Narrative gelungener Demokratie? Geschichte – Politik – Recht

Narrative gelungener Demokratie? Geschichte – Politik – Recht

Veranstalter
Universität Salzburg, Fachbereich Geschichte, Fachbereich Politikwissenschaft und Soziologie und Fachbereich Fachbereich Öffentliches Recht, Völker- und Europarecht in Kooperation mit dem Salzburger Landtag (Reinhard Heinisch, Reinhard Klaushofer, Christoph Kühberger und Margit Reiter)
Ausrichter
Reinhard Heinisch, Reinhard Klaushofer, Christoph Kühberger und Margit Reiter
Veranstaltungsort
Haus der Gesellschaftswissenschaften, Rudolfskai 42
Gefördert durch
Salzburger Ladtag
PLZ
5020
Ort
Salzburg
Land
Austria
Vom - Bis
04.02.2021 - 05.02.2021
Deadline
31.01.2021
Von
Christoph Kühberger, Fachbereich Geschichte, Universität Salzburg

Die internationale Tagung fragt danach, welche Narrative in Österreich über die Demokratie existieren und welche Narrative sich gesellschaftlich durchsetzen. Wer sind bzw. waren TrägerInnen derartiger Narrative? Unter welchen gesellschaftlichen Einflüssen formierten sie sich? Bilden sich überhaupt dominante Narrative über die Entwicklung der Demokratie, die in der Gesellschaft geteilt werden, aus? Antworten sollen aus Perspektiven der Geschichts-, Politik- und Rechtswissenschaft gefunden werden.

Narrative gelungener Demokratie? Geschichte – Politik – Recht

Narrative können als sinnvermittelnde Erzählungen verstanden werden, die aufgrund ihrer Struktur dazu im Stande sind, Wahrnehmungen von ganz unterschiedlichen Aspekten einer Gesellschaft zu beeinflussen. Es ist dabei zentral, welche Narrative innerhalb eines bestimmten gesellschaftlichen Rahmens Gültigkeit für sich beanspruchen können, sich damit breit durchsetzen und so letztlich Sinn stiften. Aus einer wissenschaftlichen Perspektive heraus gilt es jedoch immer auch, die Strukturen der Narrationen über ihre Funktion, ihre Akteure und ihre Praktiken beschreibbar zu machen. Die Tagung versucht daher danach zu fragen, welche Narrative in Österreich über die Demokratie existieren und welche Narrative sich gesellschaftlich durchsetzen. Wer sind bzw. waren Träger der¬artiger Narrative? Unter welchen gesellschaftlichen Einflüssen formierten sie sich? Bilden sich überhaupt dominante Narrative über die Entwicklung der Demokratie, die in der Gesellschaft geteilt werden, aus?

Demokratie wird in Österreich heute als Selbstverständlichkeit angenommen, demokratische Rechte werden gelebt und ein Ausbau in bestimmten Bereichen durchaus vehement gefordert, doch hat es den Anschein, dass es keine bzw. sehr wenige positive Narrative zur Demokratie gibt, die allgemein akzeptiert werden. In die Vergangenheit rückblickend kann daher gefragt werden: Welche Rolle spielt diesbezüglich die Neuformierung der Demokratie nach 1945 in Österreich? Welche Entwick¬lungen haben ab 1945 dazu geführt, dass Narrative über Demokratie von anderen Narrativen der Politik und Gesellschaft verstellt wurden? Wie zeigen sich die Auswirkungen davon im Umgang mit Demokratie in der heutigen (politischen) Kultur in Österreich?
In der Geschichtstheorie ist unstrittig, dass Menschen für ihre Orientierung in Gegenwart und Zukunft auf historische Narrative (Erzählungen über die Vergangenheit) zurückgreifen. Für das frühe 21. Jahrhundert ist jedoch zu beobachten, dass solche historischen Erzählungen über die (Entwick¬lung der) Demokratie in Österreich weitgehend abwesend sind. Oftmals sind es eher gegenwärtige politische Narrative, die zudem von Spezialfragen der Demokratie (Gewaltenteilung, Verfassung, Wahlrecht o. Ä.) in Beschlag genommen werden, ohne dabei zu verdeutlichen, dass diese die Demokratie grundlegend mitbestimmen. Es ist daher sinnvoll zu fragen, welche dominanten Narrative es zur Demokratie in Wissenschaft und Öffentlichkeit in Österreich gibt.

