Rezensionsessay: Scharfe Kontraste. Eine Rückschau auf das Olympia-Jubiläum München 1972 / 2022

: München 72. Ein deutscher Sommer. München 2022 : Deutsche Verlags-Anstalt, ISBN 978-3-421-04875-2 368 S., 20 SW-Abb. € 25,00

: Die Spiele des Jahrhunderts. Olympia 1972, der Terror und das neue Deutschland. München 2021 : Deutscher Taschenbuch Verlag, ISBN 978-3-423-28303-8 528 S. € 25,00

: Olympia 72 in Bildern. Fotografien aus den Sammlungen der Bayerischen Staatsbibliothek. München 2022 : Volk Verlag, ISBN 978-3-86222-424-1 192 S., zahlr. Abb. € 29,90

: Grün. Günther Grzimek: Planung – Gestaltung – Programme. München 2022 : Hirmer Verlag, ISBN 978-3-7774-4017-0 216 S., 200 Farbabb. und Zeichnungen € 39,90

: Anschlag auf Olympia. Was 1972 in München wirklich geschah. Darmstadt 2022 : wbg, ISBN 978-3-8062-4420-5 240 S., 20 SW-Abb. € 25,00

Libal, Angela (Hrsg.): Zwölf Monate – Zwölf Namen. 50 Jahre Olympia-Attentat München. Berlin 2022 : Hentrich und Hentrich, ISBN 978-3-95565-578-5 79 S., 113 Abb. € 17,90

Meissner, Irene; Lepik, Andres (Hrsg.): Die Olympiastadt München. Rückblick und Ausblick. München 2022 : Selbstverlag, ISBN 978-3-9819240-5-3 273 S., zahlr. Abb. € 24,90

Nerdinger, Winfried; Vossenkuhl, Wilhelm (Hrsg.): Otl Aicher. Designer. Typograf. Denker. München 2022 : Prestel Verlag, ISBN 978-3-7913-7943-2 256 S., 370 Farbabb. € 49,00

: Olympia München ’72. Architektur+Landschaft als gebaute Utopie. Berlin 2022 : Jovis Verlag, ISBN 978-3-86859-728-8 464 S., 400 Farb- und SW-Abb. € 48,00

: München 1972. Wie Olympia eine Stadt veränderte. München 2021 : Allitera Verlag, ISBN 978-3-96233-285-3 254 S., zahlr. Abb. € 25,00

Rezensiert für H-Soz-Kult von
Kay Schiller, History Department, University of Durham

Das 50-jährige Jubiläum der Münchner Olympischen Sommerspiele 1972 fand mit einem Aufwand statt, der für ehemalige Gastgeberstädte bisher einmalig war. München präsentierte sich 2022 mit einem Programm aus zahlreichen Veranstaltungen, Ausstellungen, Initiativen und „Angeboten aus der Stadtgesellschaft“, das auf der Website https://muenchen1972-2022.de weiterhin nachzulesen ist. Hinzu kam eine Fülle von historischen Darstellungen, Ausstellungskatalogen und anderen Buchveröffentlichungen sowie Radio-, Film- und Fernsehbeiträgen, Internetangeboten und Podcasts, die eine äußerst facettenreiche Rückschau auf die Spiele von 1972 ermöglichten. Zeitungsleser wurden ebenfalls mit unzähligen Artikeln bedient, sowohl mit individuellen Reminiszenzen als auch mit historischen Aufarbeitungen von Fachleuten und Journalisten.

Vieles von dem, was es zu lesen, hören und anzusehen gab, beruhte auf den individuellen Erinnerungen von Zeitzeugen, die 1972 als Athleten, Besucher und Volunteers vor Ort waren – damals junge Menschen, die sich inzwischen im Rentenalter befinden. Auffallend an diesen Reminiszenzen ist der von den meisten geschilderte scharfe Kontrast zwischen der harmonischen, fröhlichen Stimmung der ersten zehn Tage der Spiele und der Niedergeschlagenheit nach der Katastrophe des palästinensischen Terroranschlags und der missglückten Geiselbefreiung am 5./6. September. Letztere Ereignisse sind seither der Dreh- und Angelpunkt jeder Beschäftigung mit „München ’72“. Wahrscheinlich ist es gerade dieser Kontrast, der sowohl individuelle Erzählungen als auch die kollektive Erinnerung an diese Spiele befeuert, sodass sie nicht wie andere sportliche Großereignisse erlebt und dann schnell wieder vergessen wurden.

Hinsichtlich ihrer Bedeutung für die Geschichte der Bundesrepublik haben Christopher Young und der Autor dieses Rezensionsessays bereits 2010 herausgearbeitet, dass die Münchner Spiele sowohl die Transformation hin zum „modernen Deutschland“ als auch den symbolischen Höhepunkt der „langen 1960er-Jahre“ markierten – von der Bundesregierung unter Ludwig Erhard, als sich München um die Ausrichtung der Spiele bewarb, über die Große Koalition bis hin zur sozialliberalen Koalition, unter der sie als letztes Megaprojekt vor dem Ende der Boomjahre durch den Ölpreisschock von 1973 geplant und verwirklicht wurden.1 An dieser Einschätzung haben auch die zum Jubiläum erschienenen Buchpublikationen nichts Wesentliches geändert. Für das Journalisten-Historiker-Duo Markus Brauckmann und Gregor Schöllgen war „München ’72“ so etwas wie „die deutsche Mondlandung“ (S. 39), während die SZ-Redakteure Roman Deininger und Uwe Ritzer schon im Titel auf die „Spiele des Jahrhunderts“ im „neue[n] Deutschland“ hinweisen und damit den Symbolcharakter der Olympiade betonen. Dennoch gelingt es diesen und anderen Publikationen zum Jubiläumsjahr, wichtige Mosaiksteine zum Gesamtbild hinzuzufügen.

Einen für den breiteren Kontext interessanten wissenschaftlichen Aufsatz hat der US-amerikanische Historiker Noel D. Cary im Jahr 2022 beigesteuert.2 Er bettet die Spiele in den vergangenheitspolitischen Diskurs zum Nationalsozialismus ein und nimmt sie zum Anlass, auf die engen wechselseitigen Einflüsse von Selbst- und Außenwahrnehmung bzw. von Selbst- und Außendarstellung der bundesdeutschen Gesellschaft hinzuweisen. Cary zufolge war die Bundesrepublik 1972 an einem Punkt der kollektiven Selbstreflexion angelangt, an dem man sich weder als Opfer von NS-Regime und Krieg stilisieren noch bei Reue und Zerknirschung über die deutschen Verbrechen stehenbleiben wollte. Den „Machern“ der Spiele ging es deshalb anstelle des Versteckens der Vergangenheit um das Hervorzeigen der Gegenwart eines „neuen Deutschlands“ und um die Planung seiner Zukunft. Die Spiele waren damit sowohl Zeichen als auch Instrument der Reintegration der Bundesrepublik in die Völkergemeinschaft.3

Die Bedeutung des Symbolcharakters von „München ’72“ für die Geschichte der alten Bundesrepublik wird auch daran deutlich, dass, wie Robin Streppelhoff gezeigt hat, die Forschung zu den Münchner Spielen diejenige zu den „Nazi-Spielen“ 1936 bereits in den letzten zehn Jahren zahlenmäßig deutlich in den Schatten gestellt hat. Damit waren die Münchner Spiele bereits vor dem Jubiläumsjahr die am besten erforschten und meistkommentierten der olympischen Geschichte.4 Mit den Spielen von 1936 teilt München das Faktum, dass das größte Sportereignis der Welt gleich zweimal auf deutschem Boden massiv zum politischen Ereignis wurde. Zwar lassen sich Sport und Politik trotz aller gegenteiligen Beteuerungen nie trennen, doch die Dimensionen dessen, was diesbezüglich in Berlin (geplant) im Zeichen des Hakenkreuzes und in München (unerwartet) im Zeichen des Terrors geschah, waren auf je eigene Weise einmalig in der olympischen Geschichte.

