Forensische Methoden tragen in ihrer Gestaltung und Übersetzung materieller Spuren zu einem neuen Verständnis der Vergangenheit bei. Sie formen die Beziehungen zwischen Lebenden und Toten und rufen neue Dynamiken von Erinnerung und Trauer hervor. Diese Ausgabe der ZfK widmet sich der Rolle der Forensik in der Alltagskultur sowie in Kontexten von (Massen-)Gewalt der weiter zurückliegenden und unmittelbaren Vergangenheit – von kolonialen wissenschaftlichen Praktiken über die Aufarbeitung der NS-Zeit und des Spanischen Bürgerkriegs bis zum zeitgenössischen Mexiko. Im Debattenteil wird, ausgehend von einem Text Rosi Braidottis, die Möglichkeit einer »nomadischen europäischen Bürgerschaft« diskutiert.
THEMA
Forensik: Wem gehören die Toten Zuzanna Dziuban, Kirsten Mahlke, Gudrun Rath
Die ›Lehrmittelsammlung‹ von Dr. Rudolf Pöch an der Universität Wien. Anthropologie, Forensik und Provenienz Sophie Schasiepen
Das ›Tal der Gefallenen‹ und die Exhumierung des Diktators. Der Streit um Francos Leichnam Ulrike Capdepón
Forensik an den Grenzen neu denken. Europäische Gemeinschaft der Toten Zuzanna Dziuban
Nicht-Orte der Erinnerung, forensische Denkmäler und die Umweltgeschichte des Holocaust Roma Sendyka
Neue forensische Landschaften: Verschwundene, Suchmanöver und die Arbeit der Bilder in Mexiko Anne Huffschmid
ADAPTER
Forensic Landscapes. Filmstills aus Desafiando la Tierra / Defying the Earth (2018) von Anne Huffschmid
DEBATTE
Ein nomadisches Europa? Zur Einleitung Zuzanna Dziuban, Kirsten Mahlke, Gudrun Rath
Nomadische europäische Bürgerschaft Rosi Braidotti
Repliken Manuela Boatcă, Daniel Thym, Estela Schindel