Kommunikationschancen: Entstehung und Fragmentierung sozialer Beziehungen durch Musik im 20. Jahrhundert / Ambiguities of Communication: Musical Life and the Emergence and Fragmentation of Social Relations in the Twentieth Century

Kommunikationschancen: Entstehung und Fragmentierung sozialer Beziehungen durch Musik im 20. Jahrhundert / Ambiguities of Communication: Musical Life and the Emergence and Fragmentation of Social Relations in the Twentieth Century

Veranstalter
Max-Planck Institut für Bildungsforschung, Berlin; Leibnizpreis-Forschungsstelle Globale Prozesse, Universität Konstanz; Sven Oliver Müller; Jürgen Osterhammel; Martin Rempe
Veranstaltungsort
Ordenshaus der Großen Landesloge; Peter-Lenné-Straße 1-3, 14195 Berlin
Ort
Berlin
Land
Deutschland
Vom - Bis
24.01.2013 - 26.01.2013
Deadline
21.01.2013
Von
Rempe, Martin

Innerhalb weniger Jahre hat sich das Thema Musik und Geschichte aus einer Randposition näher zum Mittelpunkt fachlicher Aufmerksamkeit bewegt. Zudem gewinnen die Entdeckung des Auditiven in einer im weitesten Sinne postmodernen Historischen Anthropologie und eine Geschichte der Sinne und der Sinnlichkeit Bedeutung in der Forschungslandschaft. Das Feld der hier relevanten Fragestellungen und Ansätze ist außerordentlich weit und in sich wiederum heterogen. Es reicht von musiksoziologisch inspirierten Werkanalysen über sozialgeschichtliche Untersuchungen zum Publikum bis hin zu Studien über Klänge, Geräusche, Lärm und „Soundscapes“ in den unterschiedlichsten Kontexten. Eine große Herausforderung bildet das Zusammenführen von sogenannter ernster Musik und Unterhaltungsmusik, von „Klassik“ und „Pop“.

Um den Stellenwert des Musiklebens in Kulturräumen und politischen Gemeinwesen zu zeigen, ist ein Perspektivenwechsel nötig. Die Aneignung von Musik ist nicht als ein peripheres Phänomen, sondern als eine gesellschaftlich relevante Entwicklung zu begreifen. Musikalische Aufführungen sind als Akte sozialer Ordnung wichtig und ermöglichen die kommunikative Ausbildung und die Abgrenzung von Gruppen. Die Tagung widmet sich diesen Kommunikationschancen im Musikleben. Im Mittelpunkt steht die Frage, unter welchen Bedingungen der Umgang mit Musik die Verständigung zwischen Gruppen und Individuen erleichterte oder erschwerte. Entstand durch Musik ein neuer Kommunikationsraum? Was gelang durch musikalisch strukturierte Kommunikation, was sich etwa durch die gesprochene Sprache oder durch Bilder nicht oder anders vollzog? Eröffneten musikalische Aufführungen im 20. Jahrhundert in unterschiedlichen Gesellschaften und in unterschiedlichen Schichten und Publika soziale und politische Kommunikationschancen?

Die Teilbereiche der Tagung thematisieren die durch Kommunikation im Musikleben beeinflusste Vergesellschaftung und Vergemeinschaftung von Gruppen im 20. Jahrhundert. Dabei betreten die Panels thematisch ein weites Feld. Dieses reicht von Live-Darbietungen zu Musikfesten und Festivals, von Popstars zu Subkulturen und Avantgarden, von der politischen Repräsentation der Eliten hin zur musikalischen Opposition der Jugendkulturen und von den Nationalhymnen bis zu transnationalen Formen musikkultureller Begegnungen in der „kolonialen Situation“.

Tagungssprachen sind deutsch und englisch.
Um Anmeldung wird gebeten bis zum 21.01.2013:
Iris Törmer, Max-Planck-Institut für Bildungsforschung
Email: toermer@mpib-berlin.mpg.de

Programm

Donnerstag, 24. Januar 2013

13.30
Begrüßung und Einführung / Welcome and Introduction
Ute Frevert / Sven Oliver Müller / Jürgen Osterhammel / Martin Rempe

--- Kaffeepause --- Coffee Break ---

14.45
Mediale Vergemeinschaftung: „Stars“ und ihre Fan-Gemeinden
Creating Medial Communities: Stars and their Followers
Chair: Martin Rempe, Universität Konstanz

Siegmund von Hausegger, the Munich Philharmonic and Languages of Community
Neil Gregor, University of Southampton

From Mainstream to the “Mainstream of Minorities”: Repertoire Change and Social Differentiation in Popular Music in West Germany, Britain and the US (1950-1990)
Klaus Nathaus, Universität Bielefeld

Der organisierte Kultus: Wagner und seine Fan-Gemeinden im 20. Jahrhundert
Hermann Grampp, Berlin