Im Rückblick auf das Jubiläumsjahr bleibt der bewegende Gedenkakt am Fliegerhorst in Fürstenfeldbruck vom 5. September 2022 mit den Reden von Frank-Walter Steinmeier und Ankie Spitzer besonders eindrucksvoll in Erinnerung. Frau Spitzer, die Witwe des israelischen Fechttrainers André Spitzer und inoffizielle Sprecherin der Hinterbliebenen, verlas einen Brief an ihren Mann, in dem sie betonte, dass sie selbst dieses Kapitel nie abschließen könne, während ihm und den anderen ermordeten Geiseln nun endlich Gerechtigkeit widerfahren sei. Der Bundespräsident räumte ein, dass die Geschichte des Attentats seitens der deutschen Sicherheitsbehörden auch eine „Geschichte von Fehleinschätzungen, von furchtbaren, von tödlichen Fehlern, ja, eines Versagens“ gewesen sei, dem „Jahre und Jahrzehnte des Schweigens, des Verdrängens“ gefolgt seien, und bat die Hinterbliebenen um Verzeihung. Man einigte sich schließlich auch auf eine angemessene Entschädigungssumme, die anders als die früheren Zahlungen nicht mehr als humanitäre Maßnahme getarnt wird, sondern offener Ausdruck des Eingeständnisses deutscher Schuld ist. Darüber hinaus verständigte man sich auf die Einrichtung einer deutsch-israelischen Historikerkommission, die sich in den nächsten Jahren den noch offenen Fragen im Zusammenhang mit dem Terroranschlag widmen soll.5

Das Jubiläumsjahr war aber auch von weniger belasteten Veranstaltungen geprägt. Im Spätsommer 2022 fanden im Olympiastadion die „European Championships“ der Leichtathleten statt, eine von insgesamt neun parallelen Europameisterschaften, die zusammen das größte Sportereignis in der Stadt seit 1972 bildeten. Mit den Siegen von Niklas Kaul im Zehnkampf und Gina Lückenkemper über die 100-Meter-Sprintstrecke am 16. August erinnerten die „Europeans“ an die Atmosphäre des „Goldenen Sonntags“ von 1972, als bundesdeutsche Athleten bei den Spielen in München erstmals Gold gewannen. An jenem 3. September siegten Hildegard Falck über 800 Meter, der Geher Bernd Kannenberg über 50 Kilometer, Klaus Wolfermann im Speerwurf, und Heide Rosendahl fügte ihrer Medaillensammlung Silber im Fünfkampf hinzu. Einen Tag später siegte die erst 16-jährige Ulrike Meyfarth sensationell im Hochsprung, ein Moment, der laut Deininger und Ritzer „die Spiele von München aufs Schönste verdichtete“ – „das pure, das unschuldige Glück“ (S. 17), bevor der Terroranschlag der Feierstimmung ein Ende setzte.

Das Erlebnis eines enthusiastischen Publikums im Olympiastadion an einem lauen Sommerabend hat bei manchen deutschen Lokalpolitikern Begehrlichkeiten geweckt, wieder Olympische Sommerspiele auszurichten. Das mag auf den ersten Blick verständlich sein, verbietet sich aber eigentlich angesichts der deutschen olympischen Vergangenheit und der krachend gescheiterten Münchner Bewerbungen um die Ausrichtung der Olympischen Winterspiele 2018 und 2022. Solche Wünsche ignorieren, dass die Spiele 1972 als Elitenprojekt durchgesetzt wurden, bevor sich die bundesdeutsche Gesellschaft grundlegend demokratisierte. Heute sehen sich die Planer zu Recht mit dem Widerstand großer Teile der Bevölkerung gegen die mit Mega-Sportereignissen verbundenen Umweltschäden und gegen das fragwürdige Gebaren des Internationalen Olympischen Komitees konfrontiert. Wie der Weltfußballverband FIFA umschmeicheln die obersten Olympier am liebsten autoritär regierte Staaten und Diktaturen, weil von deren Bevölkerung wenig Widerstand gegen ihre Haupteinnahmequelle zu erwarten ist. Zudem verstehen sie es zum Leidwesen der Öffentlichkeit, die Kosten für die Olympischen Spiele auf die Steuerzahler abzuwälzen und die Gewinne für sich selbst einzustreichen.6

Ausstellungen

Schon aufgrund der Vielzahl und des breiten thematischen Spektrums, das vom Design über Typografie bis hin zur Numismatik reichte, ist es unmöglich, an dieser Stelle alle Ausstellungsprojekte des Jubiläumsjahres zu würdigen. Exemplarisch soll daher auf einige herausragende Ausstellungen eingegangen werden. Das Skulpturenmuseum Glaskasten Marl bei Recklinghausen zeigte bereits 2020 die faszinierende Schau „Die Spielstraße München 1972. Kunst als Kommentar zu den Olympischen Spielen“ aus dem Archiv des Essener Architekten Werner Ruhnau und seiner Frau Anita (23.08. – 01.11.2020, http://www.skulpturenmuseum-glaskasten-marl.de/de/ausstellungen/1676.html, 30.03.2023).7 Die „Spielstraße“ rund um den Olympiasee war bis zu ihrer Schließung nach dem Attentat ein Publikumsmagnet mit 1,2 Millionen Besuchern gewesen, nicht zuletzt wegen der vielen Spielmöglichkeiten für Kinder. Sie war aber vor allem ein Zugeständnis an den kritischen Geist von „1968“. Pantomimen, Puppenspieler, Aktions- und Multimedia-Künstler sowie Theatermacher nahmen dort den Leistungsfetischismus und die Politisierung des Sports aufs Korn. Das Spektrum der Kritik reichte dabei von heiter-satirisch bis beißend und bitterböse, Letzteres etwa in der drastischen Darstellung der Gewalt bei den Spielen von Mexico City 1968 durch den japanischen Regisseur Shuji Terayama. Ein Beispiel für eher sanfte Kritik war das auf Menschengröße dimensionierte „Hamsterrad“ von Timm Ulrichs, in dem der Künstler jeden Tag einen Marathon absolvierte – unter zunehmenden Schmerzen aufgrund der dafür ungeeigneten menschlichen Anatomie.

Das Hamsterrad, das Ulrichs nach den Spielen abhandenkam und das er, wie er dem Autor dieses Beitrags sagte, gern wiederhätte, war auch in der von der Gesamtkoordinatorin der Münchner Jubiläumsveranstaltungen, Elisabeth Hartung, und Friederike Schuler kuratierten Ausstellung „Visionen und Wirklichkeit. Kunst für die Olympischen Spiele in München 1972“ in der Rathausgalerie München zu sehen (30.06. – 11.09.2022, https://muenchen1972-2022.de/veranstaltung/ausstellung-kunst-fuer-die-olympischen-spiele-1972/, 30.03.2023). Die Ausstellung bot einen Überblick der vielfältigen künstlerischen Beiträge zum „Olympischen Sommer“ 1972. Sie zeigte neben Exponaten der „Spielstraße“ Dokumente, Kunstwerke und Materialien sowohl von dauerhaft geplanten, aber oft nicht mehr erhaltenen Kunst-am-Bau-Projekten als auch von nicht realisierten Ideen. Ein Beispiel für Letzteres war der Raumschacht des avantgardistischen Earth-Art-Künstlers Walter De Maria, der 120 Meter tief senkrecht durch den Olympiaberg hätte getrieben werden sollen und die Spiele mit ihrer Gastgeberstadt künstlerisch noch einmal aufgewertet hätte. De Maria gelang es schließlich 1977, eine Version des Projekts im Rahmen der documenta 6 zu realisieren (https://www.kassel.de/buerger/kunst_und_kultur/der-vertikale-erdkilometer.php, 30.03.2023). Ein parallel zur Münchner Ausstellung konzipiertes internationales, interdisziplinäres Symposium widmete sich im September 2022 dem Nachdenken über die genutzten und verpassten Chancen, die die Olympischen Spiele 1972 der Kunst boten, sowie der Frage, was Kunst heute und in Zukunft für unsere globalisierte Gesellschaft bedeuten kann.8

Eine weitere Ausstellung, die sich ebenfalls mit dem Verhältnis von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft beschäftigte, war beim Architekturmuseum der Technischen Universität München in der Pinakothek der Moderne zu sehen. „Die Olympiastadt München. Rückblick und Ausblick“ bot eine überwältigende Fülle an Plänen, Zeichnungen, Architekturmodellen, Videos und Zeitungsausschnitten (07.07.2022 – 08.01.2023, https://www.architekturmuseum.de/ausstellungen/die-olympiastadt-muenchen/, 30.03.2023). Eine Filminstallation über die aktuellen Nutzer des Olympiaparks spiegelte die ungezwungene Vielfalt und Buntheit der Aktivitäten wider, zu denen der Park seine Besucher bis heute einlädt. Im Gegensatz zu anderen Olympiastädten – man denke an Athen (2004) und Rio de Janeiro (2016), wo die Sportstätten zunehmend verwahrlosen und verfallen – gibt es in München keine „weißen Elefanten“. Die Ausstellung machte noch einmal deutlich, in welch heute unvorstellbar kurzer Zeit die Olympiabauten von der Ausschreibung bis zur Fertigstellung realisiert werden konnten und mit welcher ästhetischen Meisterschaft die Architekten die ihnen gestellte, äußerst komplexe Aufgabe bewältigten. Der von den Kuratoren Irene Meissner und Andres Lepik herausgegebene Katalog ist ein informatives und unterhaltsames Kurzkompendium zur Geschichte von „München ’72“. Er verzichtet weitgehend auf die Reproduktion von Exponaten. Stattdessen verbindet er die Ausstellungstexte mit zahlreichen Abbildungen – darunter großartige, zum Teil noch nie gezeigte Fotografien – und einigen lesenswerten Kurzessays, die sich neben der Planungs- und Baugeschichte auch der Nachgeschichte des Olympia-Ensembles widmen. Zudem hat er den Vorteil, dass er in jede Manteltasche passt.

