soziologiemagazin 9 (2014), 1

Titel der Ausgabe 
soziologiemagazin 9 (2014), 1
Zeitschriftentitel 
Weiterer Titel 
"Krisen und Umbrüche: Wie wandeln sich Gesellschaften?"

Erschienen
Opladen u.a. 2014: Barbara Budrich Verlag
Erscheint 
halbjährlich April/Oktober
ISBN
2190-9768
Anzahl Seiten
108
Preis
7,90

 

Kontakt

Institution
soziologiemagazin
Land
Deutschland
c/o
Benjamin Köhler <benjamin.koehler@soziologiemagazin.de> <redaktion@soziologiemagazin.de> <vorstand@soziologiemagazin.de>
Von
Köhler, Benjamin

K R I S E N,

liebe Leser_innen,

sind scheinbar allgegenwärtig. So wird zumindest vielerorts getitelt: Von der Europa-, Finanz- und Schuldenkrise hin zur Krise der Demokratie und schlussendlich zum Subjekt selbst angelangt, ziehen sich diese und viele weitere Krisendiagnosen durch den gesellschaftlichen Diskurs. Was ist aber dran an dieser Krisenrhetorik? Bestehen Krisen und Umbrüche nicht in jeder Epoche? Was verbirgt sich hinter dem Konstrukt der Krise im soziologischen Sinne? Wie gehen Gesellschaften mit ihrem Wandel um?

Diese Fragen berühren das Herz der Soziologie, ist doch die Entstehung der Disziplin maßgeblich mit den sozialen Umbrüchen des 19. Jahrhunderts verbunden: Die Diagnose und Analyse gesellschaftlichen Wandels ist Kernstück vieler soziologischer Grundlagentheorien, angefangen bei Karl Marx, Georg Simmel, Franz Oppenheimer und Max Weber über Émile Durkheim und Norbert Elias bis hin zu William F. Ogburn und Ulrich Beck – um wenigstens eine kleine Auswahl zu nennen. Die Aktualität ist in der Soziologie aber auch heute nicht verblasst; so beschäftigt sich 2014 der Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (DGS) mit dem Thema „Routinen der Krise - Krise der Routinen“.

Und auch ihr, unsere Leser_innen, habt das Thema in unserer facebook-Umfrage gewählt und die Anzahl eurer Einsendungen war so hoch wie noch nie bisher! Euch vielen, vielen Dank – es sind wieder sehr interessante Beiträge dabei:

Nach einem Interview mit Prof. Dr. Stephan Lessenich, dem Vorsitzenden der DGS, zum Thema “Krisen” stehen zwei Artikel im Schwerpunkt: Zum einen setzt sich Moritz Boddenberg in seinem Beitrag mit der Erosionsgefahr und neuen Formen von Solidarität im Angesicht einer starken Dominanz des Marktes auseinander. Zum anderen versucht Franziska Engels, anhand der EHEC-Epidemie in Deutschland Möglichkeiten und Grenzen institutionellen Wandels durch Krisenerfahrungen aufzuzeigen.

In unserem Serviceteil beschäftigt sich Julia Schellnock mit dem Zusammenhang von Krise, Kultur und Geschlecht um 1900 bei Simmel, Marianne Weber und Benedict Friedlaender und beleuchtet, welche Rolle dabei dem Weiblichen bei der Bewältigung der Krise zugeschrieben wurde.

Nicole Kleindienst hingegen vergleicht in einem kurzen Essay die jeweiligen pessimistischen Kulturdiagnosen Max Webers und Theordor W. Adornos, denen nur noch die Kunst als letzter gesellschaftlicher Freiraum offen steht.

Mit dieser Ausgabe wollen wir das E-Journal nicht mehr nur als bloßes Abbild, sondern als inhaltliche Erweiterung der gedruckten Ausgabe veröffentlichen, die um weitere Artikel und Fotoreihen ergänzt wird. So zeigt dort Britta Lammers in einem Beitrag, wie sich Krisen auf der Ebene des Selbst einschreiben, die in der Diagnose psychischer Erkrankungen individualisiert werden und denen das Idealbild des “Kreativunternehmers” entgegengestellt wird. In einem zweiten zusätzlichen Artikel arbeitet Katrin Nölting anhand von Interviewauschnitten von Burnout-Betroffenen heraus, wie sich in diesen Äußerungen Formen von Sozialkritik zum gesellschaftlichen Wandel widerspiegeln. Das E-Journal findet sich auf unserer Webseite unter folgendem Link: http://soziologieblog.hypotheses.org/krisen.

