Mehrsprachigkeit in der Donaumonarchie (1848–1918). Wissen – Herrschaft – Soziale Praxis

Mehrsprachigkeit in der Donaumonarchie (1848–1918). Wissen – Herrschaft – Soziale Praxis

Veranstalter
Institut für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas (IKGS), Institut für Deutsch als Fremdsprache (DAF), Internationales Forschungszentrum Chamisso (IFC), Internationale Forschungsstelle für Mehrsprachigkeit (IFM)
Veranstaltungsort
Ludwig-Maximilians-Universität München
Ort
München
Land
Deutschland
Vom - Bis
10.10.2018 - 12.10.2018
Von
Institut für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas (IKGS)

Von 10. bis 12. Oktober 2018 findet an der Ludwig-Maximilians-Universität München die Interdisziplinäre Konferenz "Mehrsprachigkeit in der Donaumonarchie (1848–1918). Wissen – Herrschaft – Soziale Praxis" statt.

Die interdisziplinär und international angelegte Tagung nähert sich der Thematik mit Fragestellungen zu Sprachpolitik und Herrschaft, Mehrsprachigkeit und Alltagswelt, Mehrsprachigkeit in literarischen Texten, den Wechselwirkungen mit der Literatur- und Wissenschaftsgeschichte und deren langfristigen Auswirkungen.

Historische, wissenschaftsgeschichtliche, linguistische und literaturwissenschaftliche Perspektiven werden zusammengeführt. Darüber hinaus setzt sich die Tagung zum Ziel, die Fruchtbarkeit ihrer Erkenntnisse für den Umgang mit sprachlicher und kultureller Vielfalt im gegenwärtigen Europa zu diskutieren.

Tagungssprachen sind Deutsch und Englisch, passive Deutschkenntnisse sind erforderlich.

Programm

Mittwoch, 10. Oktober 2018

14:00 Begrüßung
14:30 Keynote 1: Hans Goebl (Salzburg): Sprachenvielfalt und Sprachenpolitik in der Spätphase der Donaumonarchie (1848–1918). Ein Überblick.

Panel 1: Sprachen- und Bildungspolitik I
16:30 Christof Aichner (Innsbruck): Auswirkungen der Sprachenpolitik Leo Thun-Hohensteins am Beispiel der Universität Innsbruck
17:00 Stefaniya Ptashnyk (Heidelberg): Die Sprachenpolitik der Habsburger und ihr Einfluss auf institutionelles Sprachhandeln: Eine Studie zum Hochschulwesen im österreichischen Lemberg
17:30 Adelheid Manz (Baja/ Frankenstadt): 1870, Etablierung der staatlichen
Lehrerausbildung in der Donaustadt Baja (Südungarn)
Helmut Schaller (Marburg, München): Deutsch und Tschechisch im 19. Jahrhundert in Österreich-Ungarn

Panel 2: Sprachen- und Bildungspolitik II
16:30 Gualtiero Boaglio (Wien): Sprachnormierung in den italienischen Schulbüchern des österreichischen Küstenlandes (1900–1918)
17:00 Irena Samide (Ljubljana/ Laibach): Bilingualität, Bikulturalität und Biliterarizität im slowenischen ethnischen Gebiet 1849–1918: sprach-, unterrichts- und literaturpolitische Annäherungen an ein umstrittenes Thema
17:30 Márta Müller (Budapest): Mehrsprachigkeit in den zweisprachigen (deutsch-ungarischen) Wörterbüchern der Donaumonarchie
18:00 Elisabeth Knipf-Komlósi(Budapest): Historische Deutschlehrbücher in einem mehrsprachigen Kontext in Ungarn

19:00 Empfang

Donnerstag, 11. Oktober 2018

9:00 Keynote 2: Peter Haslinger (Marburg, Gießen): Mehrsprachigkeit als politisches und gesellschaftliches Konzept – theoretische und methodische Fallstricke