Eine weitere sehr bemerkenswerte Ausstellung war „Olympia 72 in Bildern. Fotografien aus den Sammlungen der Bayerischen Staatsbibliothek“ (11.05. – 06.09.2022, https://www.bsb-muenchen.de/veranstaltungen-und-ausstellungen/article/olympische-sommerspiele-muenchen-1972-fotoausstellung-4032/, 30.03.2023). Auch wenn das prunkvolle Treppenhaus und der klassizistische Fürstensaal der Staatsbibliothek denkbar ungeeignete Räumlichkeiten für eine Fotoausstellung über das „moderne“ München boten, so überzeugt der Katalog umso mehr. Er versammelt in fünf Abschnitten, beginnend mit der Stadtentwicklung Münchens, über die Baumaßnahmen, die Spiele selbst, den Terroranschlag bis hin zum Nachleben rund 140 Motive sowohl von freien Fotografen als auch von Bildreportern des Magazins „stern“. Dabei wird ein breiter und fotoästhetisch abwechslungsreicher Blick auf die Ereignisse geworfen; die Spiele werden in den stadtgeschichtlichen, sozialen und politischen Kontext der 1960er-Jahre gestellt. Ein Bild zeigt etwa die wegen des U-Bahn-Baus von sechs auf eine Fahrspur verengte und aufgegrabene Ludwigstraße in der Nähe des Bibliotheksgebäudes, ein anderes eine Gruppe in die Kamera lachender ausländischer Bauarbeiter, die die Internationalität der Spiele vorwegnahmen und von denen fast 2.000 zwischen 1969 und 1971 auf dem Oberwiesenfeld beschäftigt waren – zum Ärger ihrer deutschen Kollegen, da sie sich mit einem um ein Drittel geringeren Lohn zufriedengaben. Auch an den Terroranschlag wird erinnert, und zwar mit einem der gespenstisch anmutenden Schwarz-Weiß-Fotos von Volker Hinz / Bildagentur Sven Simon, das einen vermummten Terroristen auf dem Balkon des Hauses Connollystraße 31 zeigt (Jahn / Wohlfart, Olympia 72 in Bildern, S. 35, S. 61, S. 142f.).

Filme und Neues zum Attentat

Im Zuge des Jubiläums entstand auch eine Vielzahl medialer Aufarbeitungen, die zum Teil von herausragender Qualität sind. Besonders hervorzuheben ist Louis Sauls Überblicksdokumentation „Olympia 72 – Deutschlands Aufbruch in die Moderne“ für ARTE und den Bayerischen Rundfunk, an der viele Experten mitgewirkt haben (inklusive des Autors dieses Rezensionsessays).9 Im Mittelpunkt standen die Bedeutung der Spiele für München, für das Selbstverständnis und die Außendarstellung der Bundesrepublik sowie das sich in der Olympiade widerspiegelnde veränderte innerdeutsche Verhältnis (1972 nahm die DDR erstmals unter eigener Flagge und mit eigener Hymne an Olympischen Spielen teil).10 Hinzu kamen die vergangenheitspolitische Dimension im Hinblick auf Berlin 1936, schließlich das Attentat und seine Nachgeschichte.

Herausragend ist auch die vierteilige ARD-Dokumentation „Tod und Spiele – München ’72“, die den Terroranschlag von der Vorbereitung bis zur Freipressung durch eine Flugzeugentführung der drei überlebenden Mitglieder des Kommandos „Schwarzer September“ nur 54 Tage später minutiös nachzeichnet.11 Besonders beeindruckend an diesem bisweilen gespenstisch anmutenden und kontrovers aufgenommenen Film von Lucio Mollica und Bence Máté ist die kommentarlose Gegenüberstellung von Aussagen der palästinensischen Täter einerseits sowie der Angehörigen der Opfer und der überlebenden Mitglieder der israelischen Olympiamannschaft andererseits. Zu Letzteren gehört auch der Sportschütze Zelig Shtorch, der von der schrecklichen Aufgabe berichtet, den verbluteten Gewichtheber Yossi Romano zu identifizieren. Romano war erschossen worden, als er versucht hatte, die Attentäter daran zu hindern, in eine der Unterkünfte im Olympischen Dorf einzudringen.

In der Dokumentation wird noch einmal die bis heute währende unerbittliche Feindschaft der Terroristen gegenüber Israel deutlich, etwa wenn Mohammed Mahmoud Safady, einer der Attentäter, von der „Schlacht“ in Fürstenfeldbruck spricht und ohne zu zögern erklärt: „Ich habe die Geiseln getötet. Ich bereue es nicht, werde es niemals bereuen, niemals…“ Darüber hinaus kommen weitere Zeitzeugen zu Wort, die bisher in Dokumentationen nicht oder nur selten zu sehen waren. Dazu gehören der ägyptische Nahostexperte und Vermittler zwischen dem Krisenstab und den Geiselnehmern, Magdi Gohary, sowie der Fatah-Funktionär und PLO-General Tafwiq Tirawi, aus dessen Worten und Gebaren deutlich wird, dass man sich Safadys und der anderen jungen Männer aus den ärmlichen Verhältnissen der palästinensischen Flüchtlingscamps im Libanon als Werkzeuge bediente, um die Drecksarbeit zu erledigen.

Dass die Dokumentation bei den Angehörigen der Opfer und in der Presse teilweise Empörung auslöste, lag daran, dass Safady nur gegen eine nicht unerhebliche Dollarsumme für Interviews zur Verfügung stand.12 Ein weitaus größerer Skandal, dessen Verantwortliche hoffentlich von der künftigen Historikerkommission benannt werden, betrifft das zweite Mitglied des Kommandos, Abdullah Sameer, der bis heute von der israelischen Vergeltung verschont geblieben ist und in „Tod und Spiele“ ebenfalls ausführlich zu Wort kommt. Laut Bundeskriminalamt lebte Sameer Mitte der 1980er-Jahre mit einem dänischen Pass unbehelligt in West-Berlin und arbeitete in dem von Jassir Arafat 1973 eröffneten PLO-Büro im Ostteil der Stadt. Dies soll sowohl dem Bayerischen Landeskriminalamt als auch der Münchner Polizei bekannt gewesen sein, ohne dass sie nach gegenwärtigem Kenntnisstand etwas unternommen hätten, um ihn zu fassen und wegen des Olympia-Attentats vor Gericht zu stellen.13

Eine bewegende mediale Aufarbeitung des Terroranschlags ist schließlich der sehr hörenswerte Podcast der BR-Journalistin Patrizia Schlosser über ihren Vater: Guido Schlosser, der damals als junger Polizeibeamter die Geiselnehmer in der für ihren Abflug in Fürstenfeldbruck bereitgestellten Lufthansa-Boeing ausschalten sollte, erkannte zusammen mit seinen Kollegen die Aussichtslosigkeit des Unterfangens und verließ das Flugzeug, bevor die Terroristen mit den Geiseln in den Hubschraubern des Bundesgrenzschutzes eintrafen. „Himmelfahrtskommando“ erzählt in acht Episoden sehr einfühlsam die Geschichte eines unerfahrenen Polizisten, der durch die Erlebnisse eine posttraumatische Belastungsstörung erlitt. Er musste sich von seinen für das Debakel der Geiselbefreiung verantwortlichen Vorgesetzten wie dem Münchner Polizeipräsidenten Manfred Schreiber als Feigling beschimpfen lassen und litt jahrzehntelang unter schweren Schuldgefühlen, Panikattacken und Depressionen. Erst durch die Arbeit an diesem Podcast konnte er sich auch im Dialog mit den Hinterbliebenen der Opfer ein Stück weit von den Geschehnissen befreien.14

Im Jubiläumsjahr sind zudem mehrere historische Sachbücher erschienen, die sich mit dem Terroranschlag beschäftigen.15 Unter den Neuerscheinungen ist an erster Stelle Sven Felix Kellerhoffs Band „Anschlag auf Olympia“ zu nennen, der parallel zur Verlagsausgabe auch über die Bundeszentrale für politische Bildung erhältlich ist.16 Der Journalist und Historiker Kellerhoff bietet eine minutiöse, detailreiche, aber dennoch prägnant und spannend geschriebene Rekonstruktion der Ereignisse um den 5. und 6. September auf der Grundlage der derzeit zugänglichen Quellen. Das allein macht das Buch schon lesenswert, auch wenn es nicht frei von Fehlern ist. Eine wichtige Erkenntnis Kellerhoffs lautet, dass das Angebot der israelischen Regierung, Sayeret Matkal, eine Eliteeinheit unter dem Kommando des späteren Premierministers Ehud Barak, zur Befreiung der Geiseln nach München zu entsenden, weder vom Krisenstab noch vom Polizeieinsatzstab noch vom Bundeskabinett unter Willy Brandt abgelehnt wurde. Die Ablehnung, die einem Todesurteil für die Geiseln gleichkam, da keine andere Einheit eine realistische Chance gehabt hätte, sie lebend zu befreien, ging vermutlich von einem bislang nicht identifizierten Beamten im Bonner Verteidigungsministerium aus. Seiner Ansicht nach war es für die Bundesrepublik „vollkommen undenkbar […], fremde Einheiten einzusetzen, deren Streitkraft einer anderen Staatshoheit unterliegen“ (zit. auf S. 87). Eine weitere wichtige Ergänzung zum Wissensstand, die in der Fachliteratur bislang fehlte und von Deininger und Ritzer in ihrer Gesamtdarstellung der Spiele ausführlicher behandelt wird, betrifft die Verwicklung des bundesdeutschen Rechtsextremismus in das Attentat. Bereits 2012 hatte eine „Spiegel“-Recherche in Akten des Bundesamts für Verfassungsschutz ergeben, dass der deutsche Neonazi Willi Pohl dem Drahtzieher des Anschlags, Abu Daoud, bei der Vorbereitung geholfen hatte.17 Pohl fungierte unter anderem als Chauffeur und Nachrichtenübermittler; er stellte den Kontakt zu einem ebenfalls rechtsextremen Passfälscher her und transportierte vermutlich auch die beim Attentat verwendeten Kalaschnikow-Sturmgewehre und Handgranaten.18

