Ort
Berlin
Land
Deutschland
Findet statt
Hybrid
Vom - Bis
28.09.2023 - 29.09.2023
Deadline
20.09.2023
Von
Historische Kommission zu Berlin e. V.

Seit dem 18. Jahrhundert gelangten immer mehr Rohstoffe, Heilpflanzen und Genussmittel aus Kolonialräumen ins konsumierende Berlin. Damit durchdrangen auch koloniale Fantasien und Sehnsüchte städtische Sphären. Im Mittelpunkt der Tagung stehen Akteur:innen sowie Zeugnisse in Berlin und den Kolonien, wo meist erzwungene Arbeit der einheimischen Bevölkerung zentrale Voraussetzung für den Aufstieg Berlins war. Die Podiumsdiskussion fragt nach der politisch-gesellschaftlichen Verantwortung heute.

Berlins Weg in die Moderne. Eine Stadt am Schnittpunkt kolonialer Warenströme und Sehnsüchte (1713–1918)

11. wissenschaftliche Tagung des Netzwerks HiKo 21

Berlin als Laboratorium der Moderne: Das gilt nicht nur für das Berlin der Weimarer Republik, sondern ebenso für das der Kaiserzeit. Neue Industrien und Vergnügungen, rasantes Wachstum der Stadt, provokante kulturelle Avantgarden, Infragestellung von Geschlechterrollen – all dies stand in scharfem Kontrast zum Konservatismus der wilhelminischen Eliten. Inwieweit der Einzug der Moderne in Berlin durch die koloniale Expansion des Kaiserreichs forciert wurde, ist bislang kaum untersucht worden. Dies gilt umso mehr für frühere materielle und immaterielle Verflechtungen der Stadt mit kolonialisierten Räumen.

Seit dem 18. Jahrhundert gelangten von den Seehäfen über die märkischen Kanäle immer mehr Rohstoffe, Heilpflanzen und Genussmittel (wie Tabak) aus Kolonialräumen ins konsumierende Berlin. Damit durchdrangen koloniale Fantasien und Sehnsüchte alle Sphären der Stadt. Ab den 1880er-Jahren sorgte das Kaiserreich für „eigene“ koloniale Gebiete. Die Spekulationen Berliner Investoren, das Kalkül der EDEKA-Gründer und die Treptower Kolonialausstellung gestalteten den Berliner Stadtraum um. In dem Raum enthaltene Selbst- und Fremdbilder offenbarten sich durch die Kolonialfotografie, zeigten sich in der ersten „schwulen“ Zeitschrift der Welt sowie in den Sammlungen des Museums für Völkerkunde.

Im Mittelpunkt der Tagung stehen Akteur:innen sowie Zeugnisse in Berlin und den Kolonien, wo meist erzwungene Arbeit der einheimischen Bevölkerung zentrale Voraussetzung für den Aufstieg Berlins war. Die Podiumsdiskussion fragt nach der politisch-gesellschaftlichen Verantwortung, die diese Vergangenheit heute einfordert.

Es wird um Anmeldung gebeten bis 20. September 2023 unter info@hiko-berlin.de.

Die Veranstaltung wird hybrid angeboten, sodass Sie auch im Zoom teilnehmen können. Nach Ihrer Anmeldung erhalten Sie die Zugangsdaten per E-Mail.

Während der Veranstaltung werden Audio-, Video- und Fotoaufnahmen angefertigt, übertragen und aufgezeichnet. Mit Ihrer Teilnahme erklären Sie sich mit einer Veröffentlichung des Materials einverstanden.

Weiterführende Informationen zur Arbeit der Historischen Kommission zu Berlin e.V. finden Sie unter https://www.hiko-berlin.de.

Programm

Donnerstag, 28. September 2023

11.00–11.15 Uhr
Begrüßung
Prof. Dr. Ulrike Höroldt (Berlin)
Prof. Dr. Klaus Weber (Frankfurt/Oder)

11.15–12.00 Uhr
Keynote Lecture
Prof. Dr. Albert Gouaffo (Dschang): Berlin, eine Reichshauptstadt und koloniale Metropole. Akteure, Medien und Selbstdarstellungsmuster 1683–1918

12.00–13.00 Uhr
Gemeinsames Mittagessen

13.00–15.00 Uhr
Panel 1: Berlin in kolonialen Netzwerken der Frühmoderne
Moderation Felix Töppel M.A. (Frankfurt/Oder)
Kommentar Prof. Dr. Sven Trakulhun (Hamburg)

Dr. Jutta Wimmler (Bonn): Von Yucatán nach Berlin. Preußische Wirtschaftspolitik aus der Perspektive des Farbstoffhandels, circa 1720–1764

