Held:innen unter uns? Zur Aktualität von Held:innen in Wirtschaft und Arbeit

Held:innen unter uns? Zur Aktualität von Held:innen in Wirtschaft und Arbeit

Veranstalter
SFB 948, Universität Freiburg; Canopus Foundation
Veranstaltungsort
Hörsaal 1015, KG I / Alter Senatssaal (R 01014), Wilhelmstraße 26
Gefördert durch
DFG/Canopus Foundation
PLZ
79098
Ort
Freiburg
Land
Deutschland
Findet statt
In Präsenz
Vom - Bis
06.10.2022 - 07.10.2022
Deadline
29.09.2022
Von
Sebastian Meurer, SFB948 "Helden - Heroisierungen - Heroismen", Albert-Ludwigs-Universität Freiburg

Öffentlicher Workshop des Sonderforschungsbereichs 948 "Helden - Heroisierungen - Heroismen" in Kooperation mit der Canopus Foundation.

Held:innen unter uns? Zur Aktualität von Held:innen in Wirtschaft und Arbeit

Die aktuelle Sichtbarkeit und Wirkmächtigkeit des Heroischen im öffentlichen Diskurs weist darauf hin, welchen Stellenwert Erzählungen von Held:innen und Vorstellungen des Heroischen immer noch haben. Dabei liegen die Probleme auf der Hand: Held:innenerzählungen liefern allzu einfache Antworten, sie stehen stets im Verdacht, narzisstisch aufgeladen zu sein, sie entpolitisieren Debatten und zementieren Herrschaftsverhältnisse. Es lohnt sich daher, Ausdrucksformen und gesellschaftliche Auseinandersetzungen des Heroischen in den Blick zu nehmen. Eine Renaissance von Held:innen lässt sich nicht zuletzt im Bereich von Wirtschaft und Arbeit beobachten: Unternehmer wie Elon Musk oder Özlem Türeci und Ugur Sahin werden als Heilsbringer gefeiert. In Krisensituationen, wie jüngst in der Coronakrise, werden Held:innen der Arbeit gekürt, die mit ihrem Einsatz z.B. in der Pflege Leben retten oder die soziale Infrastruktur aufrechterhalten. Dabei verschwimmen die Grenzen zwischen Wertschätzung und cleverem Marketing.

Vor dem Hintergrund der engen Verwobenheit von Narrativen des Heroischen, gesellschaftlichem Zusammenhalt und Ökonomie stellt die Veranstaltung folgende Fragen: Sind wir im Stande, auf Held:innen zu verzichten, um gerechtere Formen des Zusammenlebens zu entwickeln? Lässt sich eine Gesellschaft ohne Helden denken und erzählen? Und wäre dies zu wünschen?

Programm

Donnerstag, 06. Oktober 2022

18:15–20:00 Uhr Öffentlicher Abendvortrag
Hörsaal 1015, KG I
Silja Graupe (Cusanus Hochschule für Gesellschaftsgestaltung Koblenz): Held:innen? Reisende zur Wirtschaft von morgen

Freitag, 07. Oktober 2022
Alter Senatssaal (R 01014), Wilhelmstraße 26

09:30 Uhr Einführung

10:00 Uhr Held:innen in Wirtschaft und Arbeit
Moderation: Peter W. Heller (Canopus Foundation)

Arbeitsheldentum in Deutschland, der Sowjetunion und China: welche Bilder entstehen, überdauern oder verschwinden? Sind sie geprägt vom heroischen Individuum oder vom heroischen Kollektiv? Haben sie noch heute eine Wirkungsmacht in ihren Gesellschaften? Ein Gespräch über den historischen und interkulturellen Kontext der Erzählungen von Arbeitsheld:innen in West und Ost.

Patrick Eiden-Offe (Leibniz-Zentrum für Literatur und Kulturforschung Berlin): Held:innen der Arbeit: Heroisierung und Unsichtbarkeit der Lohnarbeit vom Vormärz bis heute

Dietmar Neutatz (Albert-Ludwigs-Universität Freiburg): Sowjetisches Arbeitsheldentum als Mobilisierungsstrategie und Integrationsangebot

Nicola Spakowski (Albert-Ludwigs-Universität Freiburg): Arbeiterhelden und Arbeiterheldinnen in China: Leitbilder einer Gesellschaft der Produktion (1940er- bis 1970er-Jahre)

13:15 Uhr Das Heroische und das Ökonomische
Moderation: Sebastian Meurer (Albert-Ludwigs-Universität Freiburg)

Auf den ersten Blick passen Heldentum und kapitalistischer Wettbewerb nicht zueinander: Ökonomisches Handeln folgt Nutzenkalkülen, Heldengeschichten erzählen von Mut und Opferbereitschaft. Gleichwohl wuchern auch im Feld des Ökonomischen heroische Semantiken, und der Kapitalismus produziert seine eigenen Held:innen – und Gegenheld:innen.

Walter Ötsch (Cusanus Hochschule für Gesellschaftsgestaltung Koblenz): Dezentrales Marktkonzept und personalisiertes Heldenkonzept: Von den zwei Seiten derselben Medaille

Andreas Langenohl (Justus-Liebig-Universität Gießen): Helden-Spiele? Decentralized Finance zwischen heroischer Semantik und Spieltheorie

Ulrich Bröckling (Albert-Ludwigs-Universität Freiburg): Ökonomisches Kalkül – heroisches Opfer: Zur negativen Dialektik von Kapitalismus und Krieg

15:45 Uhr Held:innen des Aktivismus, Held:innen der Sorge
Moderation: Kathrin Leipold (Universität Konstanz)

Durch die Krise der sozialen Reproduktion rücken Held:innen in den Fokus: Systemrelevante „Held:innen“, die während der Coronakrise gesellschaftlich unverzichtbare Arbeit leisten oder die jungen „Held:innen“ der Klimaproteste, die sich stets für ihre Version einer vorsorgenden Wirtschaftsweise einsetzen sind zwei prominente Beispiele. Das Panel perspektiviert Ästhetik, Zeit und (Post)Heroisierungen mit Blick auf „Held:innen“ im Feld von Sorge und Aktivismus.

Dorna Safaian (Albert-Ludwigs-Universität Freiburg): Greta Thunberg und die Ästhetik heroischer Vulnerabilität

Berit Ehmke (Economiefeministe – Plattform für feministische Ökonomie): „Time is on my side?“ Sorge- und Versorgungswirtschaft und die Auseinandersetzungen um Zeit

Katharina Hoppe (Goethe-Universität Frankfurt am Main): „There is no planet B.“ Artikulationen des Postheroischen in aktuellen Klimaprotesten

17:45 Uhr Ende

Kontakt

Sebastian Meurer
Tel.: 0761/203-67602
E-Mail: veranstaltungen@sfb948.uni-freiburg.de

https://www.sfb948.uni-freiburg.de/de/veranstaltungen/tagungen/HeldInnen-unter-uns/