Hätte man eine Warnung der Dortmunder Polizei ernstgenommen, die im Zusammenhang mit Pohl konkrete Hinweise auf „vermutlich konspirative Tätigkeit palästinensischer Terroristen“ an ihre Münchner Kollegen weitergab, hätte vielleicht nicht nur dieser Anschlag verhindert werden können (Deininger / Ritzer, Die Spiele des Jahrhunderts, S. 222). Möglicherweise wäre es auch nicht zu dem bis heute nur unvollständig aufgeklärten Oktoberfestattentat von 1981 gekommen, wenn in der Folge das rechte Netzwerk, dem Pohl angehörte, zerschlagen worden wäre.19 Allerdings sah sich die Bundesrepublik Anfang der 1970er-Jahre bekanntlich vor allem durch den Linksterrorismus bedroht und war wie die Weimarer Republik teilweise auf dem rechten Auge blind. Auch hier wird die angekündigte Historikerkommission wichtige Aufklärungsarbeit zu leisten haben. Nicht zuletzt stellt sich die Frage, ob die Einbindung des deutschen Rechtsextremismus in das Attentat womöglich aus Gründen der Gesichtswahrung verschwiegen wurde und damit eine jahrzehntelange Vertuschung in Gang kam. Eine weitere offene Frage ist, warum die Ermittlungsakten gegen Mitglieder der „Nationalsozialistischen Kampfgruppe Großdeutschland“, die Kontakte zur PLO unterhielt, bis heute gesperrt sind (Deininger / Ritzer, Die Spiele des Jahrhunderts, S. 500).

Sehr aufschlussreich sind im Zusammenhang mit dem Terroranschlag auch die Arbeiten dreier Doktoranden von den Universitäten München und Frankfurt am Main. Dominik Aufleger, Anna Greithanner und Robert Wolff, die durch ihre Mitarbeit an einem digitalen Erinnerungsort des Landkreises Fürstenfeldbruck zum Thema recherchierten, haben in den Akten einige wichtige Funde gemacht, die Details in Kellerhoffs Buch und anderen Studien korrigieren.20 Da ist zunächst die Liste, auf der das Kommando des „Schwarzen September“ die zu befreienden politischen Häftlinge in Gefängnissen in Israel und anderswo nannte. Immer wieder wurde in der Literatur fälschlicherweise eine Zahl von 234 bis 239 Personen kolportiert sowie behauptet, dass mit Andreas Baader und Ulrike Meinhof zwei Führungsfiguren der Roten Armee Fraktion auf dieser Liste gestanden hätten.21 Die Historiker, die das Original in den Akten fanden, konnten die Zahl auf 328 nach oben korrigieren und zeigen, dass nur Meinhof befreit werden sollte. Das lässt Meinhofs ausdrückliches Lob für das Attentat in einem langen Traktat vom November 1972 in einem anderen Licht erscheinen.22 Außerdem liefern die Historiker eine plausible Erklärung dafür, warum die zur Befreiung der Geiseln in Fürstenfeldbruck benötigten Panzerwagen nicht rechtzeitig dort eintrafen: Man glaubte sie am Flughafen Riem zu benötigen, falls die Geiselnehmer in letzter Minute von dort ausgeflogen werden wollten. Auch sei einer der Hubschrauberpiloten nicht etwa von den Terroristen, sondern durch eine Salve aus einem Panzerwagen lebensgefährlich verletzt worden, was später in den Akten unterschlagen worden sei.23

Aufleger, Greithanner und Wolff kommen zu einigen interessanten Neubewertungen der Fähigkeiten der historischen Akteure, etwa mit Blick auf die verbreitete These, dass die Attentäter der Münchner Polizei an Dilettantismus kaum nachgestanden hätten und keineswegs optimal vorbereitet gewesen seien. Dies sei eine Schutzbehauptung der westdeutschen Sicherheitsbehörden gewesen, um ihr eigenes Versagen zu kaschieren.24 Zudem sei es ein schwerer taktischer Fehler gewesen, dass sich Bundesinnenminister Hans-Dietrich Genscher (FDP) sofort in die Gespräche mit den Geiselnehmern eingeschaltet habe, was den Spielraum der Polizei enorm eingeschränkt habe.25 Ob es wirklich stimmt, dass es den Einsatzkräften in Fürstenfeldbruck primär um die Rettung der Hubschrauberbesatzungen und nicht um die Rettung der Geiseln gegangen sei, wie die drei Historiker behaupten, darf bezweifelt werden, aber auch hier ist das letzte Wort wohl noch nicht gesprochen.26

Schließlich kommen Aufleger, Greithanner und Wolff auch zu einer von Kellerhoff abweichenden Sicht auf die Entführung der Lufthansa-Maschine, mit der die drei überlebenden Attentäter freigepresst wurden. Während das Autorenteam der Vermutung zustimmt, dass es eine geheime Übereinkunft zwischen der Bundesregierung und der PLO gegeben habe, durch die man sich mit der Freilassung eine vorübergehende Ruhe von weiteren Anschlägen erkaufte, geht für Kellerhoff aus den Akten hervor, dass „[i]rgendeine Planung, lenkende Hand […] nicht erkennbar [war]“ (S. 168).27 Der Einschätzung Kellerhoffs bzw. Matthias Dahlkes, der bereits 2006 in seiner quellengesättigten Magisterarbeit zum gleichen Ergebnis kam, ist wohl zuzustimmen.28 So geht auch aus einem bislang unveröffentlichten Aufsatz der Antiterrorismusexpertin Aviva Guttmann über die Zusammenarbeit von Mossad und Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) im Rahmen des Club de Berne hervor, dass das BfV zwar von einem palästinensischen Informanten vor einer solchen Flugzeugentführung gewarnt worden sei, diese Warnung von der Bundesregierung aber offenbar nicht ernstgenommen wurde.29 Hier sollte die Historikerkommission bei den Akten des Verfassungsschutzes ansetzen, um zu einem abschließenden Urteil zu gelangen.

Holger Gertz hat in einem ausführlichen Zeitungsartikel die Bedeutung der Münchner Spiele als Medienereignis hervorgehoben. Er erinnerte im August 2022 daran, wie sehr die Sommerspiele von 1972 auf TV-Tauglichkeit getrimmt waren und dass gerade deshalb die Fernsehbilder bis heute so frisch und lebendig wirken. Um Sichtbarkeit ging es auch den Münchner Attentätern des „Schwarzen September“, denn so funktioniert Terrorismus. Die Tat an sich reicht nicht aus, sie muss einem Publikum vor Augen geführt werden und eine emotionale Reaktion wie Angst, Wut oder Trauer hervorrufen. Dabei spielte 1972 erstmals das Fernsehen die Hauptrolle: „Die Kameras liefen und liefen, diese Sichtbarkeit befeuerte das Verhängnis. Die Palästinenser haben keine Gesinnungsgenossen freigepresst, ihre Forderungen wurden nicht erfüllt, fünf von ihnen starben noch an Ort und Stelle. Aber sie wollten Sichtbarkeit, so gesehen hatte ihre Mission Erfolg, Palästina als Land, als Volk, als Thema schaffte es weltweit ins Bewusstsein.“30

Um die Sichtbarmachung der Opfer des Attentats in der Erinnerung ging es bei einer weiteren Ausstellung, die im Laufe des Jahres 2022 an verschiedenen Orten in München, im Münchner Umland sowie im österreichischen Graz zu sehen war. Es handelte sich um die vom Münchner Jüdischen Museum initiierte Schau „Zwölf Monate – Zwölf Namen. 50 Jahre Olympia-Attentat München“, die in ihrer Ästhetik dem 2017 realisierten „Einschnitt“ ähnelt, dem multimedial gestalteten „Erinnerungsort Olympia-Attentat“ im Olympiapark.31 Jedem der zwölf Opfer, darunter auch dem bayerischen Polizeibeamten Anton Fliegerbauer, war im Rahmen der Ausstellung einen Monat lang ein eigener Ort gewidmet, an dem Fassaden- und Videoinstallationen sowie Ausstellungsmodule zu sehen waren. Diese wurden teilweise von Veranstaltungen begleitet, die sich kreativ mit den individuellen Biografien der Opfer auseinandersetzten (https://www.juedisches-museum-muenchen.de/ausstellungen/zwoelf-monate-zwoelf-namen, 30.03.2023).

