Britische Deutschlandreisen - 39. Jahrestagung der Prinz-Albert-Gesellschaft

Britische Deutschlandreisen - 39. Jahrestagung der Prinz-Albert-Gesellschaft

Veranstalter
Prinz-Albert-Gesellschaft e.V.; Prince Albert Society
Veranstaltungsort
Historischer Rathaussaal (Markt 1, 96450 Coburg)
Ort
Coburg
Land
Deutschland
Vom - Bis
03.09.2020 - 05.09.2020
Deadline
15.03.2020
Von
Franziska Andrea Bartl, M.A.

English Version below

Die engen Verbindungen zwischen Großbritannien und Deutschland äußerten sich historisch immer wieder nicht zuletzt auf der Ebene der persönlichen Reise. Wer aus Großbritannien nach Deutschland reiste, tat dies aus den verschiedensten Anlässen und mit den verschiedensten Zielen, Erwartungen und Vorannahmen. Thema dieser Konferenz sind die Berichte, die englische, schottische und irische Reisende seit dem Mittelalter über ihre Erfahrungen im deutschen Raum hinterlassen haben.
Gegenstand von Reiseberichten sind nicht nur die Reise und ihre Bedingungen, sondern auch die Bilder Deutschlands und der Deutschen, die sich daraus ergeben. Ob und inwieweit Deutschland als Gegenstand der Beobachtung überhaupt existierte, ist selbstverständlich von jeweils konkreten historischen Umständen abhängig. Inwiefern es als geographische, politische, kulturelle Einheit wahrgenommen wurde, lässt sich an Reiseberichten in besonders prägnanter Form ablesen. Allein, ob ein ‘deutscher Raum’ als Ziel einer Reise galt, als Durchgangsstation oder Randgebiet, erlaubt schon Rückschlüsse auf das britische Deutschlandbild einer Epoche. Wer reist, macht Erfahrungen aus erster Hand, die oft zum Wandel von stereotypen Annahmen und Vorurteilen führen. Wer über Reiseerfahrungen berichtet, tritt mit diesen Stereotypen in einen Dialog, (re-)produziert sie und transformiert sie. So kann der Reisebericht als eigener Akteur im Netzwerk der kulturellen Verflechtungen zwischen dem britischen und dem deutschen Raum gesehen werden. Zu fragen ist dann z.B. nach der Darstellung der Deutschen, denen britische Reisende begegnen – und über soziale, politische, kulturelle und ethnographische Aspekte hinaus auch nach der Darstellung bzw. Konstruktion ‚natürlicher‘ Räume. Neben dem Anlass und Kontext der Reise ist dabei auch die Adressatengruppe ihrer Berichte zu berücksichtigen.
Ebenso gilt es, die Form der betreffenden Berichte zu reflektieren. Sie bewegen sich stets im Spannungsfeld zwischen Faktualität und Fiktionalität. Der kodierten Depesche eines Diplomaten kommt sicherlich eine andere Funktion zu als den Worten eines unzuverlässigen Erzählers wie in Ford Madox Fords The Good Soldier (1915) oder der BBC-Berichterstattung über einen Deutschlandbesuch der Königsfamilie. Selbst, wo Berichte eindeutig als Fiktion markiert sind (z.B. in der Rheinreise des Victor Frankenstein), schaffen sie durch die Darstellung Deutschlands potentiell diskursiv wirkmächtige ‘Tatsachen’. Es ist zu fragen, wie die formale – textuelle, aber auch (tele-)visuelle, musikalische oder intermediale – Verfasstheit von Reiseberichten ein jeweils historisch vorgeprägtes ‘Formwissen’ nutzt, um dem transportieren Wissen über Deutschland und die Deutschen Autorität zu verleihen.

Die geplante Konferenz untersucht die Geschichte dieses (natürlich immer potentiell auch transnationalen) Phänomens aus interdisziplinärer Perspektive. Wir laden daher ein, Vorschläge für 20-minütige Vorträge aus den Bereichen der Geschichtswissenschaften, der Literatur- und Kulturwissenschaften, der Kunst- und Wissenschaftsgeschichte und verwandter Disziplinen einzureichen. Gegenstand sind englische, schottische und irische Deutschlandreisen seit dem Mittelalter bis in die Gegenwart. Mögliche Themen sind u.a.:
Reisende und die Anlässe und Ziele ihrer Reisen
Reisebedingungen (z.B. ökonomisch, kulturell, logistisch)
Berichtsformen und -gattungen
politische Systeme und ihre Darstellung
wirtschaftlicher, technologischer und wissenschaftlicher Austausch
Erfahrungen von Konflikt, Krieg und Versöhnung
Verhandlung regionaler, nationaler und transnationaler Identitäten.

