Die Polizei in Umbruchssituationen (29. Kolloquium zur Polizeigeschichte)

Die Polizei in Umbruchssituationen (29. Kolloquium zur Polizeigeschichte)

Veranstalter
Dr. Thomas Grotum / Lena Haase M.A., Universität Trier; RR Dr. Georgios Terizakis, Hochschule der Polizei Rheinland-Pfalz
Veranstaltungsort
Hochschule Trier (Gebäude S), Paulusplatz, 54290 Trier
Ort
Trier
Land
Deutschland
Vom - Bis
04.07.2019 - 06.07.2019
Deadline
31.03.2019
Website
Von
Haase, Lena

Seit 1990 treffen sich vornehmlich Historiker/innen, Sozialwissenschaftler/innen sowie Polizist/inn/en, um auf den jährlich stattfindenden Kolloquien zur Polizeigeschichte ihre aktuellen Forschungen zu diskutieren. Das Kolloquium ist darüber hinaus geöffnet für alle an Polizeigeschichte Interessierten und richtet sich auch an jüngere Wissenschaftler/innen.

Das 29. Polizeigeschichtliche Kolloquium ist eine gemeinsame Veranstaltung der Universität Trier und der Hochschule der Polizei Rheinland-Pfalz. Es wird sich mit dem thematischen Schwerpunkt der Polizei in Umbruchssituationen beschäftigen. Berücksichtigung finden sollen hierbei jedoch nicht nur Umbrüche politischer, sondern auch wirtschaftlicher, gesellschaftlicher oder kultureller Art. Innerhalb der einzelnen Untersektionen ist uns daran gelegen, diese sowohl hinsichtlich der geographischen als auch der epochalen Schwerpunktsetzung offen zu gestalten. Der Begriff “Polizei” ist im Kontext dieser Sektionen weit gefasst, und soll nicht nur die unterschiedlichen Polizeien abdecken, die heute existieren und in der Vergangenheit existierten (von der Schutz- über die Kriminal- und Sicherheitspolizei, den allgemeinen Polizeibehörden und der Gendarmerie bis hin zu Sonderformen politischer Polizei), sondern auch die alte Wortbedeutung der “(guten) Policey” als Ordnungsmuster vormoderner Staaten, in der die Grenze zwischen Ordnungshüter, staatlichem Beamten und Gerichtsdiener nicht immer trennscharf zu ziehen ist.

1a. Die Polizei in politischen Umbruchssituationen

Ein politischer Wechsel bedeutet im Extremfall einen vollständigen Umbruch für den gesamten Staatsapparat. Doch auch ein Regierungswechsel mit einer neuen politischen Grundausrichtung kann für das Feld der Inneren Sicherheit und den Polizeiapparat nicht nur personelle und finanzielle Einbußen, respektive Aufstockungen bedeuten, sondern ebenso neue Handlungskompetenzen mit sich bringen oder auch neue Zuständigkeitsbereiche schaffen. Anhand eines chronologischen Überblickens von “Policey/Polizei” im Wandel der Zeit lässt sich nicht zuletzt die Entwicklung vormoderner Ordnungs- und Fürsorgevorstellungen hin zu staatlich gelenkter und institutionalisierter Ordnungsgewalt anhand mehr oder weniger einschneidender Ereignisse und Schlüsselfiguren in der deutschen, europäischen und internationalen Geschichte darstellen.
In dieser Sektion sollen beispielsweise folgende Fragen gestellt werden:
- Wie verhält sich die Polizei gegenüber neuen Machthabern, gegebenenfalls sogar neuen politischen Systemen?
- Welche Auswirkungen haben systemische oder politische Wechsel auf polizeiliche Arbeit?
- Wie äußert sich die Selbstwahrnehmung der Polizei, ihrer eigenen Position und auch ihrer Kompetenzen im Staatsgefüge?
- Welches Verständnis haben die Machthaber, Rechtsgelehrte und “der Staat” von Policey/Polizei und wie veränderte sich dieses im Laufe der Zeit?

