Emile Durkheim (1858–1917) gilt als einer der „Gründerväter“ der Soziologie als autonome wissenschaftliche Disziplin und ebenso als einer ihrer bedeutendsten Vertreter. Mit seinem weiten Verständnis für Soziologie unternahm er Vorstöße auf Gebiete, die jenseits der Grenzen dessen lagen, was manche als das eigentliche Feld der Soziologie betrachten würden. Ziel dieses Themenhefts ist es, die Wesenszüge des Durkheimschen Denkens aus seinem Entstehungskontext heraus zu erklären und das historisch Besondere des Durkheimschen Werks zu begreifen. Der Akzent liegt dabei auf der Verknüpfung der Moralfrage, die in Durkheims zweiter Schaffensperiode besonders präsent ist, mit Überlegungen zu Religion und Politik sowie der Erläuterung der geistigen und historischen Gründe für eine solche Verknüpfung von Moral, Religion und Politik. Diese Nummer von Trivium enthält eine Reihe von Texten, die insbesondere die im Spätwerk enthaltene Antwort Durkheims auf die Frage nach Wesen und Bedeutung des sozialen Zusammenhalts darstellen und diskutieren.
Einleitung zur Themennummer „Zwischen Moral, Politik und Religion: Emile Durkheims Begriff des sozialen Zusammenhalts“
Französische Übersetzungen
Hans Joas, Durkheim et l’extase collective
Wolfgang Schluchter, Le dualisme de la nature humaine et ses conditions sociales et historiques
Hartmann Tyrell, Religion et politique – Max Weber et Emile Durkheim
Hans-Peter Müller, Société, morale et individualisme. La théorie morale d’Emile Durkheim
Deutsche Übersetzungen
François-A. Isambert, Durkheim: Eine Moralwissenschaft für eine laizistische Moral
Bruno Karsenti, Das »Durkheimsche Dilemma« in der Soziologie der Moral
Jean-Claude Chamboredon, Emile Durkheim: Das Soziale als Gegenstand der Wissenschaft. Vom Moralischen zum Politischen?
Philippe Steiner, Altruismus, Egoismus und Individualismus in der Durkheim-Schule