Medien und globale Transformationen seit dem 19. Jahrhundert

Medien und globale Transformationen seit dem 19. Jahrhundert

Veranstalter
Prof. Dr. Frank Bösch (Universität Gießen//DFG-Graduiertenkolleg „Transnationale Medienereignisse seit der Frühen Neuzeit“); Prof. Dr. Matthias Middell (Universität Leipzig//Global and European Studies Institute)
Veranstaltungsort
Ort
Leipzig
Land
Deutschland
Vom - Bis
03.06.2010 - 05.06.2010
Deadline
10.01.2010
Von
Frank Bösch

In der bisherigen historischen Erforschung der Globalisierung wurde die zentrale Bedeutung neuer Medien- und Kommunikationsformen regelmäßig betont. Denn offensichtlich korrelierte die Etablierung der Telegraphie, des (Rund-)Funks, der Satellitentechnik oder des Internets mit Globalisierungsschüben. Diese Techniken und die mit ihnen einhergehenden Massenmedien (wie Tagespresse, Radio, Fernsehen oder Online-Medien) trugen nicht nur durch eine beschleunigte Kommunikation und wechselseitige Deutungen zur Verdichtung und Vernetzung der Welt bei, sondern produzierten auch ein Gefühl von Gleichzeitigkeit sowie ein „global consciousness“. Dennoch blieben historische Studien zur medialen Grundierung der Globalisierung bisher rar.

Die Tagung geht deshalb der Frage nach, welche Rolle Medien bei globalhistorischen Entwicklungen und der Globalisierung seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts spielten. Damit analysiert sie die globale Mediengeschichte nicht isoliert für sich, sondern fragt nach sozialen, politischen oder kulturellen Veränderungen, die mit der Medienentwicklung in Verbindung standen. Während Geschichte in globaler Perspektive bislang vor allem auf physische Begegnungen bezogen wurde (etwa von Migranten, Experten oder Kolonialisten mit Kolonisierten), fragt die Konferenz damit nach der Bedeutung von neuen virtuellen, medialen Begegnungen zwischen den Kulturen, die freilich mit nicht minder „realhistorischen“ Handlungen einhergingen. Zudem analysiert sie Handlungen und Begegnungen von Akteuren, die am Ausbau grenzübergreifender Mediennetze oder Medienprodukte beteiligt waren. Des Weiteren thematisiert die Tagung Deutungen und Erwartungen, die mit der jeweiligen Ausbreitung von neuen Medien einhergingen.

Derartige Fragen lassen sich auf unterschiedliche Weise beantworten. Die Tagung wählt dafür exemplarisch vier Zugänge. Erstens blickt sie auf die globalgeschichtlichen Implikationen der einzelnen Massenmedien, wie Telegraphie, Film, Fotographie oder Printmedien. An ihnen lässt sich ausmachen, welche Auswirkungen die spezifischen Logiken, Verbreitungstechniken und Gebrauchsweisen der einzelnen Medien haben konnten. Ein weiterer Schwerpunkt widmet sich der Geschichte der transnationalen Organisationen und Organisationsformen im Medienbereich. Die Kooperation von globalen Nachrichtenagenturen, die Abstimmung von Funkfrequenzen, die Koordination telegraphischer Kommunikation oder die Regulierung des World Wide Web bilden Beispiele für derartige globale mediale Kooperationsformen. Eine dritte Sektion untersucht am Beispiel ausgewählter Regionen, welche Rolle neue mediale Kommunikationsformen jeweils haben konnten und wie sich eine etwaige zeitliche Differenz bei ihrer Durchsetzung auswirkte. Ein vierter Ansatz verbindet schließlich die medienspezifischen, institutionellen und regionalen Zugänge mit einem Fokus auf globale Medieninhalte, etwa mit Blick auf transnationale Medienereignisse. Die Analyse von Ereignissen, die zu einer punktuellen Verdichtung der globalen Kommunikation führten, erlaubt dabei einen genaueren Blick auf die medialen Verbreitungs- und Nutzungspraktiken, auf wechselseitige mediale Beobachtungen sowie Interaktionen und auf die Herausbildung eines Bewusstseins von Globalität, das durch medial inszenierte Ereignisse geschaffen wird.

Wir laden zu Vorschlägen für Beiträge ein, die sowohl empirisch orientiert als auch eher theoretisch angelegt sein können. In beiden Fällen sollte jedoch der Schwerpunkt auf der Erläuterung historischer Wandlungsprozesse liegen, die bis an die unmittelbare Gegenwart heranreichen. Ausdrücklich werden auch Doktoranden zur Bewerbung ermuntert, soweit sie bereits Ergebnisse aus fortgeschrittenen Untersuchungen präsentieren können. Die Kosten für Reise und Unterkunft werden von den Veranstaltern übernommen. Ferner ist eine Veröffentlichung ausgewählter Beiträge der Tagung geplant.

Bewerbungen mit Lebenslauf, Verweis auf laufende Forschungsarbeiten (und/oder Veröffentlichungen) und kurzen Abstracts von ca. 3.000-5.000 Zeichen werden bis zum 10.1.2010 erbeten an (bitte an beide Adressen mailen):
Prof. Dr. Frank Bösch: <frank.boesch@geschichte.uni-giessen.de>
Prof. Dr. Matthias Middell: <middell@uni-leipzig.de>

Programm

Kontakt

Frank Bösch

Historisches Institut, Otto-Behaghel-Str. 10 E, 35394 Gießen

0641-99-28301

frank.boesch@geschichte.uni-giessen.de

http://www.uni-giessen.de/cms/g81196
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Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
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