Nun ist es so, dass wir leider nur einige Artikel aus euren vielen Einsendungen für Print und E-Journal auswählen können. Damit die Arbeit nicht für den Papierkorb war, haben wir zusammen mit den Autor_innen die Texte weiterentwickelt und in kürzere Blogartikel umgewandelt - was durchaus eine Kunst für sich ist! Hier auch vielen Dank an die neuen Blogautor_innen, die die Mühen nicht gescheut haben! Ihr könnt gespannt sein auf die Blogartikel, die wir im Laufe dieses Semesters veröffentlichen werden. Wir freuen uns schon jetzt auf eine rege Diskussion!

Wir sind der Meinung, dass die Etablierung von Blogs in der Wissenschaft ein sinnvolles Medium für den Austausch, die Weiterentwicklung und vor allem für die Verbreitung von Wissen sein kann. Daher haben wir nun auch eine ISSN, die garantiert, dass unsere Beiträge von der Deutschen Nationalbibliothek archiviert und somit zitiert werden können. Hierzu laden wir alle Blogger_innen und Soziologieinteressierte ein, uns soziologische Beobachtungen oder Arbeiten in Form von Blogartikeln einzusenden!

Im März konnten wir uns dank euch, liebe Leser_innen, den zweiten Platz beim hypotheses-Blogaward 2014 sichern. Und nicht genug der guten Nachrichten: auf facebook durften wir den 5.000. Fan und auf twitter den 2.000. Follower begrüßen! Zudem gibt es unsere Ausgaben von nun als kostenlose Apps für Android und IOS.

Außerdem möchten wir Dr. Diana Lindner (Friedrich-Schiller-Universität Jena) und Prof. Dr. Ernst von Kardoff (Humboldt-Universität zu Berlin) in unserem Wissenschaftlichen Beirat herzlich willkommen heißen. Und auch unsere Redaktion ist um viele kreative Köpfe mit interessanten Ideen angewachsen, worüber wir uns sehr freuen!

Übrigens – der Geburtstag Max Webers jährt sich dieses Jahr zum 150. Male, für den wir uns etwas Schönes einfallen lassen haben. Seid also gespannt!

Zuletzt sei an unseren aktuellen Call4Papers zum Thema „Emotionen: Wie sozial sind unsere Gefühle?“ erinnert, der am 31. Mai 2014 endet und dessen Ausgabe pünktlich zum DGS-Kongress im Oktober veröffentlicht wird. Mit einer ad-hoc-Gruppe zum Thema “Krise der Kommunikation: Wo bleibt der soziologische Diskurs?” haben wir uns dort ebenfalls beworben - eine Gelegenheit, sich vielleicht zu sehen!

Bis dahin und euch viel Freude bei der Lektüre,
Claas Pollmanns und Benjamin Köhler

Inhaltsverzeichnis

Zum Inhalt der Ausgabe "Krisen und Umbrüche: Wie wandeln sich Gesellschaften?":

S. 1: Editorial – von Benjamin Köhler und Claas Pollmanns

S. 3: Inhaltsverzeichnis

Schwerpunkt:

S. 6: Interview zu Krisen und Kongressen mit Stephan Lessenich – geführt von Benjamin Köhler und Claas Pollmanns

S. 20: Krise der Solidarität – Solidarität der Krise. Ein soziologischer Blick auf eine gesellschaftliche Kategorie im Wandel der Zeit – von Moritz Boddenberg

FEATURE: S. I: Krise des Selbst. Wie sich die Ökonomisierung in jeden Einzelnen einschreibt – von Britta Lammers

S. 40: Lernen aus Krisen? Eine Fallstudie der EHEC-Epidemie in Deutschland – von Franziska Engels

FEATURE: S. XII: Burnout als Ausdruck von Kritik an sich wandelnden Strukturen – von Katrin Nötling

S. 62: Fachliteratur zum Thema – von Daniel Ellwanger

FOTOFEATURE: Aus unserem Call4Pictures zum Thema

Teilnehmende Beobachtungen:

S. 66: Das utopische Potenzial der Kunst. Ein Vergleich der Kulturdiagnosen Max Webers und Theodor W. Adornos – von Nicole Kleindienst

S. 72: Ausdrucksformen der Krise um 1900. Interferenzen der Krisenwahrnehmungen mit einer Weiblichen Kultur – von Julia Schellnock

S. 87: Rezension zu "Anton/Schetsche/Walter (Hrsg.): Konspiration". Soziologie des Verschwörungsdenkens – von Alan Schink

S. 95: Und was machst du so? Über Stipendien, Berufseinstiege und biografische Übergänge – Interview mit Dr. Tobias Lasner geführt von Anett Ring und Eva-Maria Bub

Nachschlag:

S. 104: Tagungen und Termine

S. 106: Impressum

Weitere Hefte ⇓