Politische Strategien nationaler Minderheiten in der Zwischenkriegszeit

Politische Strategien nationaler Minderheiten in der Zwischenkriegszeit

Veranstalter
Kommission für Geschichte und Kultur der Deutschen in Südosteuropa e.V. (KGKDS); Kommission für die Geschichte der Deutschen in Polen e.V. (KGDP); Martin-Opitz-Bibliothek
Veranstaltungsort
Martin-Opitz-Bibliothek, Berliner Platz 5, D-44623 Herne
Ort
Herne
Land
Deutschland
Vom - Bis
16.09.2011 - 18.09.2011
Website
Von
Mathias Beer, Forschungsbereich Zeitgeschichte, Institut für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde

In den letzten Jahren sind diverse Publikationen erschienen, die mit einem vergleichenden Ansatz unterschiedliche Aspekte der Minderheitenfrage in der Zwischenkriegszeit betrachtet haben. Neben der Frage nach dem Einfluss des Nationalsozialismus sei hier die Frage nach der Loyalität zum Staat erwähnt. Eine vergleichende Betrachtung von politischen Strategien der nationalen Minderheiten wurde bisher jedoch nicht versucht. Diese Forschungslücke will die gemeinsam von der Kommission für die Geschichte der Deutschen in Polen (vertreten durch Dr. Stefan Dyroff) und der Kommission für Geschichte und Kultur der Deutschen in Südosteuropa (vertreten durch Dr. Mathias Beer) organisierte Tagung füllen.

Bei diesem Vergleich werden gemäß dem inhaltlichen Profil der beiden Kommissionen die deutschsprachigen Minderheiten in den Staaten Polen, Ungarn, Rumänien und Jugoslawien (SHS) im Vordergrund stehen. Das schließt jedoch die Einbeziehung der Tschechoslowakei oder der baltischen Staaten als Vergleichspunkt nicht prinzipiell aus. Die Konzentration auf deutschsprachige Minderheiten bedeutet gleichfalls nicht, dass diese nur aus der Innenperspektive betrachtet werden, sondern im Rahmen des politischen Systems ihrer Staaten sowie der internationalen Politik. Vergleiche mit der Situation ungarischer, jüdischer oder anderer Minderheitengruppen sind ebenfalls denkbar.

In einem ersten Themenblock soll dabei gefragt werden, welche Faktoren für die Bildung einer „nationalen“ Einheitspartei oder die Spaltung der Minderheit in mehrere politische Lager (z. B. Landwirte, Sozialisten usw.) bzw. die Partizipation von Minderheitenpolitikern an politische Parteien des Mehrheitsvolkes ausschlaggebend waren. Gleichfalls soll die Frage nach einer konfessionellen oder regionalen Aufsplitterung der politischen Parteien (beispielsweise entlang früherer Staatsgrenzen) innerhalb der Minderheitengruppe thematisiert werden. Zudem sollte auch die Bedeutung von Tageszeitungen und persönlichen sowie generationellen Differenzen für die politische Uniformierung bzw. Zersplitterung der Minderheitengruppen angesprochen werden. Als Vergleichspunkt bietet sich auch die Frage nach möglichen Nachwirkungen der Erfahrung des Politisierens in der Habsburgermonarchie an bzw. die Er-fahrung vor 1918 Bestandteil des Staatsvolks gewesen zu sein.

In einem zweiten Themenblock soll die Frage der politischen Kooperation mit anderen Minderheiten in Wahlblöcken oder anderen Formen thematisiert werden. Außerdem sollen Formen der politischen Zusammenarbeit mit an regionalen Interessen (z. B. Transylvanismus) orientierten Politikern der nominellen Staatsnation bzw. die personelle Beteiligung an der Regierung betrachtet werden.

In einem dritten Themenblock soll gefragt werden, inwiefern Minderheitengruppen den Völkerbund, den Internationalen Gerichtshof in Den Haag, den Europäischen Nationalitätenkongress oder ausländische Fürsprecher (analog zur Rolle von Robert William Seton-Watson für die Minderheiten im ungarischen Teil der Habsburgermonarchie) als Teil ihrer politischen Strategien einsetzten. Dabei soll vor allem danach gefragt werden, wie diese den Völkerbund als Garant des Minderheitenschutzes für die Wahrung ihrer politischen Rechte einzusetzen versuchten oder, warum sie diese Möglichkeit nicht wahrnahmen.