Panel 3: Sprachphilosophie und Ästhetik
11:00 Christian Damböck (Wien): Plansprachen, Bildstatistik und Enzyklopädie als Werkzeuge der Internationalisierung und Intersubjektivierung im Wiener Kreis
11:30 Peter Stachel (Wien): „Viele sind die Sprachen des Kaiserreiches, aber nur Eine ist die Gesinnung in der Brust jedes Österreichers …“. Philosophische Reflexionen über Sprache in der Habsburgermonarchie
12:00 Veronika Jičínská (Ústí nad Labem/Aussig): Sprachphilosophie in ihrer „habsburgischen“ Prägung: Fritz Mauthner und Ernst Mach
12:30 Simone Pichler (Graz): Mündlichkeit abbilden. Mundartforschung als formalästhetische Praxis in der Habsburgermonarchie des späten 19. Jahrhunderts

Panel 4: Mehrsprachige Praxis in Institutionen
11:00 Tamara Scheer (Wien): Manipulation von Nationalitӓten- und Sprachenstatistiken: Das Beispiel der Regimentssprachen in der k. u. k. Armee, 1868–1914
11:30 Ursula Wittstock (Cluj-Napoca/ Klausenburg): Das Theater als Instrument nationaler Selbstbehauptung. Zur deutschen Theaterfrage in Ungarn um 1900 am Beispiel des Stadttheaters in Hermannstadt.
12:00 Gerhard Katschnig, Janine Schemmer (Klagenfurt/Celovec): Der Schillerverein in Triest (1860–1914): Mehrsprachigkeit in der Vereinspraxis
12:30 Loránd Mádly (Klausenburg):
Mehrsprachigkeit im Neoabsolutismus und Liberalismus: zwischen der Zentralisation mittels der deutschen Sprache und den Forderungen der Nationalbewegungen

Panel 5: Rechtliche Aspekte der Mehrsprachigkeit
14:00 Vit Dovalil (Freiburg): Zu den Sprachverhältnissen nach dem Zerfall der Monarchie: Gebrauch des Deutschen als Gegenstand der tschechoslowakischen Rechtsprechung der 1920er-Jahre
14:30 Hans Jochen Lind (Konstanz, New Haven): Mehrsprachigkeit als (staats-)rechtliches Problem oder Chance? Polyglottie und Souveränitätsdiskurs in der Ablösungszeit der großen Monarchien
15:00 Iulia Elena Zup, Andreea Huțanu (Iași/Jassy): Kommunikationsstrategien im mehrsprachigen Raum. Zur Übersetzung von Rechtstexten für die habsburgische Bukowina

Panel 6: Übersetzungpraxis und Institutionaliserung
14:00 Karin Almasy (Graz): Notwendiges Übel, tägliches Brot und schöne fremde Blume im eigenen Garten: Übersetzungen und die slowenische Translationskultur in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts
14:30 Michaela Wolf (Graz): Das habsburgische Babylon: Im Spannungsfeld zwischen Mehrsprachigkeit und Translation
15:00 Heiner Grunert (München): Herrschaft neu formulieren: Sprachwandel und Translation im polyphonen Imperium. Sarajevo und Lemberg am Ende des 19. Jahrhunderts.

Panel 7: Mehrsprachigkeit im Alltag I
16:00 Heinrich Pfandl, Martin Sauerbrey (Graz): „Posdravim Celi Oficirsverkštet“ Postkarten als Quelle für Mehrsprachigkeit in der Untersteiermark 1890–1918
16:30 Georg Grote (Bolzano/Bozen, Dublin): Register und Sprachrealitäten in Südtiroler Korrespondenzen des 1. Weltkrieges
17:00 Enikő Dácz (München):
Die offizielle Sprache des öffentlichen Raums und die „diplomatische Sprache“ des Bauerntums. Mehrsprachigkeit in
Siebenbürgen im Spiegel der Presse

Panel 8: Mehrsprachigkeit im Alltag II
16:00 Rok Stergar (Laibach): Bilingualism between Nationalist Politics and Daily Experience: The Case of Ljubljana/Laibach
16:30 Angela Ilić (München): Eine Stadt mit vielen Sprachen: Mehrsprachigkeit in Rijeka/Fiume zwischen Mythen und Fakten (1868–1918)
17:00 Timo Hagen (Bonn): Linguae francae im vielsprachigen Milieu? Ein neuer Blick auf Muster architektonischer Gestaltung in der Donaumonarchie

