Theresienstädter Konferenz 2004

Theresienstädter Konferenz 2004

Veranstalter
Gedenkstätte Theresienstadt, Institut Theresienstädter Initiative
Veranstaltungsort
Gedenkstätte Theresienstadt
Ort
Terezin
Land
Czech Republic
Vom - Bis
20.11.2004 - 22.11.2004
Deadline
31.07.2004
Website
Von
Hájková, Anna

CfP
Theresienstadt

20.-22. November 2004
Gedenkstätte Terezín

Inzwischen sind 13 Jahre vergangen, seit 1991 die erste große Theresienstädter Konferenz nach der Wende in der Gedenkstätte Terezín stattgefunden hat. Die Ergebnisse wurden ein Jahr danach vorgelegt 1. Es folgten fünf weitere internationale Konferenzen auf tschechischem Boden: 1992 ebenfalls in Terezín zu “Vernichtung durch Arbeit”, 1993 in Ostrava über die Deportationen nach Nisko 2, 1994 in Prag zu dem Theresienstädter Familienlager in Birkenau 3, 1999 wieder in Terezín, zu “Phänomen Holocaust”4, und 2000 zu sog. Arisierungen im Protektorat Böhmen und Mähren. In den inzwischen 15 Jahren seit der Wende ist eine neue Generation von ForscherInnen herangewachsen, die sich mit neuen Fragen und Zugangsweisen beschäftigen. Ein Ziel der diesjährigen internationalen Theresienstädter Konferenz ist es, neue Ergebnisse vorzustellen und eine Diskussionsgrundlage zu schaffen. Die Konferenz möchte eine Plattform bieten für Auseinandersetzungen zwischen älteren etablierten ForscherInnen und der jungen nachrückenden Generation.

Hauptfragen der Konferenz sind die nach der Stellung Theresienstadts im Machtgefüge des Reichssicherheitshauptamtes und der nationalsozialistischen Okkupationspolitik. Wie verliefen und wer organisierte die Deportationen nach Theresienstadt in den einzelnen Ländern? In welchen Verantwortlichkeiten stand die Theresienstädter Kommandantur, welche Bedeutung wurde ihr zugemessen? Im Protektorat war es ein Zusammenspiel zwischen der Zentralstelle für jüdische Auswanderung, dem Reichsprotektor und, erzwungenerweise, dem Ältestenrat der Juden in Prag. Die Konstellation in anderen Ländern und die Machtspannungen zwischen den Machthabern zu untersuchen könnte erfahrungsgemäß klärendes Licht an die Vorgänge woanders werfen.

Ein weiteres Untersuchungsfeld der Konferenz ist die Binnenstruktur der Häftlingsgesellschaft Theresienstadts. Zwar bildeten die tschechischen Juden die größte Häftlingsgruppe, doch gab es auch andere Gruppen. Wer waren diese, anhand welcher Kriterien bildete sich eine Gruppe? Welche Rolle spielten Kategorien wie Alter, kulturelle und soziale Herkunft, Geschlecht und Religion? Die Datenbank zu den Theresienstädter Häftlingen, die seit 1992 von dem Institut Theresienstädter Initiative aufgebaut wird, kann zur Beantwortung dieser Fragen wertvolle Hilfe leisten. Ebenso von Interesse sind die Außenkommandos von Theresienstadt und die Schicksale der Theresienstädter Häftlinge nach deren Deportation weiter „nach dem Osten“.

So einzigartig Theresienstadt als ein merkwürdiges künstlich geschaffenes mitteleuropäisches Ghetto erscheinen mag, können einzelne Phänomene wie z.B. das Verhältnis der Häftlingsgruppen zueinander, durchaus mit der Situation in anderen Ghettos und Lagern verglichen werden. So ergeben sich beispielsweise Ähnlichkeiten in der Stellung der tschechischen Juden im Ghetto Riga zu anderen „Minderheiten“ in Theresienstadt. In vielen Zeugnissen überlebender Häftlinge und HistorikerInnen wird gerade das Theresienstädter Familienlager in Birkenau5 mit Terezín verglichen. Es wäre wünschenswert, wenn weitere komparative Ansätze entwickelt und vorgestellt werden würden. Ebenso stellt sich die Frage, welche Stellung Theresienstadt unter den nationalsozialistischen Haftsstätten einnimmt.

Neue methodologische und interpretative Ansätze sind auf der Tagung willkommen. Das CfP richtet sich an alle, die sich mit den hier skizzierten Fragen auseinandersetzen. Uns interessieren darüberhinaus interdisziplinäre Fragestellungen, sei es literaturwissenschaftliche, ethnologische oder soziologische. Es sollte der Frage nachgegangen werden, wie wir unsere in Fachkreisen altbekannten Quellen lesen und deuten, und welche neue Möglichkeiten sich in Anlehnung an die neuen Trends auftun könnten.

Die Konferenz wird vom 20. und 22. November 2004 in Theresienstadt stattfinden. Jede/jeder Vortragende wird 20 Minuten auf Deutsch oder Tschechisch zur Verfügung haben (Simultanübersetzung vorhanden). Nach je drei Vorträgen folgt ein Comment und Diskussion. Reisekosten werden erstattet, Unterkunft ist in Räumen der Gedenkstätte Theresienstadt möglich. Abstracts auf Deutsch oder Englisch in Länge von 4000 - 6000 Anschlägen werden alsbald, spätestens bis Ende Juli an die unten angeführten Personen erbeten.

PhDr. Jaroslava Milotová, CSc.,
Institut Theresienstädter Intitiave, Prag
milotova@terezinstudies.cz

Doc. PhDr. Vojtěch Blodig, CSc.,
Gedenkstätte Theresienstadt, Terezín
blodig@pamatnik-terezin.cz

Anna Hájková,
Institut Theresienstädter Intitiave, Berlin
hajkova@terezinstudies.cz

1 Miroslav Kárný, Margita Kárná, Vojtěch Blodig (Hgg.): Theresienstadt in der „Endlösung der Judenfrage“, Praha 1992.
2 Ludmila Nesládková (Hg.): Aktion Nisko in der Gesamtgeschichte der “Endlösung der Judenfrage”. Nisko 1939/1994, Ostrava 1995.
3 Toman Brod, Margita Kárná, Miroslav Kárný (Hgg.),Terezínský rodinný tábor v Osvětimi – Birkenau [Terezín Family Camp in Auschwitz-Birkenau], Praha 1994.
4 Fenomén Holocaust – The Holocaust Phenomenon, Praha 1999.
5 So in der Untersuchung Ruth Bondys, Women in Theresienstadt and the Family Camp in Birkenau, in: Dalia Ofer, Lenore J. Weitzman (Hgg.) Women in the Holocaust, New Haven and London 1998, S. 310ff.

Programm

Kontakt

PhDr. Jaroslava Milotová, CSc.,
Institut Theresienstädter Intitiave, Prag
milotova@terezinstudies.cz

Doc. PhDr. Vojtěch Blodig, CSc.,
Gedenkstätte Theresienstadt, Terezín
blodig@pamatnik-terezin.cz

Anna Hájková,
Institut Theresienstädter Intitiave, Berlin
hajkova@terezinstudies.cz


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Czech, Deutsch
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