BIOS. Zeitschrift für Biographieforschung, Oral History und Lebensverlaufsanalysen 29 (2016), 2

Titel der Ausgabe 
BIOS. Zeitschrift für Biographieforschung, Oral History und Lebensverlaufsanalysen 29 (2016), 2
Weiterer Titel 
Biographie und Geschichte in der Bildungsforschung

Erschienen
Leverkusen 2016: Barbara Budrich Verlag
Erscheint 
erscheint zweimal jährlich im Umfang von ca. 160 Seiten
ISBN
ISS: 0933-5315
Anzahl Seiten
155 S.
Preis
€ 28,90

 

Kontakt

Institution
BIOS. Zeitschrift für Biographieforschung, Oral History und Lebensverlaufsanalysen
Land
Deutschland
c/o
Redaktion: Charlotte Heinritz, Johannes Huinink, Almut Leh, Alexander von Plato Institut für Geschichte und Biographie Liebigstr. 11, 58511 Lüdenscheid
Von
Leh, Almut

aus der Einleitung der Herausgeber/innen Ruprecht Mattig, Ingrid Miethe und Ulrike Mietzner:
"Die Erziehungswissenschaft ist von Anfang an durch eine große Breite biographischer Ansätze gekennzeichnet, da in dieser Disziplin sozialwissenschaftliche und geisteswissenschaftliche Ansätze gleichermaßen Berücksichtigung fanden bzw. auch gezielt an der Verbindung dieser Traditionen gearbeitet wird.
Zentral für die erziehungswissenschaftliche Biographieforschung ist die Feststellung, dass es sich bei Lebensgeschichten immer auch um Lerngeschichten handelt. Im Zentrum einer erziehungswissenschaftlichen Biographieforschung steht dementsprechend das Bemühen, Lebensgeschichten unter dem Fokus von Lern- und Bildungsgeschichten zu rekonstruieren. (...)
An dieser Stelle setzte eine vom 13. bis 15. Oktober 2016 an der TU Dortmund durchgeführte Tagung ein, die gemeinsam von der Kommission „Qualitative Bildungs- und Biografieforschung“ in der Sektion „Allgemeine Erziehungswissenschaft“ und der Sektion „Historische Bildungsforschung“ der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (DGfE) durchgeführt wurde. In diesem Heft sind ausgewählte Beiträge dieser Tagung vereint, die die Vielfalt der Forschungen und der inzwischen entwickelten methodischen Ansätze aufzeigen.
Die Beiträge zeigen dabei zum einen, dass der Gegenstand der Forschung – Biographie bzw. Bildung – nicht so klar ist, wie auf einen ersten Blick angenommen werden könnte. Der Begriff der Biographie wird aus unterschiedlichen Perspektiven je besonders gefasst, es finden sich Begriffsbestimmungen, die die Einzelbiographie betonen und „Biographie“ dabei von „Lebenslauf“ abgrenzen, es finden sich aber auch Begriffsbestimmungen, die „Biographie“ im Sinne einer Kollektivbiographie als einen kollektiven und/oder generationalen Prozess verstehen. Auch der Begriff der Bildung ist alles andere als eindeutig. Das beginnt schon damit, dass das Wort „Bildungsforschung“ heute meist mit quantifizieren-den Leistungstests assoziiert wird. Wenn es um den Zusammenhang von Biographie und Bildung geht, spielt die Messung von Leistungen allerdings keine Rolle, „Bildung“ wird in diesem Kontext anders gefasst. Genau zu sagen, was „Bildung“ in diesem Kontext eigentlich meint, ist aber auch schwierig, denn in diesem Zusammenhang findet sich ein breites Bedeutungsspektrum, das von institutions- bis hin zu subjekttheoretischen Verständnissen reicht. So gibt es Forschungen, die beispielsweise nach der biographischen Relevanz der Universität als einer Institution der „Bildung“ in einer bestimmten historischen Lage fragen, und solche, die „Bildung“ im Sinne der Transformation von Welt- und Selbstverhältnissen über die Lebensspanne hinweg in den Blick nehmen. In diesem Band wird keinem dieser Verständnisse von Bildung der Vorzug gegeben, vielmehr soll der Breite der begrifflichen und theoretischen Ansätze Rechnung getragen werden.
Die Beiträge zeigen zum anderen, dass sich auch hinsichtlich der Methoden ein breites Spektrum in der Forschungslandschaft findet. Jenseits des klassisch in der Biographieforschung zum Einsatz kommenden narrativen Interviews wird auf eine Fülle unterschiedlicher Ego-Dokumente zurückgegriffen, genauso wie auf autobiographisches Material oder die Analyse von literarischen Biographien. Ein Ziel des Bandes ist es deshalb, zur methodologischen Reflexion über Möglichkeiten der Erforschung von Biographien beizutragen."

Inhaltsverzeichnis

Ruprecht Mattig, Ingrid Miethe und Ulrike Mietzner
Biographie und Geschichte in der Bildungsforschung. Einleitung

Susanne Spieker
John Lockes gentry education im Hinblick auf sein Engagement
für die Kolonisierung Nordamerikas

Miriam Mathias
Zwischen einem gescheiterten und einem vollendeten Lebensentwurf
Über die biographische (Re-)Konstruktion des Lebens der Fürstin
Louise von Anhalt-Dessau

Carola Groppe
Die preußischen Reformer
Konzept und Fragestellungen einer kollektivbiographischen Analyse

Andreas Hoffmann-Ocon und Norbert Grube
„Lehrer auf Abwegen“.
Bildungshistorische Annäherungen an ‚gebrochene‘ und ‚eigensinnige‘
Berufsbiographien in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts

Bettina Dausien und Gerhard Kluchert
„Mein Bildungsgang“ – Biographische Muster der Selbstkonstruktion
im historischen Vergleich. Beispiele und Argumente für eine
historisch-empirische Forschungsperspektive

Elke Kleinau und Rafaela Schmid
„Ich bin nicht ehemaliges Besatzungskind, sondern ich bin es immer noch“
Brüche und Inkonsistenzen in Erzählungen von ‚professionellen‘
ZeitzeugInnen

Ulrich Leitner
Ego-Dokumente als Quellen historischer Bildungsforschung
Zur Rekonstruktion von Bildungsbiographien ehemaliger weiblicher
Heimkinder der Fürsorgeregion Tirol und Vorarlberg

Hans-Rüdiger Müller
Zur historischen Rekonstruktion von Erziehungspraktiken in Elternbiographien

Dorle Klika
Autobiographien als Kinder ihrer Zeit

Morvarid Dehnavi
Zur Verbindung von Biographie- und Kontextanalyse in der
zeithistorischen Bildungsforschung

Ingrid Miethe
Biographieforschung und Ego-Dokumente
Ein Analysevorschlag zur Fallrekonstruktion

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