Die Polnische Historische Mission und der Würzburger Diözesangeschichtsverein veranstalten in Zusammenarbeit mit der Nikolaus-Kopernikus-Universität in Toruń sowie der Julius-Maximilians-Universität Würzburg eine wissenschaftliche Tagung unter dem Titel:
Krisen – Konflikte – Konsolidierungen um 1400
Politische, religiöse und kulturell-gesellschaftliche Herausforderungen
Vor 600 Jahren, am 6. Juli 1415, wurde Jan Hus, der bekannte böhmische Theologe und Prediger, als Häretiker von der Vollversammlung des Konstanzer Konzils zum Tode verurteilt und noch am gleichen Tag samt seinen Schriften auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Mit seiner grausamen Hinrichtung war die Absicht verbunden, die Verbreitung seiner Lehre abrupt zu beenden. Dieses Ereignis markiert eine geistig-politische Wegscheide von katalytischer Bedeutung für damals zentrale Problemfelder wie:
- gesamtkirchliche, konziliare Reform,
- die Bildung (früh)nationaler Bewegungen auf dem Kriegswege,
- der weiteren Auflösung der kaiserlichen Zentralherrschaft im damaligen Heiligen Römischen Reich.
Jan Hus selbst hinterließ in seinem Abschiedsbrief die bedeutungsschweren Worte: „Das aber erfüllt mich mit Freude, dass sie meine Bücher doch haben lesen müssen, worin ihre Bosheit geoffenbart wird. Ich weiß auch, dass sie meine Schriften fleißiger gelesen haben als die Heilige Schrift, weil sie in ihnen Irrlehren zu finden wünschten“.
Im Mittelpunkt der Tagung „Krisen – Konflikte – Konsolidierungen um 1400“ steht aus Anlass dieses Gedenkjahrs die politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Situation in der Zeit von Jan Hus. Ein Schwerpunkt soll dabei auf Ostmitteleuropa und dem angrenzenden deutschsprachigen Kulturraum liegen.
Die Themenkomplexe, die innerhalb der Tagung behandelt werden sollen, lauten:
1. Politische Räume und Gemengelagen: Voraussetzungen und Wandlungen
- Böhmen und Mähren in ihren Eigenentwicklungen sowie nachbarschaftlichen und dynastischen Verflechtungen,
- Die Auseinandersetzungen zwischen Polen/Litauen und dem Deutschen Orden und ihre Ergebnisse,
- Reichsgewalt und Territorienbildung in Deutschland und die damit verbundenen Konflikte, insbesondere Frankens und der östlichen Gebietsteile.
2. Jan Hus – Person und Chiffre
- Wirken und historische Bedeutung,
- Folgewirkungen,
- Kampf und Kriegführung: Herausforderungen der Hussitenkriege.
3. Reformnotwendigkeiten in Kirche und Gesellschaft
- Kaiser, Bischof und/oder Papst: Probleme der Kirchenleitung und der Christianitas,
- die innere Einheit der christlichen Welt des Westens,
- Frömmigkeitsformen und Mentalitäten.
4. Kulturell-gesellschaftliche Prozesse und Perspektiven
- Erhöhtes Bildungsstreben und Universitätsgründungen,
- Wissenschaftliche Kommunikationswelten und Wege zum Humanismus: Medien und Wege der Information sowie des kulturellen Dialogs und Diskurses.