17:45 Round Table: Das Habsburgerreich bis 1918 und die Europäische Union 2018: Eine Geschichte in Parallelen? Mit Georg Grote (Bozen, Dublin), Adelheid Manz (Baja), Marc Emanuel Röggla (Bozen) und Jürgen Trabant (Berlin)

Freitag, 12. Oktober 2018

9:00 Keynote 3: Johannes Feichtinger (Wien): Polyglottes Habsburg. Mehrsprachigkeit im politischen, staatsrechtlichen und wissenschaftsgeschichtlichen Kontext

Panel 9: Mehrsprachigkeit als literarische Strategie
11:00 Andreas Leben (Graz): Zum literarischen Sprachgebrauch im Kronland Kärnten/Koroška
11:30 Julia Ariane Viehweg (München): Mehrsprachigkeit als Topos in den Werken von Italo Svevo, Umberto Saba und Scipio Slataper
12:00 Natalia Blum-Barth (Mainz): Einsprachige Mehrsprachigkeit in der deutsch-jüdischen Literatur aus der Bukowina
12:30 Benedikt Wolf (Berlin): Mehrsprachigkeit und Mischsprachen als das Unheimliche nationaler Sprache. Gustav Meyrinks Der Golem in der multilingualen Kontaktzone

Panel 10: Sprachen und Identitäten als Reflexionsgegenstände der Literatur
11:00 Tobias Heinz (Kiel): Hofmannsthals sprachkulturelle Sendung. Sprach(en)-politik im Gefüge von innerer und äußerer Mehrsprachigkeit, österreichischer Idee und Mitteleuropa-Konzept
11:30 Vahidin Preljevic (Sarajevo): Nach dem Imperium: literarische Identitätskonstruktionen bei Hugo von Hofmannsthal, Ludwig Winder und Ernst Sommer
12:00 Astrid Winter (Dresden): Mehrsprachigkeit und Sprachwechsel in den Literaturen der böhmischen Länder nach 1848
12:30 Alexandra Millner (Wien), Katalin Teller (Budapest): Migration, Nation und Gender. Mehrsprachigkeit als literarische Strategie in Texten von MigrantInnen in Österreich-Ungarn

Panel 11: Sprachkontakt und die Rolle des Jiddischen
14:00 Thomas Krefeld (München): Germanisch-romanisch-slawischer Sprachkontakt im Österreichischen Küstenland – oder: Glanz und Elend der Sprachatlanten
14:30 Agnes Kim (Wien): Vom „friedlichen Wellenspiel, welches sich bei dem Zusammenprall deutscher und slawischer Sprachfluth erzeugt“. Sprachkontakt in der Habsburgermonarchie und seine Auswirkungen auf das Deutsche in Österreich
15:00 Boris Blahak (Regensburg): Kafka lernt Jiddisch. Sprachlernexperimente zur Lösung einer scheinbaren Divergenz: „ethnische Herkunft – Muttersprache“
15:30 Carmen Reichert (Augsburg): Von Nathan Birnbaum zu Nosn Binboym – das Engagement eines Wiener Bürgers für die jiddische Sprache

Panel 12: Diskurse zur Ein- und Mehrsprachigkeit
14:00 Marc Stegherr (München): Die Mehrsprachigkeit der ruthenischen/ russinischen Minderheit in der Donaumonarchie als politisches und kulturelles Problem
14:30 Sigurd Paul Scheichl (Innsbruck): Die einsprachige Haupt- und Residenzstadt des mehrsprachigen Reichs
15:00 Roxana Nubert, Ana-Maria Dascălu-Romițan (Timișoara/Temeswar): Mehrsprachigkeit in den Periodika Temesvárer Zeitung und Deutsches Tagblatt für Ungarn im Zeitraum 1863–1918 – Mit besonderer Berücksichtigung von Nikolaus Lenaus Rezeption

16:00 Zusammenfassung und Abschluss

Kontakt

Daniel Biro

Halskestr. 15

biro@ikgs.de

http://mehrsprachigkeit2018.de