500 Jahre Hildesheimer Stiftsfehde

500 Jahre Hildesheimer Stiftsfehde - Tagung der Universität Göttingen 12./13.5.2023

Veranstalter
Georg-August-Universität Göttingen und Historische Kommission für Niedersachsen und Bremen (Institut für Historische Landesforschung und Arbeitskreis Mittelalter der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen)
Ausrichter
Institut für Historische Landesforschung und Arbeitskreis Mittelalter der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen
Veranstaltungsort
Historische Sternwarte, Geismar Landstraße 11
PLZ
37075
Ort
Göttingen
Land
Deutschland
Findet statt
In Präsenz
Vom - Bis
12.05.2023 - 13.05.2023
Deadline
05.05.2023
Von
Arnd Reitemeier

Am Beispiel der letzten großen Fehde in Norddeutschland, der Hildesheimer Stiftsfehde (1519-1523), behandelt die Tagung den Umgang mit Krieg und Friedensschluss am Übergang von Mittelalter zu Früher Neuzeit. Welche Auswirkungen hatten die entstehenden „nachmittelalterlichen“ Akteursnetzwerke und Herrschaftsstrukturen auf einen eigentlich klassisch mittelalterlichen Konfliktaustrag? Anlass der Tagung ist das 500. Jubiläum des im Quedlinburger Rezess fixierten Friedensschlusses.

500 Jahre Hildesheimer Stiftsfehde - Tagung der Universität Göttingen 12./13.5.2023

Am 13. Mai 1523 wurde die Hildesheimer Stiftsfehde durch den Quedlinburger Rezess formell beendet. Die Auseinandersetzung gilt als letzte mittelalterliche Fehde in Norddeutschland, zugleich markiert sie den Übergang zu territorialen Auseinandersetzungen der Frühen Neuzeit, die gekennzeichnet sind durch übergreifende Bündnisstrukturen und ebenso intrikaten wie dynamischen Akteursgefügen.
1519 entspann sich ein Konflikt zwischen dem Hildesheimer Bischof Johann IV. von Sachsen-Lauenburg und dem Adel des Hildesheimer Stifts um die Konsolidierung der Bistumsfinanzen. Die Folge waren Bündnisse zwischen einer Gruppe aus dem Stiftsadel mit dem Wolfenbütteler Herzog auf der einen Seite, sowie zwischen dem Bischof, dem Hildesheimer Rat, lokalen Grafen und Herren sowie dem Lüneburger Herzog auf der anderen Seite. Es kam zu klassischen Fehdehandlungen und zu wenigen großen Schlachten, von denen die Schlacht bei Soltau im Juni 1519 mit dem Sieg des Bischofs ausging. Unmittelbar nach Amtsantritt Kaiser Karls V. im Oktober 1520 kam es zu einer politischen Wendung zugunsten der militärisch unterlegenen Partei, doch ließ sich der kaiserliche Schiedsspruch nicht durchsetzen, sodass die Kriegshandlungen bis in den späten Herbst 1521 andauerten. Der 1523 geschlossene Friedensvertrag, der sog. Quedlinburger Rezess, resultierte in einem enormen Gebietsverlust für das Hildesheimer Stift. Die Gebiete fielen in erster Linie an die benachbarten welfischen Fürsten. Für das Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel bedeutet dies den Beginn eines erfolgreichen Territorialisierungsprozesses, der zu administrativ-herrschaftlicher Durchdringung und ökonomischem Aufstieg führte.
500 Jahre nach dem Quedlinburger Rezess befindet sich die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Fehde noch immer auf einem unbefriedigenden Stand. Dies nehmen der Arbeitskreis Mittelalter der Historischen Kommission von Niedersachsen und Bremen und das Institut für Historische Landesforschung der Universität Göttingen zum Anlass, um die mit der Fehde verbundenen Grundphänomene in Form einer Tagung zu analysieren.
Im Vordergrund stehen Fragen nach den Akteuren und ihren Motiven in dieser und vergleichbaren Auseinandersetzungen: nach der Bedeutung der Stände und des Adels in ihren Beziehungen zur Herrschaft und als eigenständige Akteure sowie nach dem Einfluss der Reichspolitik auf regionale Konflikte. Hinzu treten Fragen nach den ökonomischen Voraussetzungen von Kriegsführung im 16. Jahrhundert und den Folgen für die betroffene ländliche Bevölkerung sowie den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen (nieder)adligen Handelns und schließlich der Rolle von Pfand und Kredit in der Landesherrschaft. Dies soll ergänzt werden um Fragen nach Praktiken der Kriegsführung und der Aushandlung und Durchsetzbarkeit von Friedensschlüssen.

