Politische Ökologie begegnet uns überall. Ob im kleinen oder im großen Maßstab – bei Bio-Etiketten, Ökostrom und Energiesparlampen oder angesichts von Umweltverschmutzung, Naturkatastrophen und Renaissance der Atomenergie: Die ineinander verwobenen Verhältnisse von Mensch und Natur werden im Zuge des Klimawandels komplexer und problematischer. Vor diesem Hintergrund fragen die Beiträge des Hefts nach den kulturellen Widersprüchen und Potentialen des ökologischen Denkens und Handelns. Aus welcher Wissens- und Diskursgeschichte entstehen sie? Mit welchen Begriffen lassen sich die Paradoxien der politischen Ökologie fassen? Wie können Natur- und Kulturwissenschaften Szenarien entwickeln, welche auf die drängende Frage »Was tun?« Antworten geben? Im Debattenteil befragen Soziologinnen, Kulturwissenschaftler und Wissenschaftshistoriker ausgehend von Bruno Latours Philosophie die Aktualität der Akteur-Netzwerk-Theorie.
INHALTSVERZEICHNIS
SEBASTIAN GIEßMANN, ULRIKE BRUNOTTE, FRANZ MAUELSHAGEN, HARTMUT BÖHME, CHRISTOPH WULF: Im Unvernehmen mit der Natur?
CLAUS LEGGEWIE: In Schönheit untergehen? Der Klimawandel als kulturelle Frage
ISABELLE STENGERS: Ökologien
BENJAMIN BÜHLER: Zukunftsbezug und soziale Ordnung im Diskurs der politischen Ökologie
GABRIELE GRAMELSBERGER: Paradoxien ökologischer Reflexivität. Ein wissenschaftsphilosophischer Versuch über die heutigen Auswirkungen der Vorhersage des Klimawandels von morgen
DANIEL BÜRKNER: Atomare Ängste und Erlösungsutopien. Zum Diskurs um atomare Bedrohungen und den ›Klimawandel‹
LARS KREYE: Der tropische Entwaldungsmythos. Zur Entstehung und Dekonstruktion einer globalen Krisenerzählung
FLORIAN SCHNEIDER: Der Urwald der Moderne. Über Robert Musils Glosse Wer hat dich, du schöner Wald . .?
KLAUS ANGERER: Die Natur der Bioprospektion: Die Welt als biochemisches Labor
HARALD WELZER im Gespräch mit Sebastian Gießmann: Vom Wissen zum Handeln – vom Handeln zum Wissen
DEBATTE: KULTURWISSENSCHAFT UND AKTEUR-NETZWERK-THEORIE
SEBASTIAN GIEßMANN: Zur Einführung
GESA LINDEMANN: Bruno Latour – von der Wissenschaftsforschung zur Expertokratie
Respondenzen zu Gesa Lindemann ANDRÉA BELLIGER / DAVID KRIEGER: ANT – Nichts Neues? Nichts Nützliches? GEORG KNEER: »Die Welt aus den Angeln heben«. Über verschiedene Lesarten der ANT GUSTAV ROßLER: Von der Expertokratie zum ›Parlament der Dinge‹ HANS-JÖRG RHEINBERGER: Zu lesen aufgegeben ERHARD SCHÜTTPELZ: Making up the rules as we go along KARIN HARRASSER: Welche Politik für eine politische Ökologie? URS STÄHELI: Theorie als Experiment
GESA LINDEMANN: Kann die Öffentlichkeit totalitär sein?