Über einen interdisziplinären Austausch und die Berücksichtigung verschiedenster Perspektiven der Geschichts-, Rechts- und Politikwissenschaften versucht die Tagung sich dieser Problemlage zu nähern. Die Demokratie in Österreich gilt seit 1945 nicht als gescheitert. Das Verhalten der Menschen in Österreich im 21. Jahrhundert deutet darauf hin, dass diese Regierungs-, aber auch Lebensform einen breiten Rückhalt in der Bevölkerung besitzt, vielleicht in vielen Bereichen sogar als gelungen klassifiziert werden könnte.
Ziel der Tagung ist es daher auch, den Gründen für die Formierung bestimmter Narrationen über die Demokratie in Österreich nachzugehen und ihre Wirkungen auszuloten.

Programm

Programm

Do, 4.2.2020

Eröffnung
10:00–10:20
Grußworte der Landtagspräsidentin Dr.in Brigitta Pallauf und des Rektors Prof. Dr. Hendrik Lehnert; Einführung durch die Tagungsleitung

Keynote
10:20–11:10
Sylvia Kritzinger, Universität Wien/ Staatswissenschaften
Die Österreicher*innen und ihre Demokratie: die Balance zwischen Gleichheit und Freiheit

Panel 1: Formierung der Demokratie nach 1945

11:10–11:40
Günther Sandner, Universität Wien
Die Erste Republik in der Zweiten Republik. Parteipolitische Kontroversen um die österreichische Demokratie

11:40–12:10
Reinhard Klaushofer, Universität Salzburg
Rechtsdiskurse und Interpretationen zwischen Erster und Zweiter Republik

Mittagspause [65 min]

13:15–13:45
Margit Reiter, Universität Salzburg
Wie wird man Demokrat/in? Diskurse zur Demokratie nach 1945 in Österreich

13:45–14:15
Gudrun Hentges, Universität zu Köln
Narrative gelungener Demokratie am Beispiel der Bundeszentrale für Heimatdienst/ politische Bildung

Pause [15 min.]

Panel 2: Entwicklungslinien zwischen 1945 und 2020 (Teil 1)

14:30–15:00
Christian Heuer, Universität Graz
Geschichte der Demokratie oder demokratische Geschichte(n)? Österreichische Geschichtsschulbücher als nationale Biographien

15:00–15:30
Christoph Kühberger, Universität Salzburg
Demokratiegeschichte in Österreich – Verfügbare historische Narrative und politische Haltungen von Lehramts¬studierenden

15:30-16:00
Thomas Hellmuth, Universität Wien
Die Rolle der Demokratie in Diskursen der Politischen Bildung seit 1945

Pause [30 min.]

Keynote
16:30
Hedwig Richter, Universität der Bundeswehr München
Heldenepos. Demokratiegeschichte als Revolutions- und Kriegserzählung

Fr, 5.2.2020

Panel 2: Entwicklungslinien zwischen 1945 und 2020 (Teil 2)

9:00–9:30
Dirk Rupnow, Universität Innsbruck
Demokratie ohne Demokratieerzählung? Zu einer Leerstelle der österreichischen Zeitgeschichte

9:30–10:00
Benjamin Kneihs, Universität Salzburg
Der stabilisierende Charakter des Rechts

10:00–10:30
Reinhard Heinisch, Universität Salzburg
Politikverdrossenheit vs. Angst um Demokratie aus politikwissenschaftlicher Perspektive

Pause [15 min.]

Panel 3: Herausforderungen in der Gegenwart – Verantwortung für die Demokratie

10:45–11:15
Béatrice Ziegler, FHNW/ Zentrum für Demokratie Aarau
Warum Demokratie schulische Politische Bildung braucht Vortrag

11:15- 11:45
András Jakab, Universität Salzburg
Krisen- und Erfolgsnarrative im österreichischen verfassungsrechtswissenschaftlichen Diskurs

Pause [15 min.]

12:00-12:30
Zoe Lefkofridi, Universität Salzburg
Demokratie und Gender: Die politikwissenschaftliche Perspektive

12:30-13:00
Thomas Steinmauer, Universität Salzburg
Digitale Disruptionen in der Demokratie: die Krise als Auftrag?

13:00-13:30
Abschluss

Kontakt

Die Tagung ist als hybride Veranstaltung geplant. Eine Teilnahme vor Ort oder online werden geboten.
Anmeldung per Mail: beate.roedhammer@sbg.ac.at

https://www.uni-salzburg.at/index.php?id=52
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Deutsch
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