Sophia Spielmann Lic. (Berlin): „Lokalflora“ und „exotische Gewächse“. Carl Ludwig Willdenow und der Königliche Botanische Garten Berlin-Schöneberg zu Beginn des 19. Jahrhunderts

Dr. Thomas Weißbrich (Berlin): Mit Pickelhaube und Marschmusik. Afrikanische Musiker in der königlich‐preußischen Armee, 1713–1918

15.00–15.30 Uhr
Kaffeepause

15.30–17.30 Uhr
Panel 2: Berlin im Schnittpunkt kolonialer Warenströme
Moderation Samuel Eleazar Wendt M.A. (Frankfurt/Oder)
Kommentar PD Dr. Felix Brahm (Münster)

Dr. Tristan Oestermann (Berlin): Koloniale Fantasien und koloniale Geschäfte. Berliner Kolonialunternehmen in Kamerun, 1884–1914

Mona Rudolph M.A. (Kiel): Brillante Metropole? Wirtschaftliche Globalisierungsprozesse, Akteure und Sehnsüchte am Beispiel des Diamantenhandels in Berlin, 1908–1918

Vera-Felicitas Mayer B.A. (Berlin): Sansibar als Sehnsuchtsort Berliner Gelüste. EDEKA-Gründung und Relevanz des Handelsimports aus Deutsch-Ostafrika

17.30–18.00 Uhr
Pause

18.00–19.30 Uhr
Podiumsdiskussion
Umstrittenes Erbe – Orte, Strategien und Herausforderungen (post-)kolonialer Erinnerungsarbeit in Berlin
Moderation: Lilja-Ruben Vowe M.A. (Berlin)

Teilnehmer:innen:
- Dr. Ibou Diop (Berlin)
- Prof. Dr. Albert Gouaffo (Dschang)
- Dr. Jan Hüsgen (Magdeburg)
- Dr. Frauke Miera (Berlin)

Freitag, 29. September 2023

09.00–10.20 Uhr
Panel 3: Berlin als Ort der Kolonialpolitik und Wissensproduktion
Moderation Erik Schneeweis M.A. (Rostock)
Kommentar Dr. Maria Rhode (Göttingen)

PD Dr. Christian Dietrich (Halle/Saale): „Vom Wehen der Postflagge“ – Das Berliner Volksblatt positioniert sich im Dampfersubventionsstreit 1884/85

Saimaiti Maimaitiming M.A. (Frankfurt/Oder): Chinese and Ottoman Intellectuals in Wilhelmine Berlin

10.20–11.00 Uhr
Kaffeepause

11.00–13.00 Uhr
Panel 4: Berliner Sehnsüchte und die Bilder der „Anderen“
Moderation Lilja-Ruben Vowe M.A. (Berlin)
Kommentar Dr. Dörte Lerp (Berlin)

Daniel Jankowski M.A. (Braunschweig): Chromatografische Kulissen. Bildpostkarten der Ersten Deutschen Kolonial-Ausstellung 1896 in Berlin

Dr. Anne Peiter (La Réunion): Sehnsuchtswaren aus der Kiste. Zur Darstellung von afrikanischen Trägerkarawanen und ihren Berliner Auftraggebern in der Kolonialfotografie

Leo Ryczko M.Ed. (Berlin): Koloniale Sehnsüchte männerbegehrender Männer in Der Eigene – erste „schwule“ Zeitschrift der Welt

13.00–14.00 Uhr
Gemeinsames Mittagessen

14.00–15.20 Uhr
Panel 5: Berlin als Zentrum musealer Sammlung: Kulturgüter, Mission und „Beutekunst“
Moderation Felix Töppel M.A. (Frankfurt/Oder)
Kommentar Dr. Andrea Meyer (Berlin)

Dr. Sylvain Mbohou (Maranhão): The Mobilization of Slave Labor and the Collection of Art Works Held at Ethnologisches Museum Berlin. Two Aspects of Exploitation under the German Protectorate in Kamerun (1884–1916)

Dr. Julia Binter (Berlin) & Dr. Jan Hüsgen (Magdeburg): Zwischen Missionierung und Kolonialhandel – Der Beitrag von Missionar:innen zur Kolonialmetropole

15.20–16.00 Uhr
Prof. Dr. Klaus Weber (Frankfurt/Oder): Zusammenfassung

16.00–16.30 Uhr
Pause

16.30–17.30 Uhr
Verleihung des HiKo_21 – Nachwuchspreises 2023
Anschließend kleiner Empfang

Kontakt

Ellen Franke
Historische Kommission zu Berlin e.V.
Jägerstraße 22/23 (BBAW)
10117 Berlin

Tel.: +49-(0)30-80 40 26 86
E-Mail: info@hiko-berlin.de

https://www.hiko-berlin.de
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Sprach(en) der Veranstaltung
Englisch, Deutsch
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