Die Ausstellung über den in den USA geborenen Gewichtheber David Berger im Januar bestand aus einer Fassadeninstallation am Münchner Amerikahaus, in dessen Fenstern sein Name in hebräischen Buchstaben zu lesen war. Begleitet wurde die Installation von Stelen vor dem Gebäude mit biografischen Informationen sowie einem QR-Code, der den Zugang zu einer Tonspur mit Erinnerungen seiner Familie ermöglichte (https://blog.juedisches-museum-muenchen.de/zwoelf-monate-zwoelf-namen-david-m-berger/, 30.03.2023). Allen, die die Ausstellung nicht bzw. nur teilweise besuchen konnten, sei der hervorragende Katalog empfohlen (Libal, Zwölf Monate – Zwölf Namen). Liest man dort die Familiengeschichten der israelischen Opfer, wird einem bewusst, wie viele der älteren Trainer und Familien der Athleten bereits zuvor auf die eine oder andere Weise Opfer des Holocaust geworden waren. Die Denkmal-Initiative Willi Daumes, des Präsidenten des Organisationskomitees der Spiele, die 1995 zur Aufstellung des „Klagebalkens“ von Fritz Koenig aus Flossenbürger Granit nahe dem Olympiastadion führte, besaß daher eine überzeugende innere Logik (https://www.bavarikon.de/object/bav:KOE-OBJ-0000000000000014?view=meta&lang=deg=de, 30.03.2023).

Publizistik

Der Terroranschlag auf die israelische Mannschaft spielt auch in der über 500 Seiten starken Gesamtdarstellung „Die Spiele des Jahrhunderts“ von Roman Deininger und Uwe Ritzer spätestens ab der Hälfte des Buchs eine wichtige Rolle. Dort wird die Geschichte des 27-jährigen André Spitzer, Sohn rumänischer Holocaust-Überlebender, seiner holländischen Frau und ihrer zum Zeitpunkt der Spiele erst zwei Monate alten Tochter Anouk erzählt. Wegen einer Erkrankung von Anouk kehrten André und Ankie Spitzer noch einmal kurz nach Holland zurück, bevor André jene Reise nach München antrat, die seine letzte wurde. Der Fechttrainer glaubte fest an die mit der olympischen Idee verbundenen Ideale des friedlichen Wettkampfs und der Völkerverständigung – dafür bezahlte er mit seinem Leben. Zu seiner Frau hatte er noch gesagt: „Hier bei den Olympischen Spielen gibt es keinen Krieg, keine Feinde, keine Politik, wir sind alle nur Sportler, Menschen. Deswegen wollte ich auch immer hierher.“ (zit. bei Deininger / Ritzer, Die Spiele des Jahrhunderts, S. 308)

Solche biografischen Vignetten der historischen Akteure sind beispielhaft für die Herangehensweise von Deininger und Ritzer. Die beiden Autoren, von Hause aus Journalisten bei der „Süddeutschen Zeitung“, haben eine ungemein detailreiche und lebendige Darstellung der Spiele geschrieben. Sie verweben eine Vielzahl kleiner und großer Geschichten, die oft die deutsche Vergangenheit mit den Münchner Spielen und ihrem Nachleben im letzten halben Jahrhundert verknüpfen. Diese Episoden verdichten sich zu einer ebenso informativen und atmosphärischen wie flüssig zu lesenden Erzählung. „Die Spiele des Jahrhunderts“ ist eine große historische Reportage, die sich durch häufige Standort- und Perspektivwechsel auszeichnet. Die von einer Gesamtdarstellung erwartete historische Differenziertheit entsteht in diesem Werk nicht durch eine wissenschaftliche Metasprache, sondern dadurch, dass sich der Leser wie auf einem großen, vielfarbigen Erzählteppich bewegt.

Selbst wer mit der Materie vertraut ist, wird hier noch viel Neues erfahren oder Vergessenes wiederentdecken. Nur wenige werden wissen, dass Bundespräsident Gustav Heinemann, dem es als Staatsoberhaupt oblag, die Spiele im Stadion und vor einem Milliardenpublikum an den Bildschirmen zu eröffnen, schon vorher eine besondere Beziehung zu München hatte. Heinemann (1899–1976) hatte als Student 1920 im Hofbräuhaus Adolf Hitler sprechen hören, seinen Vorgänger in dieser Rolle im olympischen Zeremoniell von 1936. Schon deshalb zögerte er keinen Augenblick, das Internationale Olympische Komitee, das unter Führung des Antisemiten und NS-Verehrers Avery Brundage von der perfekten Organisation 1936 geschwärmt hatte, bei der IOC-Session 1972 in München an das „wahre Wesen“ der Olympischen Sommerspiele in Berlin zu erinnern (zit. bei Deininger / Ritzer, Die Spiele des Jahrhunderts, S. 241). Und im Gegensatz zu Hitler war Heinemanns Stimme beim Sprechen der Eröffnungsformel am 26. August im Olympiastadion frei von jedem Pathos (vgl. S. 245). Danach hielt sich der „Bürgerpräsident“ weitestgehend mit öffentlichen Auftritten zurück, bei der Trauerfeier für die Opfer des Attentats am 6. September hingegen trug er als Vertreter der Bundesrepublik die Hauptlast und scheute sich in seiner Rede keineswegs, die arabischen Staaten für den Terroranschlag mitverantwortlich zu machen (vgl. S. 385f.).32 Allerdings unternahm auch Heinemann nichts, um rasch eine weitergehende Aufarbeitung des Attentates zu gewährleisten (S. 434).

Deininger und Ritzer erinnern zudem an die Lebensgeschichte von John Akii-Bua, dem 400-Meter-Hürden-Olympiasieger aus Uganda, der dem Leser wie viele andere historische Persönlichkeiten am Rande und im Mittelpunkt des Geschehens an verschiedenen Stellen des Buchs wiederbegegnet. Akii-Bua ist der „Erfinder“ der Ehrenrunde, denn nach seinem Sieg in Weltrekordzeit lief er einfach noch eine Stadionrunde, übersprang noch einmal die eine oder andere Hürde und ließ sich dafür feiern (Deininger / Ritzer, Die Spiele des Jahrhunderts, S. 20; siehe auch Brauckmann / Schöllgen, München 72, S. 160–164, S. 166f.). Der Sohn ugandischer Hirten aus dem von Diktator Idi Amin verfolgten Langi-Volk hatte als 16-jähriger in der Hauptstadt Kampala sein Glück gesucht und mit dem Lauftraining begonnen, weil er Polizist werden wollte (Deininger / Ritzer, Die Spiele des Jahrhunderts, S. 97). Akii-Bua gewann die erste Goldmedaille überhaupt für das 1962 unabhängig gewordene Uganda, indem er in der technisch höchst anspruchsvollen Disziplin völlig unerwartet den britischen Favoriten David Hemery aus dem Land der ehemaligen Kolonialherren besiegte. Seine Coolness und Freude machten ihn sofort zum Liebling des Münchner Publikums (S. 303, S. 310). Mit dem ersten afrikanischen Sieg über eine Distanz von weniger als 800 Metern war Akii-Bua ein Paradebeispiel dafür, dass München auch zu den Spielen der „jungen Nationen in Afrika und Asien“ wurde, wie es schon in der Münchner Bewerbung geheißen hatte.33

Ein ebenfalls gut recherchiertes und flüssig geschriebenes, wenn auch bei weitem nicht so umfangreiches Buch haben der Journalist Markus Brauckmann und der Erlanger Historiker Gregor Schöllgen mit „München 72. Ein deutscher Sommer“ vorgelegt. Im Vergleich zu Deininger und Ritzer haben Brauckmann und Schöllgen zwar weniger Archive besucht, dafür aber neben einigen Standardwerken und Filmen zu den Spielen vor allem publizistische Quellen ausgewertet und mit Zeitzeugen gesprochen. Auch bei Brauckmann und Schöllgen steht das individuelle Erleben der Münchner Spiele durch Besucher und Athleten im Mittelpunkt. Wo Deininger und Ritzer mit mosaikartigen Versatzstücken arbeiten, die sich zu einem großen Bild zusammenfügen, orientieren sich Brauckmann und Schöllgen an der Gliederung von Oliver Hilmes' Buch über die Berliner Spiele von 1936, indem sie jedem der 17 olympischen Tage in München ein eigenes Kapitel widmen.34 Dadurch ist ihre Darstellung straffer und weniger detailliert. In ihren grundsätzlichen Einschätzungen der Spiele von München unterscheiden sich die beiden Werke jedoch kaum.

Allerdings stützen sich Brauckmann und Schöllgen oft auf Parallelquellen zu jenen, die Deininger und Ritzer verwenden. Während Letztere sich beispielsweise an der zeitgenössischen Rezeption in der Münchner und überregionalen Tagespresse orientieren, erfährt man in „München 72. Ein deutscher Sommer“ mehr über die Beurteilung der Spiele durch den Boulevard und in Illustrierten wie „Bravo“, „Quick“, „stern“, „Spiegel“ und „Playboy“. Das geht so weit, dass sich die Autoren bisweilen selbst unkritisch auf Boulevard-Niveau bewegen, etwa wenn sie ausführlich über die Begegnung der Olympiahostess Silvia Sommerlath mit ihrem späteren Ehemann, dem schwedischen Kronprinzen Carl Gustaf, berichten (S. 60–62). Es gibt eine Fülle von Geschichten über internationale A- und B-Promis aus der Welt des Sports und der Unterhaltung. Weniger wäre hier mehr gewesen, auch wenn sich der Autor dieses Rezensionsessays noch gut an die Stars von 1972 erinnern kann und man als Jugendlicher an Status gewann, wenn man im Besitz eines „Bravo“-Starschnitts von Mark Spitz war, dem „Super-Mega-Giga-Star“ der Schwimmwettbewerbe (vgl. S. 75, S. 83).

