Kriegsversehrungen im 20. Jahrhundert in europäischer Perspektive. Internationale Tagung

Kriegsversehrungen im 20. Jahrhundert in europäischer Perspektive. Internationale Tagung

Veranstalter
Noyan Dinçkal, Historisches Seminar, Universität Siegen; Sabine Schleiermacher, Institut für Geschichte der Medizin und Ethik in der Medizin, Charité - Universitätsmedizin Berlin
Veranstaltungsort
Universität Siegen, Herrengarten 3, 57072 Siegen, Raum AH-A 217/218
Ort
Siegen
Land
Deutschland
Vom - Bis
04.10.2019 - 05.10.2019
Deadline
04.05.2019
Von
Sabine Schleiermacher

Das Thema Kriegsversehrung rückt zunehmend in den Fokus der Forschung. Angesichts der Jugoslawien-Kriege in den 1990er Jahren, der Debatten um die (neuen) Aufgaben der Bundeswehr, der Golfkriege oder des sog. "Krieges gegen den Terror" – um einige Beispiele zu nennen – scheint das Bedürfnis nach einer historischen Deutung der Effekte und Rückwirkungen kriegerischer Konflikte auf die kriegsführenden Länder zuzunehmen. Nachdem auch Bundeswehrsoldaten aus ihren Auslandseinsätzen mit physischen und psychischen Verletzungen zurückkehren, ist die Frage nach den Strategien im Umgang mit und der Kompensation von Kriegsversehrungen verstärkt von öffentlichem Interesse.
Es ist schon häufig darauf hingewiesen worden, dass die Kriege des 20. Jahrhunderts und speziell die Weltkriege durch die Senkung von Gewaltschwellen und durch einen bislang unbekannten Grad der Mobilisierung und Vernichtung von Material und Menschen gekennzeichnet waren. Im Zusammenspiel von maschineller Zerstörungsgewalt und dem Einsatz wissenschaftlich - medizinischer Mittel zum Erhalt von Leben überlebten immer mehr Soldaten schwerstverletzt. Die Nachkriegsgesellschaften waren aber nicht nur von verletzten Militärangehörigen, sondern gleichermaßen von den zivilen Opfern und ihren Anerkennungskämpfen geprägt. Kriegsversehrung war kein gesellschaftliches Randphänomen, sondern vielmehr ein zentrales Merkmal europäischer Nachkriegsgesellschaften im 20. Jahrhundert.
Vor diesem Hintergrund ist es Ziel der Tagung, die Bedeutung von Kriegsgeschädigten für die europäischen Gesellschaften zu diskutieren und dabei verschiedene Forschungsperspektiven miteinander ins Gespräch zu bringen.

Programm

Freitag, 04.10.2019

9.00h-9.15h: Begrüßung & Einführung
Noyan Dinçkal (Siegen)

09.15h-11.00h
Panel I: Sozialpolitische Dimensionen
Angela Schwarz (Siegen): Moderation und Kommentar

Lukas Grawe & Nikolas Dörr (Bremen): Veteranenversorgung und die Entwicklung des Sozialstaates im internationalen Vergleich

Verena Pawlowsky (Wien): Kriegsbeschädigte und der Beginn des Sozialstaats. Österreich nach dem Ersten Weltkrieg

Sabine Schleiermacher (Berlin): Sozialpolitische Strategien im Umgang mit Kriegsgeschädigten in der Bundesrepublik und DDR in vergleichender Perspektive

11.00h-11.30h: Kaffeepause

11.30h-13.30h
Panel II: Rehabilitation und Lebenswelt
Sabine Schleiermacher (Berlin): Moderation und Kommentar

Marisa De Picker (Leuven): Calculating and Compensating War Injuries. The Emergence of a New Social Welfare System for Physically Disabled Veterans and Civilians of the Great War in Interwar Belgium, 1918-1928

Noyan Dinçkal (Siegen): "Leben heißt ja nicht bloß genießen ..." Kriegsversehrung, Prothetik und Leistungsdebatten in der frühen Bundesrepublik

Karsten Wilke & Christine Wolters (Hannover): Einzelfallakten des Niedersächsischen Landesversorgungsamtes als Quellen zur Lebensrealität kriegsbeschädigter Männer in der Bundesrepublik Deutschland 1945-1970

13.30h-15.00h: Mittagessen

15.00h-17.00h
Panel III: Symbolpolitik
Laura Meneghello (Siegen): Moderation und Kommentar

Stephanie Wright (Sheffield): The Francoist ‘Mutilados’ in Historical Perspective. Towards a New Historiography of War Disability in Modern Europe

Alexandre Sumpf (Strasbourg): Disabled Ex-Servicemen Activism. The All-Russian Union of Mutilated Soldiers between Wars and Revolutions (1915-1919)

Pavel Vasilyev (St. Petersburg): Gendered Bodies on Trial. Exploring Litigation Strategies of Disabled War Veterans in the Early Soviet People’s Court

Samstag, 05.10.2019

09.30h-11.30h
Panel IV: Mediale Repräsentationen
Sybilla Nikolow (Berlin): Moderation und Kommentar

Leonie Braam (Berlin): Prothesen hinter Glas. Die Präsentation von Prothesen auf den Ausstellungen der Kriegsbeschädigtenfürsorge im Ersten Weltkrieg

Sebastian Merkel (Hamburg): Die Inszenierung der Kriegsversehrten in den Lazarett-Zeitungen des Ersten Weltkrieges. Das Beispiel des Marinelazaretts Hamburg-Veddel

Uta Fenske (Siegen): "Gibt denn keiner Antwort?" Kriegsversehrte und ihre Repräsentation in Spielfilmen und Wochenschauen nach 1945

Jonas Nesselhauf (Saarbrücken): Trauma und Versehrung auf der Bühne – Die Oper Shell Shock. A Requiem of War (2014)

11.30h-12.00h: Kaffeepause

12.00h: Abschlusskommentar und Diskussion
Sabine Schleiermacher (Berlin) & Sybilla Nikolow (Berlin)

Kontakt

Martina Huttner

Universität Siegen, Historisches Seminar
Europäische Wissens- und Kommnunikationsgeschichte der Moderne
+49 (0) 271-740 3921

martina.huttner@uni-siegen.de

http://uni-siegen.de/phil/kriegsversehrungen