1b. Die Polizei in wirtschaftlichen Umbruchssituationen

Wirtschaftliche Krisensituationen verlangen häufig auch einen zunehmenden Handlungsbedarf hinsichtlich polizeilichen Eingreifens in den gesellschaftlichen Alltag. Begleitet von Angst um finanzielles Auskommen und Arbeitsplätze führen solche Krisen häufig zum Aufkommen spontaner und organisierter Demonstrationen, die sich vor allem im ausgehenden 18. und frühen 19. Jahrhundert zu Revolutionen und Aufständen entwickelt haben, die schließlich auch politische, gesellschaftliche und kulturelle Umbrüche hervorbrachten. Beachtung können hier nicht nur die Krisensituationen im Ancien Régime finden, die sich in Revolutionen auswuchsen, sondern vor allem auch wirtschaftlich bedeutsame Ereignisse wie die Wirtschaftskrisen in den 1840/50er Jahren, den Börsencrash 1929, die Ölpreiskrisen der 1970er Jahre und auch die aktuelle Banken- und Finanzkrise seit 2008.
In dieser Sektion sollen beispielsweise folgende Fragen gestellt werden:
- Welche Bedeutung kommt und kam der “Polizei” im Umgang mit solchen Ausnahmesituationen zu? (Wirkung als Katalysator oder Brecher von Aufständen und Demonstrationen)
- Wie sind Polizeiorgane im Spannungsfeld zwischen Profiteuren und Verlierern wirtschaftlicher Umbrüche, Krisen und Neuanfänge zu verorten?
- Ergeben sich aus wirtschaftlichen Krisensituationen neben neuen Aufgabenfeldern auch neue Handlungsspielräume für die Polizei?

1c. Die Polizei in gesellschaftlichen Umbruchssituationen

Gesellschaftliche Umbrüche werden von Konflikten begleitet, die nicht selten im Feld der inneren Sicherheit staatliche Institutionen und Akteure vor Herausforderungen stellt, sowohl im taktischen und strategischen Sinne sowie in der Durchkreuzung ihrer bisherigen Handlungsroutinen und -muster. Neue Formen der Artikulation gesellschaftlichen Protests sind hierbei nicht selten zu beobachten. Im Spannungsfeld innovativer Potentiale neuer Artikulationsmöglichkeiten und daraus resultierender Sicherheitsherausforderungen ist ein Aushandlungsprozess angestoßen, der in historischen Umbruchsituationen offen und prekär sein kann.
In dieser Sektion sollen beispielsweise folgende Fragen gestellt werden:
- Wie ist Polizei in gesellschaftlichen Umbrüchen gefordert?
- Welche Möglichkeiten und Grenzen bieten gesellschaftliche Umbrüche auch und gerade für die Polizei?
- Wie drücken sich gesellschaftliche Konflikte in der Polizeiarbeit aus?
- Polizei und Gesellschaft: Gegensätze im gesellschaftlichen Umbruch?

1d. Die Polizei in kulturellen Umbruchssituationen

Kulturelle Umbrüche können vielfältigen Ausdruck finden: subkutan, offen, schleichend, abrupt oder symbolisch. Der Begriff der Kultur bringt es mit sich, dass unter diesem Dach vielerlei Phänomene gefasst werden, die innerhalb von Gesellschaften oder auch nur kleineren Gruppen stattfinden. Dabei werden dynamische und tradierte Muster beobachtet, die im historischen Umbruch zur Geltung kommen und einen Platz im gesellschaftlichen Diskurs beanspruchen. Dieser fluide Charakter stellt Polizei vor Herausforderungen im Umgang mit kulturellen Umbrüchen. Nicht zuletzt ist die eigene Organisationskultur solchen Wandlungsprozessen unterworfen.
In dieser Sektion sollen beispielsweise folgende Fragen gestellt werden:
- Vor welche Herausforderungen stellen kulturelle Umbrüche die polizeiliche Arbeit?
- Ist ein radikaler kulturellen Wandel bedrohend für eine Polizei als Organisation?
- Wie den Wandel polizeilicher Kultur managen?

2. Freie Sektion

Wie auch in den vergangenen Jahren wird es auch dieses Mal die Möglichkeit geben, in der freien Sektion Forschungen vorzustellen, die sich nicht mit dem Schwerpunktthema der Tagung vereinbaren lassen. Wir laden Sie dazu ein, Werkstattberichte oder laufende Forschungsprojekte in der thematisch ungebundenen Sektion vorzustellen.

Weitere Informationen:

Die Tagungssprachen sind Deutsch und Englisch. Für die angenommenen Referenten und Referentinnen werden sowohl die Reise- als auch die Übernachtungskosten übernommen.

Bitte reichen Sie Ihre Vorschläge für Redebeiträge zu den ausgewählten Themenschwerpunkten und zur freien Sektion (Abstract im Umfang von maximal 500 Wörtern) inklusive eines kurzen wissenschaftlichen Lebenslaufes bis zum 31. März 2019 per E-Mail ein. Wir freuen uns auf Ihre Ideen und eine anregende Tagung!

Programm

Kontakt

Lena Haase
Universität Trier, FB III – Neuere und Neueste Geschichte
Forschungsprojekt „Die Gestapo Trier“ – 54286 Trier
0651-2013332

haase@uni-trier.de