--- Kaffeepause --- Coffee Break ---

17.00
Pilgerfahrt und Außeralltäglichkeit: das Musikfest
Pilgrimage and the Transcendence of Everyday Life: Musical Festivals
Chair: Jörg Echternkamp, Miltärgeschichtliches Forschungsamt Potsdam / Sciences Po, Paris

Vom Tempel zum Public Viewing. Überlegungen zu Selbstverständnis, Kunstanspruch und Wirkung der Bayreuther Festspiele im Wandel ihrer Geschichte
Stephan Mösch, Universität Bayreuth

Von der Kommunikation zum Erlebnis. Die Festivals auf der Burg Waldeck und in Roskilde im Vergleich
Detlef Siegfried, Universität Kopenhagen

Jewish Music Festivals as Spaces of Negotiating Jewish Identities Magdalena Waligórska, Freie Universität Berlin

Freitag, 25. Januar 2013

08:45
„Anwesenheitsgesellschaft“: das Konzert
“Unmediated Interaction”: Live Performances
Chair: Jürgen Osterhammel, Universität Konstanz

New Music versus Old in the Fragmented State of Concert Programming, 1900-1914
William Weber, California State University, Long Beach

Konzert als Arena: Kommunikation und Skandale im Konzertleben um den Ersten Weltkrieg
Hans-Jakob Ziemer, Max Planck Institut für Wissenschaftsgeschichte, Berlin

Jazz in Cold war Germany
Uta Poiger, Northeastern University, Boston

Das Konzert als ästhetisch/soziale Differenz
Martin Tröndle, Zeppelin Universität Friedrichshafen

--- Kaffeepause --- Coffee Break ---

11.15
Repräsentation und Opposition: Musik auf politischen Bühnen
Representation and Revolt: Music on Political Stages
Chair: Daniel Morat, Freie Universität Berlin

Demokratische Ordnung durch Neue Musik? Die Oper als Ort kultureller Verhandlungen in der Weimarer Republik
Stephanie Kleiner, Universität Konstanz

The Melancholic Crowd: Some Social Movements and their Soundscapes in the Twentieth and Twenty-First Centuries
Martin Stokes, King’s College London

Wann sie singen Seit an Seit.... Musik als gemeinschaftsbildende Tradition und Praxis auf Parteitagen
Sarah Zalfen, Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, Berlin

--- Mittagessen --- Lunch ---

14.00
Abgrenzung und Rückzug: historische Soziologie von Avantgarden und Subkulturen
Dissociation and Retreat: Avant-gardes and Subcultures
Chair: Celia Applegate, Vanderbilt University, Nashville

Der Sturz ins Jetzt des Augenblicks. Tumulte in Konzertsälen und ihre Folgen in den Jahren der Weimarer Republik
Martin Thrun, Universität Leipzig

Protest als Kommunikationsziel musikalischer Avantgarden um 1968: Wer hört zu? Wer macht mit?
Beate Kutschke, Universität Leipzig

Martin Kippenberger hört Whitney Houston. Über das Verhältnis von Musik, Subkultur und Dissidenz am Beispiel Punk
Alexa Geisthövel, Humboldt-Universität zu Berlin

--- Kaffeepause --- Coffee Break ---

16.15
Nonverbale Hierarchien: „koloniale Situation“ und transkultureller Transfer
Nonverbal Hierarchies: “Colonial Situations” and Transcultural Encounters
Chair: Margrit Pernau, Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, Berlin

Die Instrumente der Zivilisierung: Koloniale Musikerziehung im Vergleich
Claudius Torp, Universität Kassel

Populäres Musikleben im spätkolonialen Afrika
Martin Rempe, Universität Konstanz

Listening to Music Through the Head: A Pattern of Western Music Reception in Modern Japan
Toru Takenaka, Osaka University

Samstag, 26. Januar 2013

09.30
Emotionale Rezeptionen: Nationalhymnen
Emotional Receptions: National Anthems
Chair: Sven Oliver Müller, Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, Berlin

Fratelli d'Italia: musikalische Struktur und Funktion von Nationalhymnen
Michael Walter, Universität Graz

Worlds’ Fairs and Brass Bands: Communicating through Music in the Early Twentieth Century
Celia Applegate, Vanderbilt University, Nashville

„Deutschland einig Vaterland“? Nation und Emotionen im Spiegel des deutschen Hymnenstreites um 1950
Juliane Brauer, Universität Erfurt

--- Kaffeepause --- Coffee Break ---

11.45
Interdisziplinäres Schlusspanel
Interdisciplinary Concluding Panel
Hans-Joachim Hinrichsen, Universität Zürich
Michael Stegemann, Universität Dortmund
Michael Werner, École des hautes études en sciences sociales, Paris
Helga de la Motte, Technische Universität Berlin

Kontakt

Dr. Martin Rempe
Universität Konstanz
Neuere und Neueste Geschichte
Fach 6
78457 Konstanz
07531 88 47 64
martin.rempe@uni-konstanz

http://www.geschichte.uni-konstanz.de/global-processes/ http://www.mpib-berlin.mpg.de/de/forschung/max-planck-forschungsgruppen/mpfg-gefuehlte-gemeinschaften
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