Die Praxis der Gerichtsbarkeit findet zurzeit bei Historikern und Juristen verstärktes Interesse. Dabei stehen zwangsläufig die städtischen Quellen im Zentrum. Mittelalterliche Gerichtsbücher aus dem dörflichen Bereich sind dagegen bisher weder in größerem Stil erfasst noch umfassend untersucht worden. Aus Ingelheim sind fast 20 Gerichtsbücher erhalten, die einen Zeitraum von mehr als einem Jahrhundert (1387–1534) abdecken, im Gegensatz zu den (weitgehend vernichteten) Ingelheimer Oberhofprotokollen aber kaum bekannt sind. Sie geben einen tiefen Einblick in Streitigkeiten im ländlichen Bereich, Aufgaben und Funktion eines Niedergerichts und das alltägliche Leben im Dorf.
Durch die Tagung wird eine geplante Teiledition der Haderbücher wissenschaftlich vorbereitet. Dazu werden die ländlichen Rechtsquellen interdisziplinär – aus juristischer, historischer und sprachgeschichtlicher Sicht – untersucht.