Migranten und deren Nachkommen innerhalb der deutschen und französischen Institutionen

Migranten und deren Nachkommen innerhalb der deutschen und französischen Institutionen

Veranstalter
Dr. Jérémie Gauthier / Dr. Ariane Jossin / Dr. Ingrid Tucci, Centre Marc Bloch; DIW/Berlin; UFA; CIERA
Veranstaltungsort
Centre Marc Bloch, Friedrichstr. 191, 10117 Berlin
Ort
Berlin
Land
Deutschland
Vom - Bis
03.05.2012 - 04.05.2012
Deadline
30.04.2012
Website
Von
Dr. Ariane Jossin

Angesichts fortdauernder sozialer und ethnischer Ungleichheit in der französischen und deutschen Gesellschaft gewinnt die Frage nach der Stellung und der Partizipation von Migranten und ihrer Nachkommen innerhalb dieser Gesellschaften als Gegenstand soziologischer Forschungen eine ganz besondere Bedeutung. In Frankreich wie in Deutschland wurde die „Integration“ der Migranten und ihrer Nachkommen als gesellschaftliches Anliegen deklariert, das sowohl Migranten als auch institutionnelle und öffentliche Akteure beeinflussen können. In beiden Ländern haben sich viele Studien mit der strukturellen Dimension von Integration befasst (schulische Übergänge, Partizipation am Arbeitsmarkt) oder auch mit der Identitätsbildung von Migrantengruppen und ihrer Nachkommen. Studien, die sich mit dem Platz der Migranten und deren Kinder innerhalb von Institutionen und der Öffnung der Institutionen für ethnisch-kulturelle Diversität befassen, bleiben dafür rar.

Trotz unterschiedlicher Konzepte der Integration und Ausrichtungen der Integrationspolitiken Deutschlands und Frankreichs, wird die Diversität in beiden Ländern seit einigen Jahren im politischen und im privaten Sektor, in öffentlichen Institutionen und auf territorialer Ebene befördert. Ziele der Maßnahmen sind, Chancenungleichheit zu bekämpfen und Institutionen so zu verändern, dass sie die Vielfalt der Gesellschaft abbilden. Der Gedanke, dass sich die „Diversität“ der Bevölkerung in bundesweiten Institutionen widerspiegeln sollte, geht mit integrationsfördenden Maßnahmen einher. Das ist insbesondere der Fall bei positiver Diskriminierung (affirmative action im Englischen, discrimination positive auf Französisch), die in Frankreich und Deutschland unterschiedlich umgesetzt wird. Obwohl positive Diskriminierung gegen das republikanische Gleichheitsprinzip verstößt, wurden auf französischer Seite einige Maßnahmen ergriffen, damit Migrantennachkommen und Minderheiten besser repräsentiert werden. Auf deutscher Seite wurde die Gesetzesreform von 2000 von einer Reihe von Instrumenten der „interkulturellen Öffnung der Verwaltung“ begleitet, die ausdrücklich die Anzahl der Migranten und Migrantennachkommen in der Verwaltung erhöhen sollte.

Eine zu erwartende Folge dieser neuen politischen Orientierung und des Anstiegs des Anteil an Personen mit Migrationshintergrund in Institutionen ist ein Wandel der Zuschreibungskategorien und der Wahrnehmung. Die Analyse der Öffnung der polizeilichen oder schulischen Institutionen für sogenannte „sichtbare Minderheiten“ – wie sie in Frankreich genannt werden – lädt z.B. dazu ein, die Wahrnehmung der Ethnizität und der Diversität, sowie die Neukonfiguration der „ethnischen Grenzen“ zu hinterfragen.

Die Tagung zum Thema „Migranten und ihre Nachkommen innerhalb der deutschen und französischen Intitutionen“ findet im Rahmen der „Colloques Junior“ des interdisziplinären Zentrum für Deutschlandstudien und –forschung (CIERA) statt. Studien von jüngeren Forschern – d.h. von Doktoranden und Postdoktoranden – werden in Anwesenheit von bereits etablierten Forschern besprochen. Die Vorträge werden sich mit der Stellung von Migranten und ihrer Nachkommen innerhalb von (Politik-, Schul-, Polizei-, Pflege-) Institutionen befassen, aber auch mit politischen Maßnahmen, die sich für einen erleichterten Zugang dieser Bevölkerungsgruppe zu institionellen Berufen einsetzen.

