Die Moderne lässt sich durch Praktiken der Übersetzung und Reinigung definieren – dieses Diktum Bruno Latours ist Ausgangspunkt des Heftes 1/2013 der Zeitschrift für Kulturwissenschaften. Insbesondere die Trennung zwischen menschlichen und nicht-menschlichen Akteuren hat in den letzten Jahren zu einer Konjunktur von Studien geführt, die die soziotechnischen Hybride fokussieren und damit implizit die Seite der Übersetzung betonen. Die Beiträge akzentuieren dagegen die Praktiken der Trennung und untersuchen die epistemologischen Konzeptualisierungen – aber auch die historischen Verlaufsformen –, die Reinigungsarbeiten in den Kulturwissenschaften jeweils angenommen haben.
Karin Harrasser und Elisabeth TimmEditorial
THEMA
Nacim Ghanbari und Marcus HahnVorwort
Martin Jörg SchäferBereinigte Arbeit. Eine Vorgeschichte der Autonomieästhetik bei John Locke
Marcus HahnHeteronomieästhetik der Moderne. Eine Skizze
Irene AlbersReine und unreine Literatur(-wissenschaft) nach Roger Caillois
Cornelia Zumbusch"rein und anfangsfähig": Stifters Reinigungsarbeiter (Narrenburg und Die Mappe meines Urgroßvaters)
Karl BaierSomnambulismus als Medium der Vergesellschaftung. Mesmeristisch beeinflusste Auffassungen des Sozialen vom 18. zum späten 19. Jahrhundert
Ehler VossDie Erziehung der Medien. Reinigungsarbeiten am Spiritismus bei Albert von Schrenck-Notzing
Eva BlomeKoloniale Reinigungsarbeit
Ulrich van LoyenThe Southerner Strikes Back. Nietzsche, Rohde und die Anfänge der Süditalienethnographie Ernesto de Martinos
Isabell OttoMediengewalt und rituelle Reinigung. Zur Katharsis-Hypothese
Sebastian GießmannVerunreinigungsarbeit. Über den Netzwerkbegriff der Akteur-Netzwerk-Theorie
Erhard SchüttpelzÜbung an Weltbildern. Bruno Latours Diagramm der Modernisierungstheorien
DEBATTE
Elmar HolensteinIntrakulturelle Variationen unterscheiden sich nicht selten weder der Art noch dem Grad nach von interkulturellen Variationen
Repliken und eine Gegenantwort
Christoph AntweilerKulturen sind keine Flüsse oder Landschaften, sondern Systeme
Bernhard StreckKommentar
Barbara Birkhan und Fernand KreffIntrakulturelle versus interkulturelle Differenzen oder die Aufgabe des Kulturbegriffs
Christiane VossKommentar
Elmar HolensteinGegenantwort