Bitte senden Sie ein Abstract (max. 300 Wörter) Ihres vorgeschlagenen Beitrags bis zum 15. März 2020 an:

Prof. Dr. Frank-Lothar Kroll, Technische Universität Chemnitz
frank-lothar.kroll@phil.tu-chemnitz.de

Prof. Dr. Florian Klaeger, Universität Bayreuth
klaeger@uni-bayreuth.de

Eine Übernahme der Reise- und Übernachtungskosten erfolgt. Die Tagungsbeiträge werden in der Reihe Prinz-Albert-Studien / Prince Albert Studies (PAS) (Duncker & Humblot, hrsg. v. Frank-Lothar Kroll) veröffentlicht.

For centuries, the close ties between Britain and Germany have found expression not least on the level of personal travel. Travellers came from Britain to Germany for a host of occasions and with the most diverse aims, expectations, and preconceptions. This conference explores the reports produced about their experiences in German lands by travellers from England, Scotland, and Ireland since the Middle Ages.
Travel accounts of this sort are not merely ‘about’ travel and its circumstances, but they construct images of Germany and ‘the’ Germans. Whether – and to what extent – Germany even existed as an entity and object of observation is a matter of specific historical circumstance, of course. However, travel writing is a particularly salient medium for communicating observed geographical, political or cultural units. The mere fact that a ‘German’ space should be perceived – whether as destination, transit space, or neighbouring borderland – offers productive insight into a period’s British image of Germany. Travellers make first-hand experiences that will often precipitate the revision of stereotypical preconceptions or prejudices. Travel accounts will enter into a dialogue with such images of the other, (re-)producing or transforming them. Thus, travel writing must be seen as an agent within the network of cultural relations between Britain and Germany. It can be fruitfully studied for its representation of Germany and Germans encountered by British travellers – including social, political, cultural and ethnographic aspects as much as representations and constructions of ‘natural’ sites and spaces. Next to specific occasions and contexts for travel, the intended readership of travel accounts needs to be taken into account.
Similarly, the form of individual accounts rewards attention. Travel writing is inevitably suspended between fact and fiction. Surely, a diplomat’s code message serves a different function than the unreliable narrator of Ford Madox Ford’s The Good Soldier (1915), or a BBC programme on a royal visit to Germany. Even when an account is clearly marked as fiction (such as that of Victor Frankenstein’s Rhine valley sojourn), its representation of Germany may create discursively powerful ‘facts’. Contributions might inquire into the formal – i.e., generic, textual, (tele-)visual, musical, or intermedial – nature of travel accounts and how they employ historically contingent ‘form-knowledge’ in order to bestow authority on the knowledge about Germany and Germans they communicate.

The conference aims to examine the history of this inter- and, potentially, transnational phenomenon from an interdisciplinary perspective. We invite proposals for twenty-minute papers from the fields of history, literary and cultural studies, art history, the history of science, and related fields on British, English, Scottish, and Irish travellers to Germany from the Middle Ages to the present day. Possible topics include, but are not limited to:
reasons for, and aims of, travels to Germany
conditions of travel (e.g., economic, cultural, logistical)
forms and genres of travel writing
political systems and their representation
economic, technological, and scientific exchange
the experience of conflict, war and reconciliation
the negotiation of regional, national and transnational identities.

Abstracts of around 300 words, along with a brief biographical note, should be submitted by March 15 to:

Prof. Dr. Frank-Lothar Kroll, Technische Universität Chemnitz
frank-lothar.kroll@phil.tu-chemnitz.de

Prof. Dr. Florian Klaeger, Universität Bayreuth
klaeger@uni-bayreuth.de

As host, the Prinz-Albert-Gesellschaft will cover travel expenses for contributors. The conference proceedings will be published in the Prinz-Albert-Studien / Prince Albert Studies (PAS) series (with Duncker & Humblot, under the general editorship of Frank-Lothar Kroll).

Programm

Kontakt

Franziska Andrea Bartl

Schlossplatz 1, 96450 Coburg

franziska.a.bartl@gmail.com

https://prinz-albert-gesellschaft.de