Das östliche Europa und die deutsche Migration vom 17. bis zum 19. Jahrhundert

Das östliche Europa und die deutsche Migration vom 17. bis zum 19. Jahrhundert

Veranstalter
Dr. Mathias Beer, Institut für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde Tübingen; Prof. Dr. Dietmar Neutatz, Universität Freiburg, Lehrstuhl für Osteuropäische Geschichte; Prof. Dr. Gerhard Seewann, Universität Pécs, Stiftungslehrstuhl für deutsche Geschichte und Kultur im südöstlichen Mitteleuropa
Veranstaltungsort
Festsaal der Theologischen Hochschule Pécs, Papnövelde utca 2
Ort
Pécs (Fünfkirchen), Ungarn
Land
Hungary
Vom - Bis
31.03.2011 - 03.04.2011
Von
Institut für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde, Tübingen

Seit ihren Anfängen liegt der Schwerpunkt der deutschen historischen Migrationsforschung auf den nach Übersee gerichteten Wanderungsbewegungen des 19. Jahrhunderts. Ein Stiefkind der Forschung ist bis heute die „trockene Auswanderung“ aus dem deutschen Sprachraum nach Ost- und Südosteuropa im 18. Jahrhundert mit Ausläufern bis ins 19. Jahrhundert. Das ist nicht zuletzt darauf zurück zu führen, dass diese Forschung schon früh – bereits im Verlauf der von Friedrich List 1842 initiierten Debatte um eine „Umlenkung der Amerikawanderung“ in das östliche Europa – mit der deutschen Nationsbildung und im späten 19. Jahrhunderts mit der völkischen Bewegung und deren „Schutz“- und Expansionsbestrebungen in einem engen Zusammenhang gebracht und damit politisiert wurde. Diese Entwicklung erfuhr nach dem Versailler Friedensvertrag und während der NS-Herrschaft weitere Zuspitzungen. Die damit verbundene „völkische Hypothek“ stand nach 1945 der Forschung lange Zeit im Wege. Erst mit der kritischen Aufarbeitung dieses Erbes und der nach 1989 erfolgten Verbesserung der Rahmenbedingungen der Forschung auch in den ostmitteleuropäischen Zielländern der neuzeitlichen kontinentalen Migration ist diese wieder in Gang gekommen. Der noch stark vom nationalstaatlichen Paradigma geprägten Geschichtsschreibung der Zielländer ist eine länderübergreifende, transnationale und komparative Migrationsforschung – wie sie die Thematik erfordert – allerdings noch fremd geblieben.

Hier setzt die internationale Konferenz an, die als Forum für den Erfahrungsaustausch und der Diskussion dienen soll. Eine weitere Begründung liefert der Forschungsgegenstand selbst, d.h. die historischen, im Verlauf des 18. Jahrhunderts zunehmenden multilateralen Interdependenzen im Wanderungsgeschehen, die durch die bislang vorherrschende regional- oder länderbezogene Forschung ungenügend berücksichtigt wurden. Es geht der Tagung also auch darum, solche Verschränkungen stärker als bisher zu thematisieren. Durch eine Querschnittanalyse mittlerer Reichweite des gesamten zeitgleichen Wanderungsgeschehens in einen Raum, der mit den Imperien Heiliges Römisches Reich deutscher Nation, Habsburgermonarchie, Russland und dem Staat Preußen näher bestimmt ist, sollen diese Verbindungen verdeutlicht werden. Denn die Konkurrenz um die Siedler führte zu einer Angleichung der Rahmenbedingungen, die in wechselseitiger Beobachtung von den Migrationsregimen dieser Länder festgesetzt wurden. An diesen Faktor schließt sich die Frage an, ob und inwieweit solche Konvergenzen die Wanderungs- und die daran anschließenden Integrationsprozesse bestimmt hat. Die vergleichende Untersuchung der länderbezogenen Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Wanderungsprozesse ermöglicht zudem eine historische Kontextualisierung auf Mikro- wie auf Makroebene.

