(Call for Cases): JUST IN CASE
Das Festival des nacherzählten Falls
*organisiert als Wissenschaftstheater in Weimar
Der Fall will erzählt werden. Der Fall wird beurteilt werden. Er wächst im Zwischenraum von Recht, Medizin und Literatur. Die Fragen nach dem Fall verlangen ein Format, das zwischen Kunst- und Wissenschaft angesiedelt ist: Das Festival. Das Festival bietet Erzählern, Jury und Publikum eine Bühne und differenzierte Räume der Diskussion. Wir suchen Personen, die einen Fall nacherzählen und sich einer Jury stellen.
Erst muss etwas fallen, dann kann man etwas setzen. Der Fall ist alles das, was das Recht durchgeht, bevor es zum Gesetz kommt. Was mit dem Recht durchgeht, das Unvorhersehbare, das Plötzliche, das Gedrängte, die Wendung und der Rest, alles das bleibt im Fall. Zur Ermittlung eines Falls gehören die Gutachten der Mediziner, die Expertisen der Ingenieure, die Aussagen von Opfern und Klägern, die Alibis von Tätern und Beklagten, die Stellungnahmen der Anwälte und alles das, was Zeugen zur Ergänzung vorbringen sollen. Nicht erst der Richter erzählt den Fall dann noch einmal nach, so `wie es sich tatsächlich ereignet hat´. Fälle sind nicht je nach Fall, sondern immer Nacherzählungen. Der Fall ist so unterschiedlich, wie seine Aussagen. Und doch ist er so speziell, das man von seiner schriftlichen Fassung sagt, sie werde verlesen, nicht gelesen. Neben dem Experiment ist der Fall eine der Wissensformen, anhand derer Urteile vorbereitet werden. Neben der Novelle und dem Kommentar ist er eine der Dichtungsformen, die – am Rande des Gesetzes – es überhaupt erst ermöglichen, vor das Gesetz zu treten. Wir suchen die Theoretiker und Praktiker des Falls.
Neben den wissenschaftlichen Vorträgen zum Fall gibt es das Herzstück des Festivals: Personen erzählen ihren Fall oder den Fall eines Anderen nach. Das Festival setzt auf diesen Freien Fall, der entweder intuitiv oder heimlich gefeilt nacherzählt oder verlesen wird, sich als Gerichtsreportage abfassen lässt oder schlicht als Aussage zu den Akten genommen wird. Die Hauptsache ist, er kann in 15 Minuten frei nacherzählt werden. Alle sind eingeladen, sich endlich Gehör zu verschaffen.
Eine Jury wird ein Urteil fällen. Das Publikum vergibt einen eigenen Preis. In den Kategorien Fällig, Beifällig, Zufällig, Auffällig und Ausfällig werden die besten Fallerzählungen gewürdigt. Das Festival des nacherzählten Falls sucht den Ort auf, an dem der Fall heute poetisch wird: Das Kino wird zur Bühne des Wissenschaftstheaters.
ALLE ANMELDUNGEN BITTE BIS 1. JUNI 2012 AN: fallfestival@web.de
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JUST IN CASE: das »Festival des nacherzählten Falls«
Organisiert von Fabian Steinhauer & Manuela Klaut. Lehrstuhl für Geschichte und Theorie der Kulturtechniken, Bauhaus-Universität Weimar.