Vom Präparat zur Person: die Wiederherstellung der Identitäten von NS-Versuchsopfern. Wissenschaftshistorisches Seminar der Leopoldina

Vom Präparat zur Person: die Wiederherstellung der Identitäten von NS-Versuchsopfern. Wissenschaftshistorisches Seminar der Leopoldina

Veranstalter
Leopoldina-Studienzentrum
Veranstaltungsort
Vortragssaal des Leopoldina-Studienzentrums, Emil-Abderhalden-Straße 36, 06108 Halle (Saale)
Ort
Halle an der Saale
Land
Deutschland
Vom - Bis
01.12.2015 -
Website
Von
Leopoldina-Studienzentrum

Einladung zum Wissenschaftshistorischen Seminar

Vom Präparat zur Person: die Wiederherstellung der Identitäten von NS-Versuchsopfern

Prof. Dr. Paul J. Weindling ML, Oxford

Am Ende der 1980er Jahre entbrannte eine Kontroverse über den fortgesetzten Gebrauch von Objektträgern und Körperteilen wie etwa Gehirnen aus der Nazi-Zeit. Ein Professor für Anatomie bemerkte damals, dass es für ihn neu sei, darüber nachzudenken, dass ein Präparat auch eine Person gewesen sein könne. In der Tat gab es bis dahin keine empirisch gegründete Identifizierung der Opfer von Zwangsforschung im Nationalsozialismus, die die Zahlen und Identitäten der Opfer der NS-Menschenversuche und anderer Formen von Zwangsforschung zugrunde legte.
Eine solche Rekonstruktion darf sich nicht nur auf die Experimente beziehen, die in Konzentrationslagern durchgeführt wurden, sondern muss das volle Spektrum der Forschungsorte berücksichtigen: Ghettos, Kriegsgefangenen- und Zwangsarbeitslager, Krankenhäuser und Gefängnisse. Nur in der Verbindung einer sehr großen Zahl von Aufzeichnungen kann man die Biographien der Opfer rekonstruieren und darüber hinaus eine Strukturanalyse der Experimente und anderer Formen von Zwangsforschung vorlegen.
Der Vortrag wird eine Übersicht über die Gesamtzahl und die Identitäten der Opfer bieten und aufzeigen, wie sich die NS-Zwangsforschung während des Zweiten Weltkrieges intensivierte. Manche Zwangsforschungen sind sehr gut dokumentiert, andere Bereiche erfordern es, jeden einzelnen Menschen zu identifizieren, der Opfer dieser NS-Forschungen wurde. Diese Identifizierung geschieht in der Regel auf der Basis von fragmentarischen Aufzeichnungen und von Zeugenberichten und Interviews mit den Überlebenden. Dieser empirische Zugang wirft ein neues Licht auf die in Auschwitz durchgeführte Zwangssterilisierung durch Röntgenbestrahlung und auf Mengeles Zwillingsforschung wie auch auf den Komplex der Menschenversuche und der Zwangsforschung insgesamt.

Es laden Sie herzlich ein:
Prof. Dr. Rainer Godel, Prof. Dr. Dieter Hoffmann ML* und Prof. Dr. Florian Steger

Das Seminar findet statt
am: 1. Dezember 2015
um: 18.00 Uhr
Ort: Vortragssaal des Leopoldina-Studienzentrums, Emil-Abderhalden-Straße 36, 06108 Halle (Saale)

*ML = Mitglied der Leopoldina

Programm

Kontakt

Godel

Leopoldina - Nationale Akademie der Wissenschaften, Jägerberg 1, 06108 Halle (Saale)

rainer.godel@leopoldina.org


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Deutsch
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