Nachgeholte Historisierung? Der Braunkohlenbergbau als Herausforderung für Geschichtswissenschaft und -vermittlung

Nachgeholte Historisierung? Der Braunkohlenbergbau als Herausforderung für Geschichtswissenschaft und -vermittlung

Organizer
Institut für Landesgeschichte, Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt
Venue
Hörsaal des Landesmuseums für Vorgeschichte, Richard-Wagner-Str. 9
ZIP
06114
Location
Halle (Saale)
Country
Germany
From - Until
02.12.2021 - 03.12.2021
Deadline
21.11.2021
By
Jan Kellershohn, Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt

Das anvisierte und umstrittene Ende des Braunkohlenbergbaus wirft die Frage nach der Historisierung dieses Industriezweigs auf. Auf dem Workshop werden zunächst Ansätze zur Erforschung der Geschichte des Braunkohlenbergbaus diskutiert. Darüber hinaus loten die Beitragenden die Potentiale des Paradigmas der Industriekultur aus. Zuletzt steht der Mehrwert transregionaler Perspektiven für die Erforschung und Vermittlung der Geschichte der Braunkohlenreviere im Mittelpunkt.

Nachgeholte Historisierung? Der Braunkohlenbergbau als Herausforderung für Geschichtswissenschaft und -vermittlung

Der geplante Ausstieg aus der Braunkohleförderung und -verstromung in Deutschland bis Ende der 2030er-Jahre stellt die Landes- und Regionalgeschichte sowie die entsprechenden Kulturinstitutionen vor große Herausforderungen. Zum einen haben Montan-, Wirtschafts-, Sozial-, Landes- und Umweltgeschichte den Braunkohlenbergbau lange vernachlässigt. Während Branchen und Regionen des Steinkohlenbergbaus und der Stahlindustrie gut erforscht und museal erschlossen sind, steckt die Erforschung der Geschichte des Braunkohlenbergbaus noch in den Kinderschuhen. Zum anderen wurde auch die Verteilung dieser Form des Bergbaus auf mehrere Reviere – vor allem das Mitteldeutsche, das Lausitzer sowie das Rheinische Revier – noch nicht hinreichend reflektiert.

Wie kann der Braunkohlenbergbau historisiert werden? Eignen sich dazu gängige Narrative der Wirtschafts- und Sozialgeschichte schwerindustrieller Ballungsräume? Oder erfordert die lange Geschichte des Ausstiegs aus der Braunkohlenförderung und -verstromung sowie der im Gegensatz zu üblichen Fällen der Deindustrialisierung völlig andere Kontext neue Erzählweisen und Fokusse? Auf dem Workshop sollen zunächst der bisherige Stand der Geschichtsschreibung zu dieser Branche bilanziert und neuere Ansätze zur Erforschung der Geschichte des Braunkohlenbergbaus diskutiert werden. Darüber hinaus dient der Austausch dazu, die Potentiale des Paradigmas der Industriekultur für die anstehende Transformationsphase auszuloten. Zudem steht der Mehrwert transregionaler Perspektiven für die Erforschung und Vermittlung der Geschichte der Braunkohlenreviere im Mittelpunkt.

Informationen und Anmeldung
Eine kostenfreie Teilnahme ist im Rahmen des aufgrund der geltenden Schutzbestimmungen begrenzten Platzkontingents möglich. Wir bitten um eine Anmeldung per E-Mail an jkellershohn@lda.stk.sachsen-anhalt.de bis zum 21. November 2021. Die Teilnahme ist an die Vorlage eines tagesaktuellen negativen Testergebnisses oder einen Nachweis des vollständigen Impfschutzes beziehungsweise einer Genesung gebunden (3G-Regelung). Das LDA behält sich in Abhängigkeit der Entwicklung des Infektionsgeschehens vor, die Teilnahmemöglichkeiten von Gästen auch kurzfristig einzuschränken beziehungsweise die Tagung teilweise oder insgesamt digital durchzuführen.

