Mi, 10. Apr 2024, 19 Uhr
Ambiguitätstoleranz und der jüdische Blick
Im ersten Vortrag der Lecture Series gibt der Soziologe Natan Sznaider eine Einführung in den Begriff Ambiguitätstoleranz. Er geht dabei von der Definition der Psychologin Else Frenkel-Brunswik aus, die den Begriff in den 1940er Jahren entwickelt hat, und verbindet ihn mit deren jüdischer Lebenserfahrung.
Mo, 13. Mai 2024, 19 Uhr
Ambiguitätstoleranz und Antisemitismus
Prof. Ilka Quindeau (Frankfurt University of Applied Sciences) untersucht die Rolle des Antisemitismusvorwurfs in gegenwärtigen öffentlichen Debatten aus psychoanalytischer Perspektive: Was wird verhandelt, wenn man anderen Antisemitismus vorwirft, was bleibt ausgespart? Wozu dient dieser Vorwurf?
Am Beispiel der documenta fifteen und der antisemitischen Vorfälle in vielen deutschen Städten nach dem Massaker der Hamas am 7. Oktober 2023 beleuchtet Quindeau die komplexen Dynamiken der Debatten und setzt sie zu dem Konzept der Ambiguitätstoleranz in Beziehung.
Do, 13. Jun 2024, 19 Uhr
Ambiguitätstoleranz und Kunst
Die Kunstvermittlerin und Kuratorin Nora Sternfeld widmet sich in der dritten Lecture Series dem Shift von der Repräsentation zur Infrastruktur und von der individuellen kuratorischen Position zu kollektiven und kollaborativen Praktiken des Commoning (Gemeinschaffens) in der Kunst. Sie stellt in diesem Zusammenhang auch die Frage: Warum war in einem als radikaldemokratisch verstandenen Kontext wie der documenta fifteen die Aushandlung von grundsätzlichen Konflikten nicht möglich?
Nora Sternfeld plädiert dafür, kollaborative Praktiken nicht nur als fröhliche Zusammenkünfte zu verstehen, sondern auch als Räume zur Verhandlung und zur Austragung von Konflikten.
Mi, 25. Sep 2024, 19 Uhr
Ambiguitätstoleranz und der muslimische Blick
Prof. Bekim Agai (Goethe-Universität Frankfurt) nimmt muslimische Reisende aus dem Osmanischen Reich und Nordafrika in den Blick, die seit dem 17. Jahrhundert regelmäßig Europa besuchten. Wie veränderten sich die Bedingungen und das Erkenntnisinteresse des Kontakts, wie veränderte sich die Wahrnehmung von Gemeinsamkeiten, Unterschiedlichkeiten und der Umgang mit Mehrdeutigkeiten? Lassen sich aus den historischen Erfahrungen Erkenntnisse über aktuelle Fragen von Identität und Migration gewinnen?
Mi, 23. Okt 2024, 19 Uhr
Chancen und Grenzen der Ambiguitätstoleranz
Prof. Hans-Georg Soeffner (Universität Bonn) weist darauf hin, dass die Forderung nach Ambiguitätstoleranz als Grundlage des sozialen Zusammenhalts bereits in der europäischen Aufklärung eine zentrale Rolle spielte. Heute trifft diese Forderung allerdings auf eine völlig veränderte historische Situation, da wir in einer heterogenen, durch religiösen, nationalen, ethnischen, politischen und ökonomischen Pluralismus strukturierten Gesellschaft leben. Soeffner hebt die Chancen und Grenzen der Ambiguitätstoleranz hervor.