Programm

Donnerstag, 31.03.2011, Anreise der Teilnehmer

18:00 Begrüßung:
Prof. Dr. Ferenc Fischer, Dekan der Philosophischen Fakultät der Universität Pécs
Sabine Deres, Regierungsdirektorin beim Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien
Prof. Dr. Gerhard Seewann (Pécs)
Einführung:
Dr. Mathias Beer (Tübingen)
Festvortrag:
Prof. Dr. Jochen Oltmer (Osnabrück): Bedingungen, Formen und Folgen von Migration in der Neuzeit

19.30 Gemeinsames Abendessen

Freitag, 01.04.2011

9.00 – 13.30 Uhr:
I. Migrationsregime Vorsitz: Prof. Dr. Dietmar Neutatz (Freiburg)

9.00 Dr. Nedim Zahirovic (Leipzig): Das Migrationsregime des Osmanischen Reiches auf dem Gebiet des Königreichs Ungarn bzw. Kroatiens

9.40 Prof. Dr. János Varga (Budapest): Die Migration der Slowaken, Rumänen und Serben im Königreich Ungarn im 17. und 18. Jahrhundert

10.20 Dr. Ulrich Niggemann (Marburg): Immigrationspolitik und Immigration in Brandenburg-Preußen 1685-1700

11.00 Kaffeepause

11.30 Dr. Márta Fata (Tübingen): Österreich oder Preußen? Kolonisten auf dem Entscheidungsweg

12.10 Dr. Mathias Beer (Tübingen): Zwangsmigrationen und Siedlungspolitik im 18. Jahrhundert. Ein Vergleich.

12.50 Dr. Norbert Spannenberger (Leipzig): Das Migrationsregime dreier ungarischer Großgrundbesitzer im Vergleich: Esterházy, Mercy und die Abtei Zirc.

13.30 Gemeinsames Mittagessen am Tagungsort

14.30 – 18.30 Uhr:
II. Integration Vorsitz: Prof. Dr. Reinhard Johler (Tübingen)

14.30 Prof. Dr. Dittmar Dahlmann (Bonn): Die Wolgadeutschen. Integration und Separation

15.10 Dr. Dmytro Myeshkov (Düsseldorf): Die Beziehungen deutscher Kolonisten der Schwarzmeerregion mit ihren Nachbarn 1780-1860

15.50 Kaffeepause

16.20 Prof. Dr. Gerhard Seewann (Pécs): Integration durch Binnenmigration: Einsiedlung, Tochtersiedlung, Bodenerwerb

17.00 Dr. Karl-Peter Krauss (Tübingen): Die Kinder der Kolonisten. Ansiedlung und demographische Krise im Königreich Ungarn

17.40 Prof. Dr. Wolfgang Höpken (Leipzig): Migration und Gedächtnis: "Wanderungen" in der serbischen Geschichtskultur seit dem 19. Jahrhundert

18.20 Buchpräsentation: János Kalmár, János. J. Varga (Hgg.): Einrichtungswerk des Königreichs Hungarn (1688-1690). Stuttgart 2010

Samstag, 02.04.2011

9.00 – 14.00 Uhr:
III. Migrationsregionen Vorsitz: Dr. Mathias Beer (Tübingen)

9.00 Dr. Eva Kowalska (Bratislava): Konfession als Migrationsmotivation: die binnenungarische Migration der Protestanten zwischen Zwang und Lockerung

9.40 Dr. Konrad Gündisch (Oldenburg): Die Ansiedlung Salzburger Protestanten in Heltau, Siebenbürgen

10.20 Kaffeepause

10.40 Prof. Dr. Rudolf Gräf (Cluj): Ansiedlung in den Banater Montanorten

11.20 Dr. Zoltán Gőzsy (Pécs): Migrationsprozesse in Südtransdanubien im Verlauf des 18. Jahrhunderts: Juden, Südslawen, Magyaren

12.00 Dr. Wolfgang Kessler (Herne): Binnenkroatien, Slawonien und Syrmien als Wanderungsziel bis 1848

12.40 Dr. Peter Lozoviuk (Dresden): Böhmische Kolonisten auf der Krim in den 1860er Jahren

13.20 Abschlussdiskussion

14.00 Gemeinsames Mittagessen im Hotel Palatinus

15.00 Exkursion in ein ungarndeutsches Dorf der Ansiedlungsepoche: Mecseknádasd, anschließend gemeinsames

Abendessen in einem Weinkeller bei Szekszárd

Sonnstag, 03.04.2011: Abreise der Teilnehmer

Kontakt

Dr. Mathias Beer
Mohlstraße 18, 72074 Tübingen
Institut für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde
Tel.: 07071/2002536
Fax.: 07071/2002535
E-Mail: mathias.beer@idgl.bwl.de

http://www.idglbw.de/index.php?option=com_content&task=view&id=37&Itemid=
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