Programm

Donnerstag, 02.12.2021

09:30–10:00 Uhr: Ankommen

10:00–10:30 Uhr: Begrüßung und Einführung (Jan Kellershohn, Halle an der Saale)

10:30–12:00 Uhr: Panel I: Montanreviere als Raumkonfigurationen

Moderation: Maik Netzband (DOKMitt e. V.)
Felicitas Kahle (Thurnau): Potentiale des Raums – raumtheoretische Überlegungen zu Bergbaugebieten in transregionaler Perspektive
Martin Baumert (Bochum): „Eine Synthese aus Natur und Technik“? Braunkohlenbergbau und Rekultivierungsforschung in der DDR 1949 bis 1972

12:00–13:00 Uhr: Mittagessen

13:00–14:30 Uhr: Panel II: Die Geschichte des Braunkohlenbergbaus zwischen Umwelt-, Demokratie- und Wirtschaftsgeschichte

Moderation: Martin Baumert (Bochum)
Christian Möller (Düsseldorf): „Landschaft in Not“. Braunkohletagebau, Umweltfolgen und demokratischer Wandel im Rheinischen Revier
Benedikt Ertl (Thurnau): Auf Braunkohle gebaut. Die Bedeutung des Wackersdorfer Tagebergbaus für Bayerns Energiepolitik in den ersten Nachkriegsjahren

14:30–15:00 Uhr: Kaffeepause

15:00–17:00 Uhr: Panel III: Geschichtslandschaften der Braunkohle

Moderation: Felicitas Kahle (Thurnau)
Jenny Hagemann (Cottbus): Von der Industrie zur Industriekultur und zum kulturellen Erbe: der Lausitzer Tagebau und seine Folgelandschaften
Danny Könnicke (Museumsverband Sachsen-Anhalt): Digitalisierung der Technik – Perspektiven für Industrie- und Technikmuseen (Arbeitstitel)
Alrun Berger (Bonn): Leben mit Umbrüchen. Laufende Überlegungen zur übergreifenden Vermittlung des kulturellen Erbes im Rheinischen Revier

17:00–17:30 Uhr: Kaffeepause

17:30–19:30 Uhr: Abendvortrag

Moderation: Jan Kellershohn (Halle an der Saale)
Helen Wagner (Erlangen-Nürnberg): Die Zeit der Industriekultur. Vergangenheit als Zukunft im Ruhrgebiet

Im Anschluss: Gemeinsames Abendessen

Freitag, 3.12.2021

9:00–11:00 Uhr: Panel IV: Schwerindustrie als Wissensgenerator

Moderation: Alrun Berger (Bonn)
Susanne Friederich/Petra Schug/Manfred Böhme/Andreas Ohse/Martin Schneider/Elisabeth Rüber-Schütte (Halle an der Saale): Das Geiseltal – 45 Millionen Jahre Braunkohlegeschichte
Sabine Breer (Erlebniswelt Museen e. V.): Auf Halde. Die Kunstsammlung des Bergbaukonzerns Mansfeld
Jan Kellershohn (Halle an der Saale): Von Urpferdchen und Wünschelruten. Der mitteldeutsche Braunkohlenbergbau und das Wissen von der Erde (1920er- bis 1940er-Jahre)

11:00–11:15 Uhr: Kaffeepause

11:15–13:15 Uhr: Panel V: Die Erinnerungs- und Erfahrungsgeschichte der Braunkohle

Moderation: Sabine Breer (Erlebniswelt Museen e. V.)
Valeska Flor (Bonn): Abgetragene Erinnerungen und Erfahrungen. Die Aushandlung von Vergangenheit, Gegenwart und antizipierter Zukunft in tagebaubedingten Umsiedlungsmaßnahmen
Katharina Schuchardt (Dresden): „Aber ändern sich die Menschen, ändert sich auch die Umgebung.“ Kulturanthropologische Perspektiven auf die Lausitz
Maik Netzband (DOKMitt e. V.): Die Menschen des Mitteldeutschen Reviers als Akteure des Strukturwandels

13:15–14:00 Uhr: Mittagessen

14:00–15:00 Uhr: Abschlussdiskussion

Contact (announcement)

Dr. des. Jan Kellershohn
Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt
– Landesmuseum für Vorgeschichte –
Abt. 6: Institut für Landesgeschichte
Wissenschaftlicher Referent
Richard-Wagner-Straße 9
06114 Halle (Saale)

Tel.: 0345-2939796
E-Mail: JKellershohn@lda.stk.sachsen-anhalt.de

https://www.landesmuseum-vorgeschichte.de/veranstaltungen/tagungen/nachgeholte-historisierung.html
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