Titel der Ausgabe 
WeltTrends 75 (2010)
Weiterer Titel 
Exit Afghanistan

Erschienen
Erscheint 
alle zwei Monate
ISBN
978-3-941880-13-9
Anzahl Seiten
144 Seiten
Preis
8€

 

Kontakt

Institution
WeltTrends – Zeitschrift für internationale Politik
Land
Deutschland
c/o
c/o Universität Potsdam August-Bebel-Straße 89 D-14482 Potsdam E-Mail: redaktion@welttrends.de Telefon: 0331-977 4540 Fax: 0331- 977 4696
Von
Marcel Bethan

WeltTrends 6 / 2010 (Nr. 75)
Exit Afghanistan

Wieder einmal hat der Westen den Krieg um Afghanistan verloren. Nun wird der Abzug der Truppen diskutiert. Allerdings: Die USA und Deutschland verstärken ihre militärische Präsenz am Hindukusch noch einmal. Zu groß scheint die Angst vor einem internationalen Gesichtsverlust. Partnering heißt das geschmeidige Wort, mit dem kaschiert wird, dass deutsche Soldaten (als Ausbilder) verstärkt bei Kampfhandlungen präsent sein werden. Bis es zum für das Jahr 2014 geplanten endgültigen Exit Afghanistan kommt, wird es weitere Opfer unter allen Beteiligten geben.

Bereits seit 2009 diskutieren wir in WeltTrends den Krieg in Afghanistan. Im aktuellen Heft wird dieses heiße Eisen zum Thema.

Auch Streitplatz und Kommentar bleiben beim Thema: Ersterer befasst sich erneut mit der deutschen Außenpolitik, während letzterer die aktuelle Diskussion um die Wehrpflicht in Deutschland kommentiert.

Wie sicher ist in Zeiten des Klimawandels eigentlich unsere Energieversorgung? Unsere Analyse gibt Antworten.

Frankreich ist gerade dabei – gemeinsam mit Frau Merkel – Europa eine neue Richtung zu geben; zur Freude vieler EU-Mitglieder. Wie steht es um die Europapolitik unseres Nachbarn? Des Weiteren geht es im WeltBlick um die aktuelle Lage am Horn von Afrika und im zentralasiatischen Kirgisistan.

Buchbesprechungen, Neuerscheinungen und Konferenzberichte runden das Heft ab.

Thema: Exit Afghanistan

Der Krieg in Afghanistan gilt mittlerweile als verloren; falsch fanden und finden ihn viele allemal. Wie soll es weitergehen? Dass die Intervenierenden ihre Truppen aus dem Land abziehen sollten, ist politischer Konsens. Fraglich bleiben dabei jedoch das Wie und Wann eines solchen Abzugs sowie die Konsequenzen. Die Experten in unserem Heft bemühen sich, Licht in dieses Dunkeln zu bringen und so einen Weg aus der allgemeinen Unsicherheit zu weisen.

Begonnen wird mit einem historischen Ansatz: Man kann das Jetzt nicht verstehen, ohne die Vergangenheit zu betrachten. Dies trifft auch für die Konflikte in und um Afghanistan zu, so Diethelm Weidemann (Berlin), langjähriger Kenner der Region. Um die Zukunftsperspektiven des Landes formulieren zu können, skizziert er die vielfältigen Konfliktlinien seit Anfang des 20. Jahrhunderts. Auch Hartmut Elsenhans (Leipzig) empfiehlt einen Blick in das Buch der Geschichte: Er zeigt, welche Lehren wir aus Frankreichs Algerienkrieg 1954 bis 1962 und dem algerischen Bürgerkrieg der 1990er Jahre für Afghanistan ziehen sollten.

Der viel diskutierte Truppenabzug birgt Gefahren, die in der Debatte nicht unter den Tisch fallen sollten. Wolfgang F. Danspeckgruber (Princeton) warnt vor einer übereilten Aktion, da diese unvorhersehbare Folgen für die Stabilität Afghanistans hätte. Da eine Beendigung des Kriegszustands sowie die Aufnahme von konstruktiven Verhandlungen unerlässlich scheint, schlägt Botschafter a. D. Karl Fischer eine Orientierung an den Genfer Verhandlungen der 1980er Jahre über den Abzug der Sowjetarmee aus Afghanistan vor.

Abschließend gilt unsere Aufmerksamkeit unmittelbar Betroffenen: Wie beurteilen eigentlich die Soldaten der Bundeswehr die aktuelle Diskussion und Situation? WeltTrends sprach mit Oberstleutnant Jörg Langer, Sprecher für den ISAF-Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan, der seine Einschätzung über den gegenwärtigen Stand und mögliche Abzugsperspektiven aus Sicht der Streitkräfte wiedergibt.

