Generäle von Scharnhorst und Bülow von Dennewitz
Christian Daniel Rauch, 1822
Donnerstag, 4. April 2024, 18:30 Uhr
Objekt: Generäle von Scharnhorst und Bülow von Dennewitz, Christian Daniel Rauch, 1822, Ursprünglicher Standort: Unter den Linden, Berlin-Mitte
Treffpunkt: Zitadelle, Museum „Enthüllt. Berlin und seine Denkmäler“
Wer: Prof. Dr. Gabriele Dolff-Bonekämper (Kunsthistorikerin, Denkmalpflegerin und Hochschullehrerin in Berlin), Prof. Dr. Martin Sabrow (Historiker, Leibniz-Zentrum für zeithistorische Forschung in Potsdam)
Kontroverse Fragen: Die Marmorstatuen sind zwar im Jahr 2020 aus restauratorischen Gründen abgebaut worden – aber sie haben eine bewegte politische Geschichte hinter sich, in die Walther Ulbricht, Helmut Kohl und die Erben von Käthe Kollwitz involviert waren. Und sie sind Teil einer Kontroverse zwischen Rekonstruktion (wie beim Berliner Schloss) und dem Wunsch nach neuen Perspektiven im öffentlichen Raum. Ist es für den Berliner Stadtraum besser, die Erinnerung an die napoleonischen Kriege zu rekonstruieren oder sie (im Museum) verschwinden zu lassen?
Denkmal für die Gefallenen der Siemenswerke
Hans Hertlein, 1934
Donnerstag, 30. Mai 2024, 18:30 Uhr
Objekt: Denkmal für Gefallenen der Siemenswerke, Hans Hertlein, 1934, Standort: Nonnendammallee, Berlin-Spandau
Treffpunkt:
Nonnendammallee 101-123, Ecke U-Bahnhof Rohrdamm
Wer: Prof. Dr. Manfred Hettling (Historiker, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg), Olaf Löschke (Vorsitzender des Historikerlabor e.V. in Berlin)
Kontroverse Frage: Das riesige Siemens-Denkmal mit martialischem Adler steht auf dem Privatgrundstück des Unternehmens, prägt jedoch weithin sichtbar den öffentlichen Raum an Straßen, Bürgersteigen und U-Bahn-Höfen. Bisher konnte sich Siemens gegen die aktuelle Kontextualisierung dieses Kriegerehrenmals aus der Nazi-Zeit wehren. Sind also „privater Besitz, privates Grundstück“ sakrosankt, gleichgültig, wie sehr sie in eine eigentlich gesamtgesellschaftlich gedachte Erinnerungskultur eingreifen? Wann könnte sich die Anwohnerschaft einschalten? Denn an dieser Stelle, an der sowohl im Ersten als auch im Zweiten Weltkrieg Zwangsarbeiter:innen ausgebeutet wurden, wird immer wieder nach anderen Gedenkformen verlangt.
Denkmal für die Gefallenen des 5. Garde-Regiments zu Fuß
Christian Behrens, 1923 (1905)
Donnerstag, 11. Juli 2024, 18:30 Uhr
Objekt: Fragment des Adlers vom Denkmal für die Gefallenen des 5. Garde-Regiments zu Fuß, Christian Behrens, 1923 (1905), Ursprünglicher Standort: Askanierring, Berlin-Spandau
Treffpunkt: Zitadelle, Schaudepot Bastion Königin
Wer: Prof. Dr. Christian Saehrendt (Kunsthistoriker und Publizist in Basel), Prof. Dr. Oliver Janz (Historiker, Friedich-Meinecke-Institut Freie Universität Berlin)
Kontroverse Fragen:
Schon die Objektgeschichte ist kurios: Erst wird das Denkmal für die getöteten Soldaten aus alten und neuen Einzelteilen zusammengesetzt, bereits zur Zeit seiner Aufstellung als politische heikel eingeordnet, dann im Stadtraum wie ein unbeliebtes, aber unvermeidliches Hinweisschild hin und her geschoben und 1991 nach einer zerstörerischen Anti-Golf-Kriegs-Aktion halb stehen gelassen, halb im Depot entsorgt. Aber weshalb wurde ein unscheinbares Kriegerdenkmal des Ersten Weltkriegs zum Stein des Anstoßes? War es der Adler – und was würde das über das deutsche Verhältnis zu diesem Vogel aussagen?
Generalfeldmarschall Leonhard von Blumenthal
Adolf Brütt, 1903
Donnerstag, 5. September 2024, 18:30 Uhr
Objekt: Büste Generalfeldmarschall Leonhard von Blumenthal, Adolf Brütt. 1903, Ursprünglicher Standtort: Nebenfigur zur Marmorgruppe um Kaiser Friedrich III vor dem Brandenburger Tor an der Charlottenburger Chaussee (heute: Straße des 17. Juni), Berlin-Mitte.
Treffpunkt: Zitadelle, Schaudepot Bastion Königin
Wer: Prof. Dr. Susanne Kähler (Kunsthistorikerin, Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin), Felix Jaeger (Potsdam Museum – Forum für Kunst und Geschichte)
Kontroverse Fragen: Die Ehrung des „Helden der Einigungskriege“ (Die Gartenlaube 1897) erfolgte durch die Erweiterung der Siegesallee vor dem Brandenburger Tor. Der Künstler Adolf Brütt hatte bereits zwei Gruppen im Auftrag Wilhelms II gestaltet. Dieser stand merkwürdigerweise im Spannungsverhältnis zwischen der wilhelminischen Retrokunst und Bauhaus in Weimar. Doch weshalb steht nun diese Büste nicht mit den anderen Werken im Museum „Enthüllt“, sondern im Schaudepot der Bastion Königin? Und wieso erinnert sich heute kaum jemand an den „berühmten Strategen“?
Grenzposten
Hans Eickworth, 1968
Donnerstag, 17. Oktober 2024, 18:30 Uhr
Objekt: Grenzposten, Hans Eickworth, 1968, Ursprünglicher Standort: geplant Jerusalemer Straße, Berlin-Mitte, ab 1971 Ho-Chi-Minh-Kaserne, Berlin-Wilhelmshagen
Treffpunkt: Zitadelle, Museum „Enthüllt. Berlin Und seine Denkmäler“
Wer: Prof. Dr. Axel Klausmeier (Architekturhistoriker, Stiftung Berliner Mauer), Dr. Doris Müller-Toovey (Historikerin, Militärhistorisches Museum Flugplatz Berlin-Gatow)
Kontroverse Fragen: Von 1961 bis 1964 kamen 54 Menschen an der Berliner Mauer ums Leben. Sechs von ihnen waren Soldaten der DDR-Grenztruppen, denn seit 1962 bewaffneten Sich auch Flüchtende und Fluchthelfer*innen. Da hatte Hans Eickworth, der „erste Berufskünstler aus den Reihen der NVA“ (Berliner Zeitung 1961), genug: Er nutzte seine kreative Energie, um seinen Kameraden ein Denkmal zu setzen, die im Kampf gegen die eigene Bevölkerung gefallen waren. Doch der Wunsch der DDR-Führung und der Geschmack des Künstlers gingen weit auseinander. Wie wird heute das Gedenken an diese speziellen Mauertoten wahrgenommen? Welche Formen gelten heute als angemessen für das Gedenken an deutsche Soldaten und mittlerweile auch Soldatinnen, die in Ausübung ihres Berufes getötet werden?