Lecture Series „Der erträumte Orient“

Veranstalter
W. M. Blumenthal Akademie
Veranstaltungsort
W. M. Blumenthal Akademie, Klaus Mangold Auditorium Fromet-und-Moses-Mendelssohn-Platz 1
PLZ
10969
Ort
Berlin
Land
Deutschland
Findet statt
In Präsenz
Vom - Bis
09.10.2023 -
Von
Sascha Perkins, Stiftung Jüdisches Museum Berlin

Lecture Series „Der erträumte Orient“

Die Lecture Series „Der erträumte Orient“ öffnet den Blick für deutsch-jüdische und israelische Perspektiven auf den Begriff „Orient“ und erschließt seine widersprüchlichen Phantasien und Realitäten innerhalb der jüdischen Erfahrungswelten der Moderne.

Die Reihe mit sechs Veranstaltungen führt vom 18. Jahrhundert in die Gegenwart und trifft auf unterschiedliche Biografien, Filme, Fotografien, Texte und Kunstobjekte.

Programm

Mo, 9. Okt 2023, 19 Uhr
„Orient“ als Zauberwort? Zur deutsch-jüdischen Geschichte eines Begriffs (mit Dr. Kathrin Wittler, FU Berlin)

„Orient“ ist ein heikles Zauberwort: Es beschwört biblische Idyllen, abenteuerliche Märchenszenen und erotische Phantasien herauf, aber auch westliches Dominanzgebaren und kolonialistische Verbrechen. „Orient“ ist vieldeutig: Der Begriff bezeichnet verschiedene Regionen von China über die Levante bis Al-Andalus und verschiedene Zeitschichten vom Ursprung der Menschheitsgeschichte über das babylonische Altertum bis zum Nahen Osten der Gegenwart.

Der erste Vortrag der Lecture Series Der erträumte Orient lädt dazu ein, mit der Literaturwissenschaftlerin Kathrin Wittler (Freie Universität Berlin) dieses weite Begriffsfeld im Spiegel der deutschen jüdischen Literatur- und Kulturgeschichte zu erkunden und neue Perspektiven auf die erhitzten Debatten der Gegenwart zu werfen. Als Leitfiguren dienen jüdische Philosoph:innen und Schriftsteller:innen, die seit dem 18. Jahrhundert darüber nachgedacht haben, was es mit „Orient“, „Morgenland“ und „Osten“ im Deutschen bzw. „misrach“ und „kedem“ im Hebräischen auf sich hat und wie diese Begriffe die eigene Position in Europa reflektieren.

Mi, 8. Nov 2023, 19 Uhr
Bildliche Annäherungen an den „Orient“ – Leben und Werk des jüdischen Fotografen Hermann Burchardt

Im zweiten Vortrag der Lecture Series Der erträumte Orient beleuchtet der Historiker Stefan Litt (National Library of Israel) Hermann Burchhardts außergewöhnliche Biografie, seine fotografische Arbeit und deren Rezeption bis in unsere Tage.

Der jüdische Fotograf und Sprachforscher Hermann Burchardt (1857–1909) war ohne Zweifel ein „Exot“ unter den jüdischen Orientalisten seiner Zeit. Über den Zeitraum von siebzehn Jahren durchreiste er die meisten muslimischen Länder und hielt Menschen, Städte und Landschaften auf Tausenden von fotografischen Platten fest. Ein wichtiger Fokus seiner Arbeit waren die Jüdinnen und Juden im Jemen, besonders während seiner letzten Reise 1909.

Mi, 13. Dez 2023, 19 Uhr
Von der Jeschiwa nach Kairo: Wie Gustav Weil zu einem Pionier der Koranstudien wurde (mit Susannah Heschel in englischer Sprache)

Im dritten Vortrag der Lecture Series „Der erträumte Orient“ widmet sich Susannah Heschel, Professorin für Jewish Studies am Dartmouth College (USA), dem Leben und Wirken des jüdischen Koranforschers Gustav Weil. Weil war in ganz Europa und in den Vereinigten Staaten unter anderem für seine Biografie des Propheten Mohammed bekannt. Im Gegensatz zu seinen christlichen Kollegen, die missionierten und den Islam verunglimpften, strebte Weil nach einer aufgeklärten, rationalen Religion und spiegelte das intellektuelle Milieu der Nahda – der arabischen Renaissance – wider.

Gustav Weil, 1808 in einem kleinen Dorf nahe Freiburg geboren, verbrachte acht Jahre an einer Jeschiwa in Metz, Frankreich, bevor er Geschichte und Philologie an der Universität Heidelberg studierte. Arabisch lernte Weil an der Universität Heidelberg und in Kairo, wo er fünf Jahre lang lebte. Zurück in Deutschland, arbeitete er von 1838 bis zu seiner Berufung auf eine Professur im Jahr 1861 an der Universität Heidelberg. Er starb 1888.

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