Programm

Freitag, 16. September 2011

18.30 Uhr
Eröffnung der Tagung

Begrüßung durch die Vorsitzenden der
Kommission für Geschichte und Kultur der Deutschen in Südosteuropa und der Kommission für die Geschichte der Deutschen in Polen

Grußwort
Ministerialrätin Sabine Deres (Oldenburg)
(Beauftragter der Bundesregierung für Kultur und Medien)

Prof. Dr. Hans Hecker (Düsseldorf)
Laudatio auf Dr. Wolfgang Kessler

19.00 Uhr
Einführender Vortrag

Prof. Dr. Gerhard Seewann (Fünfkirchen/Pécs)
Mehrheits- und Minderheitsstrategien und die Frage der Loyalität

20.00 Uhr
Empfang

Samstag, 17. September 2011

09.00-12.45 Uhr
Moderation: Dr. Mathias Beer (Tübingen)

9.00 Uhr
Dr. Ferenc Eiler (Budapest)
Geheime Allianz - mit Vorbedingungen.
Zusammenarbeit der deutschen und ungarischen Minderheitenpolitiker am Europäischen Nationalitätenkongress

9.30 Uhr
Prof. Dr. John Hiden (Glasgow)
Der Verband der deutschen Minderheiten in Europa, 1922 – 1936: Von der Verteidigung der deutschen Minderheiten zum Werkzeug des Nationalsozialismus

10.00 Uhr Diskussion

10.30 Uhr Kaffeepause

11.00 Uhr
Dr. Stefan Dyroff (Bern)
Völkerbundsbeschwerden als Politikmittel.
Deutsche, ukrainische und ungarische Minderheiten in Polen, der Tschechoslowakei, Jugoslawien und Rumänien im Vergleich

11.30 Uhr
Dr. Martin Moll (Graz)
When nationalists go international …
Die versuchte Internationalisierung der Rechtsstreitigkeiten der deutschen Volksgruppe im und gegen den SHS-Staat (Jugoslawien) in den 1920er Jahren

12.00 Uhr Diskussion

12.45 Uhr Mittagessen

14.00-18.00 Uhr
Moderation: Dr. Ingo Eser (Köln)

14.15 Uhr
Dr. Hanna Kozińska-Witt (Halle)
Lokale Arenen der Aushandlung und der Kompromissschließung? Juden und Nicht-Juden im Krakauer Stadtparlament

14.45 Uhr
Dr. Norbert Spannenberger (Leipzig)
Emanzipation durch Ethnizisierung der Politik? Die Deutschen in Ungarn 1918 – 1939

15.15 Uhr Diskussion

15.45 Uhr Kaffeepause

Moderation: Dr. Isabel Röskau-Rydel (Krakau/Kraków)

16.15 Uhr
Dr. Zoran Janjetović (Belgrad/Beograd)
Die Partei der Deutschen im Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen. Strategie und Praxis

16.45 Uhr
PD Dr. Natali Stegmann (Regensburg)
Die Teilhabe des Bundes der Kriegsverletzten in der Tschechoslowakei an der CIAMAC (Conférence Internationale des Associations de Mutilés et Anciens Combattants)

17.15 Uhr Diskussion

19.30 Uhr Abendessen

Sonntag, 18. September 2011

09.00-12.30 Uhr
Moderation: Prof. Dr. Harald Heppner (Graz)

9.00 Uhr
Dr. Michal Schvarc (Pressburg/Bratislava)
Zusammenarbeit oder Opposition? Politische Strategie der Deutschen Partei im autonomen Landesteil Slowakei (Oktober 1938 – März 1939)

9.30 Uhr
Dr. Ottmar Traşcă (Klausenburg/Cluj)
Doppelte Loyalität: Die deutsche Minderheit Rumäniens 1933 – 1940

10.00 Uhr Diskussion

10.30 Uhr Kaffeepause

11.00 Uhr
Dr. Ingo Eser (Köln)
Das deutsche Schulwesen in Polen: Ansätze, Chancen und Grenzen einer bildungspolitischen Zusammenarbeit mit anderen Minderheiten

11.30 Uhr Diskussion

11.45 Uhr Abschlussdiskussion
Moderation: Dr. Mathias Beer (Tübingen), Dr. Stefan Dyroff (Bern)

12.30 Uhr Mittagessen

Kontakt

Mathias Beer

Mohlstrasse 18
72074 Tübingen

poststelle@idgl.bwl.de


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