Umbruchsphase 1917–? Erodierende Machtstrukturen und Verschiebung von Loyalitäten

Umbruchsphase 1917–? Erodierende Machtstrukturen und Verschiebung von Loyalitäten

Veranstalter
Forum: Österreich-Ungarn im Ersten Weltkrieg
Veranstaltungsort
Karl-Franzens-Universität Graz / Stadtarchiv Graz
Ort
Graz
Land
Austria
Vom - Bis
20.10.2016 - 22.10.2016
Deadline
31.07.2016
Von
Bernhard Bachinger

Mit der Fortdauer des Ersten Weltkrieges, spätestens ab dem Jahr 1917, wurden auf verschiedenen Ebenen in mehreren Kriegsgesellschaften der Kriegsteilnehmer althergebrachte funktionale und/oder schon vormalig fragile Loyalitäten und Machtbeziehungen zunehmend infrage gestellt. Diese Verschiebungen können summa summarum als Loyalitätskonflikte umschrieben werden, in denen die Akzeptanz des institutionell verankerten Gemeingefüges auseinanderbrach. Als wohl eindringlichste Beispiele gelten allgemeinhin die Absetzung der russischen Herrscherdynastie Romanow im Zuge der Februar- und das anschließend gesellschaftlichen Umwälzungen nach der Oktoberrevolution 1917 einerseits. Andererseits ordnen sich auch die großen politischen Umstürze bei den Weltkriegsverlierern im Jahr 1918 als markante Ereignisse ein, denen von der historischen Periodisierung eindeutig das Potential eines Epochenbruchs – also eines „Neubeginns“ zugebilligt wird. Insbesondere der Zerfall der Habsburgermonarchie und die neue politische Ordnung mit mehreren Nachfolgestaaten bedingte lange Zeit ein bipolares historiographisches Narrativ – entweder als „Untergang“ oder als „Erringung der Eigenstaatlichkeit“.
Diesen großen Umbrüchen steht ein beträchtliches Konglomerat an marginaleren, nicht immer geglückten oder schließlich abgewendeten gesellschaftsverändernden bis revolutionären Tendenzen gegenüber, die während der letzten beiden Kriegsjahre respektive nach Kriegsende zum Tragen kamen. Derartige Brüche mit der althergebrachten „Ordnung“ konnten dabei schon während des Krieges aufgrund von erodierten Machtstrukturen sowie als dynamische Begleiterscheinungen vor dem Hintergrund der generellen Kriegskonjunkturen auftreten. Nicht zu vergessen ist ebenso der Umstand, dass zugleich erst die unmittelbare Kriegs- und Mangelerfahrung – sowohl in militärischer als auch ziviler Hinsicht – den wesentlichen Nährboden für politische/gesellschaftliche/wirtschaftliche/ideologische/kulturelle Umgestaltungen und deren Breitenwirkung boten. In dieser Hinsicht sei ebenso Interferenz und Multikausalität zu betonen. Soziale Unruhen, Meutereien von Soldaten etc. sind dabei als Symptome zu deuten, dass im Laufe des Krieges die ,Kriegsgesellschaften‘ in ihrem Gefüge äußerst fragil geworden waren.
Im Rahmen seiner dritten Konferenz möchte das „Forum: Österreich-Ungarn im Ersten Weltkrieg“ das Augenmerk auf Bruchlinien und Loyalitätskonflikten während der Endphase des Ersten Weltkrieges und in der diffusen Zeitspanne bis zur Etablierung der Nachkriegsordnung richten. Dabei sind sowohl Fallbeispiele, Einzelaspekte als auch komparative Zugänge willkommen, die helfen, richtungsweisende Entwicklungen, aber auch Irrwege, Sackgassen usw. während der Umbruchszeit 1917–? aus der Retroperspektive greifbar zu machen.
Gesucht werden Vorträge, die unter anderem folgende Aspekte behandeln:

1. Beiträge, die auf die Periodisierung abzielen, Bruchlinien aufzeigen oder eine Historisierung der Ereignisse bieten. Inwiefern kann von einer Umbruchsphase gesprochen werden, wie könnte eine zeitliche Eingrenzung aussehen? –Gibt es Ansätze einer europäischen oder globalen Betrachtungsweise?

2. Beiträge, die auf konkrete Umbrüche, Revolten oder Revolutionen eingehen, deren Alleinstellungsmerkmale profilieren bzw. Analogien aufzeigen. Gibt es Kontinuitäten zu früher einsetzenden oder auch später wirksam werdenden Tendenzen, sprich inwiefern spielen Kontinuitäten eine Rolle?

3. Beiträge, die sich auf Menschen und Biographien während der Umbruchsphase konzentrieren. Inwiefern waren es Protagonisten und ihr Wirken, die Veränderungen hervorbrachten? Oder wurden deren Aktivitäten erst durch die Veränderung bedingt? Sammelbiographische Ansätze sind ebenso willkommen wie aussagekräftige Einzelbeispiele.

4. Beiträge, die auf die Etablierung neuer Ordnungen abzielen. Wie konnten alte Strukturen gebrochen werden, wie wirkten die alten nach? Mit welchen Mitteln erreichte man eine Breitenwirkung? Welche neuen Strukturen wurden von einer Elite, welche von einer breiten Masse instituiert?

Bis 31. Juli 2016 können Themenvorschläge eingebracht werden. Die Konferenzsprachen sind Deutsch und Englisch. Wir bitten, Abstracts (500–800 Wörter) sowie Kurz-CVs (beides auf Deutsch oder Englisch) an die E-Mail-Adresse forum@ersterweltkrieg.at zu senden. Die BewerberInnen werden bis Ende August 2016 bezüglich ihrer Teilnahme informiert.

Programm

Kontakt

forum@ersterweltkrieg.at

Bernhard Bachinger

bernhard.bachinger@bik.ac.at

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