Emotionen als zielorientierte Triebfedern menschlichen Verhaltens im Handlungsfeld der Öffentlichkeit.
Wissenschaftler verschiedener Disziplinen analysieren Emotionen, die in einem politischen Rahmen als Handlungsmotive menschlichen Verhaltens anzusehen sind. Denn ein differenziertes Verständnis von politischen Prozessen, Ereignissen und Diskursen kommt ohne die Leidenschaften, die menschliches Handeln antreiben, schlechthin nicht aus. Dabei gilt es, die Verhältnisse im Dreieck Macht-Leidenschaft-Vernunft in sämtliche Richtungen zu denken.
INHALT
José Brunner Editorial
Historische Kausalitäten
Birgit Aschmann, Kiel: Heiße Gefühle und kaltes Blut – Nationale Ehrverletzung als Kriegsmotiv für den preußischen Feldzug 1806
Eva Horn, Wien: Arbeit am Charisma – Macht und Affekt in Joachim Fests und Ian Kershaws Hitler-Biographien
Christian Bailey, Berlin: Honor Bestowed and Felt? Verdienstorden in the Federal Republic after 1945
Holger Löttel, Bad Honnef-Rhöndorf: Geschärfte Wahrnehmung – Angst als Perzeptionsfaktor in der Außenpolitik Konrad Adenauers
Demokratische Pädagogik
Rainer Schützeichel, Hagen: Der Wert der politischen Leidenschaft – Über Max Webers »Affektenlehre«
Volker Heins, Frankfurt am Main/Jerusalem: Die Erziehung der Gefühle in Deutschland – Weber und Adorno
Adi Gordon, New Orleans, Louisiana: Against Vox Populi – Arnold Zweig’s Struggle with Political Passions
Imaginäre Inszenierungen
Galili Shahar, Gainesville, Florida/Philadelphia: The Confusion of Emotions – Violence, Desire and the Political Body in Heinrich von Kleist
Sharon Livne, Haifa: Emotional Dichotomies – The Children’s Press in Postwar Germany
Martina Kessel, Bielefeld: Keine Heimat für Hybrides – Mamitschka und die Politik der Gefühle im Film der 1950er Jahre
Diskursive Manöver
Doron Avraham, Ramat Gan: Love, Affection, Consolation – The Emotional Setting of German Conservatives’ Social Policy in the Nineteenth Century
Pascal Eitler, Berlin: Zwischen »großer Verweigerung« und »sanfter Verschwörung« – Eine religionshistorische Perspektive auf die Bundesrepublik Deutschland 1965-1990
Sybille Steinbacher, Jena: Sexualmoral und Entrüstung – Der Skandal um Ingmar Bergmans Das Schweigen
Judith Michel, Bonn: »Die Angst kann lehren, sich zu wehren« – Der Angstdiskurs der westdeutschen Friedensbewegung in den 1980er Jahren
Frank Nullmeier, Bremen: Vom Neid zur Gier? Über den Wandel deutscher Sozialstaatsdebatten