Neue Perspektiven auf den Ausnahmezustand in modernen Gesellschaften

Neue Perspektiven auf den Ausnahmezustand in modernen Gesellschaften

Veranstalter
Amerigo Caruso (Bonn/Rom), Stefanie Middendorf (Jena)
Veranstaltungsort
DHI Rom
Gefördert durch
DHI Rom, Universität Bonn
PLZ
I-00165
Ort
Rom
Land
Italy
Findet statt
Hybrid
Vom - Bis
27.09.2023 - 28.09.2023
Von
Amerigo Caruso, Institut für Geschichtswissenschaft, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

Im Rahmen des Workshops möchten wir den Begriff „Ausnahmezustand“ in seinen breiteren sozialen Dimensionen betrachten, ohne ihn aber, wie im derzeitigen Alltagsgebrauch, völlig unscharf werden zu lassen.

Neue Perspektiven auf den Ausnahmezustand in modernen Gesellschaften

Publizistisch wird der Begriff des „Ausnahmezustands“ zunehmend inflationär verwendet, um ganz unterschiedliche Krisensituationen zu beschreiben, die eine Abweichung von einem als normal verstandenen Zustand zur Folge haben. In der bisherigen Forschung dominiert hingegen eine staatsrechtlich geprägte Vorstellung. Hier wird der Ausnahmezustand als gegebener politischer und rechtlicher Zustand aufgefasst. Im Rahmen des Workshops möchten wir den Begriff in seinen breiteren sozialen Dimensionen betrachten, ohne ihn aber, wie im derzeitigen Alltagsgebrauch, völlig unscharf werden zu lassen. Dabei verfolgen wir zwei konkrete Erkenntnisinteressen, denen ein Verständnis von Ausnahmezustand als gesellschaftlich bedingtes Wahrnehmungsphänomen zugrunde liegt. Einerseits nehmen wir die Konstruktion des Normal- bzw. Ausnahmezustands anhand von geschlechter- oder körperspezifischen Zuschreibungen in den Blick und fragen nach dem Verhältnis zwischen individuellen und kollektiven bzw. politisch relevanten Ausnahmezuständen. Andererseits interessieren wir uns für Formen der Territorialisierung des Ausnahmezustands. Hier geht es bspw. um die Konstruktion einer asymmetrischen Raumordnung im Spannungsfeld zwischen europäischen Normalzustand und kolonialen bzw. „staatsfernem“ Ausnahmezustand.

Programm

Begrüßung und Einführung
Amerigo Caruso (Bonn/Rom), Lutz Klinkhammer (Rom), Stefanie Middendorf (Jena)

Panel I, Staatsrechtliche und politische Konstruktionen

Peter Techet (Freiburg), Rechtswissenschaftliche Konzepte des Ausnahmezustandes: Recht, Unrecht, Politik?
Gia Caglioti (Neapel), Ridisegnare i poteri dello stato: eccezione e normalità nella Prima guerra mondiale

Panel II, Subjektbezogene Ausnahmezustände in ihrer politischen und gesellschaftlichen Tragweite

Laura Schettini (Padua), Confini tra i generi, paure sociali ed "emergenze" a inizio Novecento
Heike Karge (Regensburg), Seelische Verletztheit im Krieg als Ausnahmezustand
Martina Salvante (Nottingham), Mutilati e invalidi della Prima guerra mondiale in Italia: diverse interpretazioni dell'emergenza

Panel III, Der Ausnahmezustand in kolonialen Kontexten

Tom Menger (München), Der Regelfall und das Verlangen nach Ausnahmezustand: koloniale Gewalt, Angst, und Gesetzlichkeit in der Erfahrung britischer und deutscher Kolonisierenden um 1900
Alessandro Volterra (Rom), Ordine pubblico e ruolo dei militari nella giustizia penale: una gestione emergenziale
Florian Wagner (Erfurt), Ausnahme als Norm im Kontext von kolonialer Dualität und Indigenität

Panel IV, Der Ausnahmezustand in „staatsfernen“ Räumen

Mariamichela Landi (Teramo), Guerra al brigantaggio. Legislazione eccezionale e giustizia militare nel Mezzogiorno postunitario (1863-1865)
Felix Schnell (Essex) Ausnahmezustände in staatsfernen Räumen und ihr Verhältnis zur Gewalt - Beispiele aus Osteuropa
Carlotta Latini (Camerino) La regola e l’eccezione. Necessità ed emergenza tra passato e presente: un itinerario giuridico

Kommentare und Abschlussdiskussion
Francesco Benigno (Pisa) und Martin H. Geyer (München)

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