Umso verdienstvoller ist es, dass Brauckmann und Schöllgen auch von Akteuren am Rande des Geschehens berichten, deren Geschichten zeigen, wie engstirnig und vorurteilsbehaftet die Bundesrepublik, das „moderne Deutschland“, Anfang der 1970er-Jahre noch war. Die Autoren erinnern zum Beispiel daran, dass man im Olympiajahr in einer mittelgroßen bayerischen Stadt wie Ingolstadt als Schwuler noch geächtet war und der Bayerische Rundfunk sich aus der bundesweiten Ausstrahlung von Rosa von Praunheims Film „Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt“ (1971) ausklinkte (S. 83–85). Erinnert wird auch an den Alltagsrassismus, der in der zeitgenössischen Presse selbst vor John Akii-Bua nicht Halt machte: „Er freut sich, wie sich nur ein Mensch freuen kann, dem die sogenannten Errungenschaften der Zivilisation noch nicht alltäglich sind.“ (zit. auf S. 263)

Die Bücher von Deininger und Ritzer sowie von Brauckmann und Schöllgen erheben keinen wissenschaftlichen Anspruch, sondern richten sich in erster Linie an ein breites, zeitgeschichtlich interessiertes Publikum. Dass deshalb Quellenkritik und historische Analyse in beiden Werken eher zu kurz kommen, muss wohl in Kauf genommen werden. Im Hinblick auf die Nachprüfbarkeit der Darstellungen und für die daran anknüpfende künftige Forschung ist es allerdings bedauerlich, dass die Bände keine Fußnoten enthalten. Wer sich für bestimmte Details interessiert, wird jeweils nur im Anhang und nur sehr kursorisch über die Quellengrundlagen informiert.

Ein weiteres Werk, das die Spiele aus journalistischer Sicht beleuchtet, stammt von dem inzwischen 95-jährigen Münchner Lokalreporter Karl Stankiewitz. Flüssig geschrieben, verbindet es ältere Zeitungsartikel nahtlos mit neu verfassten Texten und beleuchtet in mehreren Kapiteln von den „Vorspielen“ bis zum „Nachspiel“ vor allem davon, „[w]ie Olympia eine Stadt veränderte“ (so der Untertitel des Buchs „München 1972“). Dabei werden allerlei Geschichten erzählt, die vor allem für ein Münchner Publikum interessant sind. Wer erinnert sich noch daran, dass in München während der Olympia-Wochen die Geschäfte bis 21 Uhr geöffnet waren – damals absolut unüblich (S. 99)? Wer weiß noch, dass das Siegestor auf der Ludwigstraße im Zuge der Stadtverschönerung seine Quadriga samt Löwen zurückerhielt (S. 109)? Und wer erinnert sich noch an den „Dirnenkrieg“, den der junge CSU-Stadtrat, spätere Bundestagsabgeordnete und bayerische Staatsminister Peter Gauweiler zusammen mit Polizeipräsident Manfred Schreiber vom Zaun brach? Im April 1972 wurden die Bordelle in der Innenstadt teils brachial geschlossen, wodurch sich München als „Weltstadt ohne Herz“ zeigte, so die damalige Boulevardpresse. Die Polizeiaktion hatte freilich nur zur Folge, dass sich die Prostitution in andere Stadträume verlagerte (S. 118–126), was die Spider Murphy Gang zu ihrem Song „Skandal im Sperrbezirk“ (1981) inspirierte.

Architektur und Design

Wesentlich wissenschaftlicher im Sinne der Architektur- und Designgeschichte sind drei großformatige Titel, die sich intensiv mit dem Erscheinungsbild der Spiele auseinandersetzen. Elisabeth Spieker hat ein hinsichtlich des Rechercheaufwands monumentales Buch über die Architektur vorgelegt: „Olympia München ’72. Architektur+Landschaft als gebaute Utopie“. Wer sich die wichtigsten Bildquellen aus der oben erwähnten Ausstellung im Architekturmuseum der TU München noch einmal vor Augen führen und sich umfassend und detailliert über die Olympiaarchitektur von Günter Behnisch und seinen Mitarbeitern, über den Olympiapark von Günther Grzimek und die Architektur des Olympischen Dorfes von Erwin Heinle und Robert Wischer informieren will, sollte dieses Buch unbedingt lesen. Denn Spieker, selbst Architektin und daher mit vielen technischen Fragen vertraut, hat sich gut ein Jahrzehnt lang mit dem Thema beschäftigt, unter anderem im Rahmen ihrer Promotion über Behnisch und während eines DFG-Forschungsprojekts. Neben eigenen umfangreichen Recherchen in den Werkarchiven der Architekten basiert ihr Buch auch auf Vorarbeiten anderer, zum Beispiel auf den Forschungen von Natalie Heger zum Olympischen Dorf.35 Ähnliches gilt für die Kapitel zum Design, zur Gartenarchitektur sowie zum Kunst- und Kulturprogramm der Spiele.

Darüber hinaus hatte Spieker noch Gelegenheit, mit wichtigen Akteuren zu sprechen. So führte sie vor dessen Tod 2015 zwei Interviews mit Frei Otto, dessen gemeinsam mit Rolf Gutbrod entworfener Deutscher Pavillon auf der Weltausstellung in Montreal 1967 als Vorbild für das Zeltdach der Olympischen Spiele diente. Das Interview schildert die Kooperation Ottos mit Behnischs Mitarbeitern Fritz Auer, Günter Büxel und anderen bei der Realisierung des ikonischen Bauwerks. Dabei wird noch einmal deutlich, welch ein Glücksfall dies war, zumal Otto mit dem siegreichen Wettbewerbsentwurf der Stuttgarter Architekten nichts zu tun hatte (S. 87–96). Ergänzt werden diese Gespräche Spiekers und das Kapitel über die Realisierung des Dachs, dessen Geschichte allein auf fast 100 Seiten des Buchs analysiert wird, durch den Abdruck eines Gesprächs mit dem Ingenieur Jörg Schlaich, der noch einmal Detailfragen des auch technisch bahnbrechenden Baus erklärt (S. 236–249).

Wie das für das Erscheinungsbild zentrale Olympiadach als eines von vielen Beispielen zeigt, liegt die Qualität von Spiekers Buch gerade darin, das Zusammenspiel von architektonischen Visionen, technischen Möglichkeiten und dem Handeln der Akteure zu beleuchten. Eine weitere wichtige Ebene ist der Einfluss der politischen Entscheidungsträger, der, wie dieses Beispiel zeigt, sowohl verzögernd als auch beschleunigend wirken konnte. Wenn man eine Kritik an Spiekers Buch formulieren möchte, dann allenfalls die, dass die Autorin in der Fülle der vermittelten Informationen dem ideellen Hintergrund und den gesellschaftspolitischen Visionen der Architekten zu wenig Raum gibt. Zwar ging es ihnen in erster Linie um die Bewältigung einer Bauaufgabe, aber auch darum, das Verhalten der Nutzer ihrer Bauten im Sinne der Demokratie positiv zu beeinflussen. Behnisch, Grzimek, Heinle, Wischer und ihre Mitarbeiter sowie der Gestaltungsbeauftragte Otl Aicher wollten den politischen Modernisierungsdefiziten der Bundesrepublik entgegenwirken und die Demokratie über ihre abstrakte Rolle als Staats- und Regierungsform hinaus stärker in der bundesdeutschen Gesellschaft verankern.36

Gleichwohl: Wer sich künftig mit dem Thema Olympiabauten in München beschäftigt, wird an Spiekers Buch nicht vorbeikommen. Ergänzend kann noch die Lektüre des ebenfalls zum Jubiläum erschienenen Buchs „Ein Zeltdach für München“ von Fritz Auer empfohlen werden, in dem er die Entwicklung der Olympiabauten (mit dem Dach an erster Stelle) aus seiner Sicht schildert.37 Festzuhalten bleibt, dass es neben dem Münchner Olympia-Ensemble wohl kein anderes Beispiel der Sportarchitektur gibt, das bislang einem derart ausführlichen und detaillierten Studium unterzogen worden ist.

Einen wichtigen Beitrag dazu leistet auch Regine Kellers Buch „Grün“ über den Gartenarchitekten Günther Grzimek. Teils Biografie, teils Werkschau, teils Quellensammlung, wird hier erstmals der Versuch unternommen, umfassend über den Erschaffer des Olympiaparks in Wort und Bild Auskunft zu geben – der Band ist unter anderem mit Fotografien von Karsten de Riese und The Pk. Odessa Co. fantastisch illustriert. Als kongeniale Gartenarchitektin und Nachfolgerin auf Grzimeks Lehrstuhl an der TU München war Keller prädestiniert, dieses Buch zu schreiben. Mit „Grün“ hat sie eine große Lücke hinsichtlich der intellektuellen Quellen von Grzimeks Wirken gefüllt, zumal man sich bisher – abgesehen von einigen wissenschaftlichen Aufsätzen zum Olympiapark und Grzimeks bekannteren Schriften wie „Die Besitzergreifung des Rasens“ (1983) – mit einer zwar hervorragenden, aber über ein Vierteljahrhundert alten und schwer zugänglichen Diplomarbeit zufriedengeben musste.38

Erstmals stellt Keller die Herkunft Grzimeks aus großbürgerlich-liberalem Elternhaus etwas detaillierter, wenn auch immer noch relativ knapp vor. Sein Großonkel war der vom Fernsehen bekannte Zoologe und Tierfilmer Bernhard Grzimek, sein Bruder Waldemar ein prominenter Bildhauer, der auf der documenta III vertreten war, und sein Vater als Vorsitzender der ostpreußischen DDP und Mitglied des Preußischen Landtags ein nicht unbedeutender Provinzpolitiker in der Weimarer Republik (S. 16f., S. 38).