Programm

Die Vorträge und Diskussionen werden ins Deutsche und ins Französische simultan übersetzt.

Eine Anmeldung wird erbeten unter: immigres.institutions@gmail.com

Donnerstag 3. Mai 2012: Minderheiten im öffentlichen Dienst

13h30-13h40: Einführung durch Dr. Jérémie Gauthier, Dr. Ariane Jossin und Dr. Ingrid Tucci

Diskutanten: Dr. Tanja Bogusz (Forscherin BMBF / Centre Marc Bloch), Dr. Ariane Jossin (Post-Doktorandin / Centre Marc Bloch), Dr. Jean-Luc Richard (MCF / CRAPE) et Dr. Ingrid Tucci (Post-Doktorandin / DIW Berlin)

13h40-14h05: Dr. Jean-Luc Richard
Maître de conférences in Soziologie und Demographie, Universität Rennes, CRAPE
Einführende Worte zum Thema des Zuganges zum öffentlichen Dienst bei Migrantennachkommen in Frankreich

14h05-14h30: Carmen Diop
Doktorandin in Soziologie, Universität Paris Descartes
„La fonction publique française au prisme de l’expérience de femmes noires diplômées“

14h30-14h55: Narguesse Keyhani
Doktorandin, Institut des Sciences Sociales du Politique (ISP-ENS Cachan)
„Représenter les immigrés dans les organisations publiques et parapubliques du Ministère des Affaires Sociales dans les années 1980: une question de régulation du secteur de l’insertion et d’efficacité de l’action publique“

14h55-15h40: Diskussion

15h40-16h10: Kaffee-Pause

16h10-16h35: Dr. Joan Stavo-Debauge
Junior Lecturer, Universität Lausanne und assoziiertes Mitglied an der EHESS
„Politiques antidiscriminatoires en France“ (titre provisoire)

16h35-17h: Dr. Jérémie Gauthier
Post-Doktorand, Centre Marc Bloch (Berlin) und CESDIP (UVSQ)
„Des corps étrange(r)s dans la police ? Les policiers minoritaires à Paris et à Berlin“

17h-17h25: Dr. Ines Michalowski
Post-Doktorandin, Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung
„Die Organisation der religiösen Diversität im Militär in Deutschland, Österreich und den Niederlanden“

17h25-18h: Diskussion

Freitag 4. Mai 2012: Die Förderung der Vielfalt

9h-9h30: Kaffee

Diskutant: Prof. Dr. Stéphane Beaud (Professor in Soziologie, ENS)

9h30 - 9h55: Daniel Volkert
Doktorand in Sozialwissenschaften, Max Planck Institut (Erforschung multireligiöser und multiethnischer Gesellschaften) und Centre d’Études Européennes (Sciences Po, Paris)
„Einwanderungsbedingte Vielfalt und Kandidatenaufstellung- die Bedeutung des Migrationshintergrunds in der Praxis deutscher und französischer Parteien“

9h55-10h20: Aline Hartemann
Doktorandin in Soziologie, EHESS-Institut Marcel Mauss (Paris) und Centre Marc Bloch (Berlin)
„Les immigrés, leurs descendants et la question de "l’intégration" : enjeux stratégiques et reconfiguration des catégories de perception pour la production de programmes, le cas d’une institution franco-allemande à vocation européenne, la chaîne de télévision ARTE“

10h20-10h45: Anna Dunkel
Doktorandin in Soziologie, Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung
„Erfolgreiche Elternpartizipation: Die Rolle von unterschiedlichen Ansätzen im Umgang mit ethnischer Diversität im Berliner und französischen Schulwesen“

10h45-11h30: Diskussion

11h40-12h: Synthese und Schlussfolgerungen

Kontakt

Ariane Jossin

Centre Marc Bloch
Friedrichstr. 191
10117 Berlin
Tel: 0049 30 20 93 70 707

ja@cmb.hu-berlin.de