In einem weiteren Interview erläutert Kapitänleutnant Jörg Wiebach, Sprecher des Arbeitskreises Darmstädter Signal, die Afghanistanpolitik der NATO, die Notwendigkeit des Abzugs der Bundeswehrtruppen und die Pläne des Bundesministers der Verteidigung zur Reform der Bundeswehr.

WeltBlick: Krieg und Frieden am Horn von Afrika, Frankreichs Europapolitik und Kirgisistan im Umbruch

Arm, voller Gewalt, chronisch instabil – das Horn von Afrika zählt zu den unterentwickelten und konfliktträchtigsten Gegenden der Welt. Regionalen Akteuren misslingt die Befriedung ebenso wie den Intervenierenden der internationalen Gemeinschaft. Stefan Brüne sieht allerdings auch Entwicklungen, die Anlass zur Hoffnung bieten.

Zwei Diskurse prägen Frankreichs Europapolitik: Einer setzt auf die Funktionalisierung Europas zur Durchsetzung französischer Interessen, der andere betont die „Rückkehr Frankreichs nach Europa“. Claire Demesmay und Andreas Marchetti zeigen, dass Frankreich in jüngster Zeit Vorreiter für europäische Positionen ist, ohne jedoch die nationalen Interessen aus den Augen zu verlieren.

Der Sturz der kirgisischen Regierung im April, die Unruhen im Juni und die Parlamentswahl im Oktober lenkten 2010 mehrfach den internationalen Blick auf ein Land, das inmitten eines autoritären Umfeldes um politische Stabilisierung und Demokratie kämpft. Doch ohne Unterstützung von außen schwindet die Hoffnung, diesen Kampf zu gewinnen. Wenn Kirgisistan nicht zu einem zweiten Afghanistan werden soll, so Cornelius Friesendorf und Aijan Ryskulova, darf es keinesfalls sich selbst überlassen bleiben.

Analyse: Energiesicherheit im Klimawandel

Bislang konzentriert sich die Debatte zum Klimawandel auf die Vermeidung von Treibhausgasen. Severin Fischer thematisiert hingegen Anpassungserfordernisse, welche die globale Erwärmung mit sich bringt. Nach der Darstellung von Entscheidungsfaktoren für angemessene Anpassungsstrategien wirft der Beitrag einen exemplarischen Blick auf eine bedeutsame Systemkomponente: den Energiesektor.

Streitplatz: Deutsche Außenpolitik

Ist die Definition nationaler Interessen Voraussetzung für eine effektive Außenpolitik im 21. Jahrhundert? Für eine neue außenpolitische Kultur Deutschlands plädierte eine junge Gruppe aus dem „Tönissteiner Kreis“ in WeltTrends 71 und forderte eine klare Formulierung deutscher Interessen. Nach den angeregten Debatten der vergangenen Hefte setzen sich nun abschließend die „Young Tönissteiner“ mit der aufgeworfenen Kritik auseinander.

Abgerundet wird das aktuelle Heft durch den Zwischenruf, der die Beschwörung der „islamistischen Gefahr“ in den Blick nimmt, sowie mit unserem Porträt, diesmal: Otto Blau, ein deutscher Diplomat in Sarajevo.

Inhaltsverzeichnis

INHALTSVERZEICHNIS

Frankreichs Europapolitik
Claire Demesmay und Andreas Marchetti
5

Kirgisistan im Umbruch
Cornelius Friesendorf und Aijan Ryskulova
11

Krieg und Frieden am Horn von Afrika
Stefan Brüne
17

Zwischenruf von Attila Kiraly
22

Thema: Exit Afghanistan
24

Der Afghanistan-Komplex
Diethelm Weidemann
27

Was uns Algerien lehrt
Hartmut Elsenhans
39

Einstieg in den Ausstieg
Wolfgang F. Danspeckgruber
49

Verhandlungen oder militärische Option?
Karl Fischer
55

Es ist keine Abzugsstrategie!
Interview mit Oberstleutnant Jörg Langer
65

Abzug mit Köpfchen
Interview mit Kapitänleutnant Jörg Wiebach
67

Analyse: Energiesicherheit im Klimawandel
Severin Fischer
75

Streitplatz: Deutsche Außenpolitik
Young Tönissteiner antworten ihren Kritikern
84

Porträt: Otto Blau – Diplomat in Sarajevo
Enrico Seewald
90

Bücher und Tagungen:
92

Die USA im Schatten der Krise
Literaturbericht von Helmut Matthes
93

Wiedergelesen: Sigmund Neumann
Permanent Revolution
100

Wehrpflicht ade!
Kommentar von Heike Imhof-Rudolph
142

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