Für die Geschichte der Bundesrepublik wird in Kellers Band noch einmal deutlich, wie stark Grzimeks progressives Selbstverständnis als Gartenarchitekt und sein Ideal des „demokratischen Grüns“ – so der Titel einer von ihm 1973 kuratierten Ausstellung in der Münchner Residenz (S. 49) – von gesellschaftspolitischen Motiven geprägt waren, die in den Erfahrungen der NS-Vergangenheit wurzelten. Damit setzte sich Grzimek vor allem von seinen akademischen Lehrern in Berlin ab, die tief in den Nationalsozialismus verstrickt waren. An erster Stelle ist hier Heinrich Wiepking-Jürgensmann zu nennen, einer der einflussreichsten Gartengestalter der 1930er-Jahre, der die Landschaft ideologisierte, die Natur durch Bepflanzung „ordnete“ und im Rahmen von Himmlers „Generalplan Ost“ an der landschaftlichen „Germanisierung“ „verwahrloster“ Gebiete in Polen und der Sowjetunion mitwirkte (S. 25f.). Zuvor war Wiepking-Jürgensmann für die Parklandschaften auf dem Berliner Reichssportfeld und im Olympischen Dorf von 1936 in Döberitz verantwortlich gewesen (S. 23f.). Im Rahmen der Restauration der NS-Eliten in der frühen Bundesrepublik war er Anfang der 1950er-Jahre – aus heutiger Sicht schockierend – auch an den Plänen für die Parkgestaltung der Gedenkstätte Bergen-Belsen beteiligt.39

Schon deshalb sollte Grzimeks Olympiapark ganz anders sein. Hier sollte sich der Einzelne frei von Herkunft, Normen und Konventionen entfalten können, denn Grzimek wollte einen entspannten, spielerisch-kreativen Umgang der Nutzer mit dem Park: „Dieser Rasen darf betreten werden! Blumen pflücken erwünscht!“ In einem Fernsehinterview mit dem Süddeutschen Rundfunk 1995, das in der Ausstellung der TU München in der Pinakothek der Moderne zu sehen war, erinnerte er an die Margeriten, die 1972 zahlreich in den Park gesät worden waren, und betonte: „Man geht anders auf Wiesen, wo man keine Fixpunkte hat, die einen leiten. Man taumelt und man kann sich fallen lassen.“40

Im Kapitel „Collaborationen“ beschreibt Keller die enge Freundschaft, die Grzimek mit Otl Aicher bis zu dessen Unfalltod 1991 verband. Diese Freundschaft reichte zurück bis in die frühe Nachkriegszeit, als Grzimek Leiter des Grünflächenamts der Stadt Ulm war und an der von Aichers Frau Inge Aicher-Scholl geleiteten Ulmer Volkshochschule mitwirkte (S. 54–59). Ohne diese langjährige persönliche Verbindung und die Tatsache, dass sich Grzimek, Aicher und Behnisch intellektuell auf der gleichen Wellenlänge bewegten (S. 62f.), ist das kongeniale Zusammenwirken der Hauptverantwortlichen für das Erscheinungsbild von „München ’72“ kaum zu erklären.

Schließlich geht es Keller neben der Darstellung von Grzimeks Lebensleistung immer auch um dessen Aktualität und Vorreiterrolle für das, was heute Ökosystemforschung genannt wird – und damit um die lange vernachlässigte Einsicht, dass es sich beim von Grzimek geschaffenen Stadtgrün im Olympiapark, auf Friedhöfen, in Campusanlagen und Wohngebieten um ganz bewusst ökologisch gestaltete Flächen handelt (S. 200).

Otl Aicher ist Gegenstand eines von dem Architekturhistoriker Winfried Nerdinger und dem Philosophen Wilhelm Vossenkuhl herausgegebenen, ebenfalls aufwendig produzierten und reich bebilderten Aufsatzbandes. Der eigentliche Anlass war jedoch nicht das Olympiajubiläum, wie das Titelbild suggeriert, das eines von Aichers Sportpiktogrammen wiedergibt, sondern Aichers 100. Geburtstag, der ebenfalls ins Jahr 2022 fiel. Nerdinger und Vossenkuhl versammeln etliche Experten, die das breite Spektrum von Aichers Wirken als Denker und Lehrer an der Ulmer Hochschule für Gestaltung, als Industriedesigner, Architekt, Fotograf und Typograf analysieren. Es sei darauf hingewiesen, dass sich die Literaturlage zu Aicher ganz anders darstellt als zu Grzimek. Nicht, dass es zu ihm wenig wissenschaftliche Literatur gäbe – im Gegenteil, dieser Band muss sich mit erstklassigen früheren Publikationen messen lassen.41 Allerdings ist eine umfassende Würdigung hier aus Platzgründen nicht möglich.

Aichers Zeit als Chefdesigner von „München ’72“ ab 1967 sind zwei Aufsätze der Stadthistorikerin Simone Egger42 und des Designers Kilian Stauss gewidmet. Egger ordnet Aichers Wirken in die Geschichte der modernen Stadtplanung und des Städtebaus ein. Sie erklärt es vor dem Hintergrund von Aichers Kritik am Wiederaufbau der Städte in der frühen Bundesrepublik, der zum Ärger des ausgewiesenen Antifaschisten viele „inhaltliche, personelle und bauliche Kontinuitäten zur Zeit des Nationalsozialismus“ enthielt. Zudem vermisste Aicher in der Stadtplanung eine ganzheitliche Perspektive, die sowohl das Gesamterscheinungsbild einer Stadt im Auge hatte als auch zukünftige Entwicklungsdynamiken nicht vergaß (Simone Egger, Die gebaute Stadt und das Bild der Stadt, in: Nerdinger / Vossenkuhl, Otl Aicher, S. 166–177, hier S. 169f.).

Deshalb setzte Aicher als „Steuermann“ des Olympia-Erscheinungsbilds – eines in dieser Form neuartigen, bis ins Kleinste ausformulierten Corporate Design – nicht auf gestalterische Uniformität, sondern auf ein ästhetisches Verwandtschaftssystem von Farben, Schriften und Formen, dem ein hoher Wiedererkennungswert innewohnte und das ein psychologisches Klima der Offenheit und Menschlichkeit schaffen sollte. Mit Blick auf den eingangs erwähnten, von vielen erinnerten Kontrast im Erleben der Spiele vor und nach dem Attentat lag Aicher wohl nicht falsch, wenn er in der ihm eigenen Kleinschreibung die Verdienste der Gestalter hervorhob: „mitten in die spiele fielen die schüsse von fürstenfeldbruck, und doch war diese hoffnung auf eine gesellschaft ohne grenzen und ohne gewalt die eigentliche attraktivität, und der erfolg von münchen beruhte in der tatsache, dass architektur, grünplanung und visuelles erscheinungsbild stimulans einer solchen erwartung waren.“ (zit. ebd., S. 174)

Die praktische Arbeit der Abteilung XI (Gestaltung) des Organisationskomitees der Münchner Spiele wird im Aufsatz von Stauss ausführlich dargestellt. Vieles wiederholt hier bereits an anderer Stelle Publiziertes und Bekanntes: von Aichers Beauftragung durch Willi Daume, der Ausarbeitung eines detaillierten Gestaltungskonzepts, das konservativen Mitgliedern des Komitees „zu modern“ erschien; der Entwicklung des „Glücksspiralen“-Emblems mit Coordt von Mannstein und des Farbkonzepts sowie der Arbeit an den Sportpiktogrammen mit dem Karikaturisten Gerhard Joksch bis hin zur festlichen Ausschmückung der Stadt, die ein „leichtes, junges, fröhliches und tolerantes München“ zeigen und manche noch vorhandene Kriegsnarbe überdecken sollte. Aber auch hier eröffnen sich neue Perspektiven auf die Arbeitsweise Aichers und seiner Mitarbeiter, etwa wenn Stauss zeigt, dass die Farbenkonzeption stufenweise entwickelt wurde: vom „lichten“ Blau zusammen mit Weiß und Silber und dem Verzicht auf imperiale Farben, ergänzt durch Hell- und Dunkelgrün, Blauviolett, Orange und Hellorange, bis man eher zufällig die Farben eines Regenbogens beisammen hatte – ohne dass das Endergebnis den Ausgangspunkt in Frage stellte (Kilian Stauss, Die Abteilung XI des Organisationskomitees und das visuelle Erscheinungsbild der Olympischen Spiele München 1972, in: Nerdinger / Vossenkuhl, Otl Aicher, S. 146–165, hier S. 150, S. 160, S. 153).43

Fazit

Wie schon Andreas Höfer bemerkt hat, der einige der hier besprochenen Titel für die einschlägige sporthistorische Fachzeitschrift „Stadion“ rezensiert hat, kann man im Hinblick auf den massiven Aufwand der deutschen Verlage anlässlich des Olympia-Jubiläums von einer regelrechten „publizistischen Offensive“ sprechen.44 Es ist schon bemerkenswert, dass 2022 zu den Münchner Olympischen Sommerspielen von 1972 mehrere Tausend Seiten veröffentlicht wurden, nachdem das Thema in der Bundesrepublik jahrzehntelang, von wenigen Ausnahmen abgesehen, brachgelegen hatte.45 Die Publikationswelle hängt freilich mit der Dynamik zusammen, die Jubiläen innewohnt, wobei jedes Buch zudem seine eigene Geschichte hat – als Ausstellungskatalog, Gelegenheitsarbeit oder Summe langjähriger Forschung.

