Im 19. und frühen 20. Jahrhundert hatten jüdische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler jahrzehntelang große Bedeutung für die Mathematik im deutschen Sprachraum. Von 94 Mathematikprofessuren am Ende der Weimarer Republik waren 28 zumindest zeitweise mit jüdischen oder jüdischstämmigen Gelehrten besetzt. Zählt man noch diejenigen hinzu, die keinen Lehrstuhl innehatten, und jene, die an deutschsprachigen Universitäten außerhalb Deutschlands arbeiteten, wird klar, dass die Mathematik vor 1933 zu einem bemerkenswerten Anteil deutsch-jüdisch war.
Die Ausstellung »Transcending Tradition« geht dem Arbeitsleben und den wissenschaftlichen Aktivitäten jüdischer Mathematikerinnen und Mathematiker in den deutschsprachigen Ländern während der Zeit zwischen Emanzipation der Juden im 19. Jahrhundert und ihrer Verfolgung im nationalsozialistischen Deutschland nach. Dabei liegt der Schwerpunkt nicht auf den Jahren der Verfolgung und Vernichtung, die vergleichsweise gut erforscht sind, sondern auf dem fachlich wie didaktisch beeindruckenden Anteil, den jüdische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vor 1933 an der Entwicklung der mathematischen Kultur hatten.
Die Ausstellung konzentriert sich auf vier Städte: Berlin, Göttingen, Bonn und Frankfurt am Main. Mit einer Fülle von Bildern und Dokumenten, viele davon erstmals öffentlich zu sehen, zeigt sie, wie jüdische Mathematikerinnen und Mathematiker im wilhelminischen Kaiserreich und in der Weimarer Republik in allen Bereichen der akademischen Kultur aktiv waren. Sie forschten, lehrten und publizierten, sie engagierten sich in Mathematikvereinigungen und im öffentlichen Diskurs über ihre Wissenschaft. Ihr Beitrag zur mathematischen Kultur ist immens.
Eintritt: mit dem Museumsticket (8 Euro, erm. 3 Euro).
Die Ausstellung findet im Rahmen des 7. Kongresses der Europäischen Mathematischen Gesellschaft statt.
Ausführlichere Informationen zur Ausstellung finden Sie unter: http://www.gj-math.de/.