Die Polnische Historische Mission veranstaltet in Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv Würzburg, der Nikolaus-Kopernikus-Universität in Toruń sowie der Julius-Maximilians-Universität Würzburg am 19. und 20. September 2016 in Würzburg eine internationale wissenschaftliche Tagung unter dem Titel: Zwischen Sacrum und Profanum. Sakrale Topografie der Stadt in Mitteleuropa.
Die Stadt bildete seit jeher ein eigenes Universum für ihre Bewohner. Diese Feststellung betrifft alle Städte Mitteleuropas. Die architektonische Beschreibung ihrer Örtlichkeiten folgte den Erwartungen des Stadtgründers, der späteren Stadtherren und der städtischen Eliten. Eine sehr wichtige Rolle spielten oft bereits bei der Entstehung einer Stadt und in ihrer weiteren Entwicklung sakrale Gebäude, vor allem Kirchen und Klöster. In den Stadtgrundriss wurde zum Beispiel im Mittelalter gern ein durch die Kirchen gebildetes Kreuz komponiert, die „in modum S. Crucis“ gebaut wurden – ein „Kirchenkranz“ entstand, der den Bewohner den Beistand Gottes sichern sollte und auch zu einem wichtigen Element der Stadtbefestigung werden konnte. Die Städte dehnten sich in der Folge mehr oder weniger in die erwarteten Richtungen hin aus. Das führte oft zur Verschiebung des Stadtzentrums, so dass sich einige geistliche Bauten nicht mehr im Zentralbereich befanden. Andere ursprünglich am Rande lokalisierte Gebäude, wie zum Beispiel Klöster der Bettelorden, konnten dagegen dann topografisch „avancieren“. Die Konzepte der Stadtplanung haben in den Jahrhunderten die jeweilige Situation aufgenommen und nach unterschiedlichen Regeln versucht, die alte und neue Bebauung zu verbinden. Die sakralen Gebäude blieben aber meistens wichtige Elemente des Stadtbildes und somit zentrale öffentliche Räume. Erst im 20. Jahrhundert zeichneten sich deutliche Tendenzen einer Entsakralisierung der städtischen Räume ab, sowohl im Zusammenhang mit der Etablierung von Regimen, die einen eigenen Weltanschauungsanspruch erhoben, als auch im Kontext der zunehmenden Säkularisierung auch demokratisch verfasster Gesellschaften.