2 Promotionsstip. "Geschichte linker Politik in Deutschland jenseits von Sozialdemokratie und Parteikommunismus" (RLS Berlin)

Von
Rosa Luxemburg Stiftung

In der Geschichtsschreibung linker sozialer Bewegungen in Europa herrschte zur Zeit des Kalten Krieges im ‚Westen‘ eine sozialdemokratische Perspektive vor. Im ‚Osten‘ war die parteikommunistische Sichtweise allein bestimmend. Die Historiographiegeschichte der Linken vom Ende des zweiten Weltkriegs bis zur Gegenwart leidet noch an diesen Dichotomien. Es ist deshalb notwendig, sich den Organisationen linker sozialer Bewegungen jenseits von Sozialdemokratie und Kommunismus verstärkt zuzuwenden, die Potentiale enthalten, um diese eingespielten Dichotomien zu überwinden, wobei folgende Fragen im Zentrum stehen: Welche Parteien und sonstige Institutionen dieser Art gab oder gibt es? Welche Akteure waren oder sind in ihnen aktiv? Welche Traditionslinien greifen diese Akteure auf und was unterscheidet sie von sozialdemokratischen und kommunistischen Traditionslinien? Welche Bündnisse gehen linke soziale Bewegungen, wozu auch Frauen- und Jugendbewegungen zählen, mit Sozialdemokraten und Kommunisten, aber auch mit linksbürgerlichen Kräften sowie mit Gewerkschafts-, Genossenschafts- und neuen sozialen Bewegungen ein?

Die Promotionsthemen können in einem der folgenden sieben Themenschwerpunkte angesiedelt sein, wobei deutsche Themen im transnationalen Kontext behandelt werden sollen:
Syndikalismus, Rätekommunismus und Trotzkismus in der Zwischenkriegszeit
unorthodoxe Kommunisten und ihr Verhältnis zur KPD, DKP und zu K-Gruppen einerseits sowie zu verschiedenen sozialen Bewegungen (Gewerkschaften, Sozialdemokratie, Genossenschaftsbewegung, neue soziale Bewegungen) andererseits (1945-1990)
Neue Linke und linke Intellektuelle in der Bundesrepublik und ihre transnationale Vernetzung
Deutsche Linke und linke Dissidenten in Ost- und Ostmitteleuropa (1945-1990)
die Linken nach dem Ende des ‚real existierenden Sozialismus‘: die PDS (1989-2007) und die Formierung der WASG
Proletarische Frauenbewegung und ihre Protagonistinnen sowie proletarische Jugendbewegungen der Zwischenkriegszeit
breitere soziale Bewegungen der jüngsten Vergangenheit und Gegenwart mit dezidiert linkem Selbstverständnis und einem Bezug zu den Traditionen der Arbeiterbewegung, so z. B. aus den Bereichen Familien- und Geschlechterpolitik, Anti-AKW- und Umweltbewegungen oder Jugendproteste.

Im Bereich dieser Themen werden zwei Promotionsstipendien vergeben.
Die höhe des Stipendiums beträgt aktuell 1.050,-€ monatl. Grundstipendium, zuzügl. 100,- €/Monat Forschungskostenpauschale sowie ggf. Familien- und Kinderzuschläge. Frauen werden besonders nachdrücklich aufgefordert, sich zu bewerben.