Programm

Freitag, 12. Mai 2023

11:00-11:20 Uhr
Arnd Reitemeier (Göttingen)
Begrüßung, Einführung und Forschungsüberblick

11:20-11:50 Uhr
Niels Petersen (Göttingen)
Die Stiftsfehde im Überblick

11:50-12:30 Uhr
Nicolas Rügge (Hannover)
Der Quedliniburger Rezess als Vertrag: Formalia, Sprache, Festlegungen, Überlieferung

Akteure

13:30-14:10 Uhr
Maren Schaefer (Wolfenbüttel)
Der eingesperrte Bruder. Die Beziehung der Herzöge Heinrich und Wilhelm von Braunschweig-Wolfenbüttel

14:10-14:50 Uhr
Axel Behne (Otterndorf)
Johann (IV.) von Lauenburg - der Bischof 'ex machina'

15:00-15:40 Uhr
Brage Bei der Wieden (Wolfenbüttel)
Schaumburgisches Perspektiven: die Grafen, der Adel und die Historiographie.

15:40-16:20 Uhr
Michael Schütz (Hildesheim)
Die Position der Stadt Hildesheim während der Hildesheimer Stiftsfehde

Kontext

16:40-17:20 Uhr
Lennart Bohnenkamp (Braunschweig)
Vakanter Thron, riskante Gewalt. Die "Hildesheimer Stiftsfehde" als früher 'Staatsbildungskrieg

17:20-18:00 Uhr
Caspar Ehlers (Frankfurt)
Friedensschlüsse im Reich des ausgehenden 15. / frühen 16. Jahrhunderts

18:10-18:50 Uhr
Bertram Lesser (Wolfenbüttel)
Die Stiftsfehde im Urteil zeitgenössischer Juristen. Joachim Mynsinger von Frundeck und sein Bericht zur Hildesheimer Stiftsfehde (1578)

Sonnabend, 13. Mai 2023

Ökonomie

9:00-9:40 Uhr
Michael Rothmann (Hannover)
Geleitwesen im Kontext von Fehden im Reich des frühen 16. Jahrhunderts

9:40-10:20 Uhr
Thomas Czerner (Hannover)
Von Schulden und Beden - Die wirtschaftlichen Folgen der Hildesheimer Stiftsfehde

Militär
10:40-11:20 Uhr
Lener Frewer (Gießen)
Die Hildesheimer Stiftsfehde - eine Konfliktbetrachtung aus Sicht der Historischen Sicherheitsforschung

11:20-12:00 Uhr
Stefanie Rüther (Göttingen)
Der tägliche Krieg. Praktiken und Wahrnehmung spätmittelalterlicher Kriegführung

12:00-12:30 Uhr
Gregor Rohmann (Berlin/Rostock)
Zusammenfassung

12:30-13:00 Uhr
Abschlussdiskussion

ca. 13:00 Uhr
Ende der Tagung

Kontakt

Georg-August-Universität Göttingen
Institut für Historische Landesforschung
Heinrich-Düker-Weg 14
37073 Göttingen
Telefon: 0551/39-24346
E-Mail: instlafo@gwdg.de

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