Doch so erstaunlich es klingen mag: Auch bei „München ’72“ gibt es bedauerliche Leerstellen. Daniel Westermann und Robin Streppelhoff haben bereits 2014 zu Recht darauf hingewiesen, dass in der gesamten Literatur zu den Olympischen Sommerspielen von München die parallel stattfindenden Paralympischen Spiele in Heidelberg nie erwähnt werden.46 Daran hat sich leider auch im Jubiläumsjahr wenig geändert. Deshalb sei hier an die ehemalige Münchner Chefhostess erinnert, die Tanz- und Sportpädagogin Gertrude Krombholz (geb. 1933), die sich im Gegensatz zu den „Machern“ von „München ’72“ schon früh für den Behindertensport, insbesondere für den Rollstuhltanz, einsetzte und alle Paralympics von 1984 bis 2018 besucht hat (Brauckmann / Schöllgen, München 72, S. 327).

Anmerkungen:
1 Kay Schiller / Christopher Young, The 1972 Olympics and the Making of Modern Germany, Berkeley 2010; dt. Übersetzung: München 1972. Olympische Spiele im Zeichen des modernen Deutschland. Aus dem Englischen von Sonja Hogl, Göttingen 2012; vgl. auch die andere Schwerpunkte setzende Darstellung von David Clay Large, Munich 1972. Tragedy, Terror, and Triumph at the Olympic Games, Lanham 2012.
2 Vgl. Noel D. Cary, Murder and Memory at the Munich Olympics, in: Journal of Modern History 94 (2022), S. 42–85.
3 Ebd., S. 53, S. 61. Siehe früher bereits Uta Andrea Balbier, „Der Welt das moderne Deutschland vorstellen“. Die Eröffnungsfeier der Spiele der XX. Olympiade in München 1972, in: Johannes Paulmann (Hrsg.), Auswärtige Repräsentationen. Deutsche Kulturdiplomatie nach 1945, Köln 2005, S. 105–119.
4 Robin Streppelhoff, München 1972. eine Bibliografie, in: ders. (Red.), München 1972. Olympische Spiele in Deutschland. Eine Bibliografie mit einführenden Beiträgen, Bonn 2022, S. 99–327, hier S. 100, S. 102. Die Bibliografie ist kostenfrei abrufbar unter https://www.bisp.de/SharedDocs/Downloads/Publikationen/Publikationssuche_Bibliographien/BibliographieMuenchen1972.pdf (30.03.2023).
5 Kassian Stroh, Steinmeier zu Olympia-Attentat. „Das beschämt mich“, in: Süddeutsche Zeitung, 05.09.2022, https://www.sueddeutsche.de/politik/olympia-attentat-1972-gedenkfeier-1.5651055 (30.03.2023). Siehe die Förderbekanntmachung des Bundesministeriums des Innern und für Heimat (BMI) zum Thema „Aufarbeitung des Anschlags auf die israelische Olympia-Mannschaft vom 5. September 1972 während der Olympischen Spiele in München sowie dessen Vor- und Nachgeschichte“, in: H-Soz-Kult, 01.02.2023, https://www.hsozkult.de/index.php/grant/id/stip-133542 (30.03.2023).
6 Zum Verhältnis von Kosten und Gewinnen bei Sportgroßereignissen siehe etwa die Arbeiten des Hamburger Sportökonomen Wolfgang Maennig, z.B. Major Sports Events: Economic Impact, Hamburg Contemporary Economic Discussions No 058, June 2017, https://EconPapers.repec.org/RePEc:hce:wpaper:058 (30.03.2023); vgl. auch Alan Tomlinson, FIFA (Fédération Internationale de Football Association). The Men, the Myths and the Money, London 2014.
7 Skulpturenmuseum Glaskasten Marl / Georg Elben / Britta Peters (Hrsg.), Die Spielstraße München 1972. Kunst als Kommentar zu den Olympischen Spielen. Eine Ausstellung aus dem Archiv Ruhnau, Marl 2020.
8 Vgl. dazu demnächst den bei Hatje Cantz erscheinenden Tagungsband: Anton Biebl / Elisabeth Hartung (Hrsg.), Kunst und Gesellschaft 1972 – 2022 – 2072. Von der Kunst für die Olympischen Spiele in München 1972 zu künstlerischen Gestaltungskonzepten des 21. Jahrhunderts, Berlin 2023 (angekündigt für Oktober, auch mit einer englischsprachigen Parallelausgabe).
9 Noch bis zum 06.09.2023 abrufbar in der ARD-Mediathek: https://t1p.de/ubvtc (30.03.2023).
10 Zur Beteiligung der DDR, die mit ihren eigenen „Schlachtenbummlern“ anreiste, vgl. zuletzt Karsten Lippmann, Besucher aus der DDR bei den Olympischen Spielen in München, in: STADION. Internationale Zeitschrift für Geschichte des Sports 46 (2022), S. 259–287.
11 Noch bis zum 25.08.2023 abrufbar in der ARD-Mediathek: https://t1p.de/y8thl (30.03.2023).
12 Michael Hanfeld, Das Exklusivinterview mit dem Mörder kostet Geld, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11.10.2022.
13 Roman Deininger / Uwe Ritzer, Olympia-Attentäter lebte wohl in Berlin, in: Süddeutsche Zeitung, 17.09.2022.
14 „Himmelfahrtskommando“ ist abrufbar unter https://www.ardaudiothek.de/sendung/himmelfahrtskommando-mein-vater-und-das-olympia-attentat/10475841/ (30.03.2023).
15 Vgl. darüber hinaus die einschlägigen Aufsätze von Thomas Riegler und Eva Oberloskamp in: Aus Politik und Zeitgeschichte 72 (2022), Heft 36: München 1972, https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/muenchen-1972-2022/ (30.03.2023); und aus israelischer Perspektive die Beiträge in: Israel Affairs 28 (2022), Heft 4: The Munich Massacre 50 Years On (Guest Editors: Yair Galily and Ilan Tamir).
16 Siehe https://www.bpb.de/shop/buecher/schriftenreihe/510922/anschlag-auf-olympia/ (30.03.2023).
17 Felix Bohr / Gunther Latsch / Klaus Wiegrefe, Braune Hilfe, in: Spiegel, 18.06.2012, S. 32–35.
18 Ebd., S. 32f. Siehe auch Michael Sontheimer, Gemeinsam gegen Israel, in: ZEIT, 04.08.2022.
19 Vgl. Ulrich Chaussy, Das Oktoberfest-Attentat und der Doppelmord von Erlangen. Wie Rechtsterrorismus und Antisemitismus seit 1980 verdrängt werden, 3., aktualisierte und erweiterte Aufl. Berlin 2020.
20 Vgl. https://www.erinnerungsort-fuerstenfeldbruck1972.de (30.03.2023).
21 Kellerhoff, Anschlag, S. 45, sowie z.B. auch Schiller / Young, München 1972, S. 294.
22 Ulrike Meinhof, Die Aktion des Schwarzen September in München. Zur Strategie des antiimperialistischen Kampfes, November 1972, in: Martin Hoffmann (Bearb.), Rote Armee Fraktion. Texte und Materialien zur Geschichte der RAF, Berlin 1997, S. 151–177, https://www.nadir.org/nadir/archiv/PolitischeStroemungen/Stadtguerilla+RAF/RAF/raf-texte+materialien.PDF (30.03.2023); vgl. Kellerhoff, Anschlag, S. 161–164.
23 Roman Deininger / Uwe Ritzer, Die Geschichte von Chaos und Versagen, in: Süddeutsche Zeitung, 25.08.2022.
24 Ebd.
25 Dominik Aufleger / Anna Greithanner / Robert Wolff, Ein Albtraum, der nicht vergehen will, in: ZEIT, 04.08.2022.
26 Deininger / Ritzer, Chaos und Versagen.
27 Vgl. dies., Zu den Akten gelegt, in: Süddeutsche Zeitung, 17.09.2022.
28 Matthias Dahlke, Der Anschlag auf Olympia ’72. Die politischen Reaktionen auf den internationalen Terrorismus in Deutschland, München 2006, S. 20–25, insbes. S. 25.
29 Aviva Guttmann, Covert Diplomacy to Overcome a Crisis. German and Israeli Intelligence after the Munich Olympics Attack, erscheint demnächst in: Journal of Cold War Studies 25 (2023).
30 Holger Gertz, Haltet drauf, in: Süddeutsche Zeitung, 27.08.2022; vgl. auch Gabriel Weimann, When the theatre of terror emerged, in: Israel Affairs 28 (2022), S. 553–572.
31 Siehe https://www.km.bayern.de/eltern/erziehung-und-bildung/erinnerungsort-olympia-attentat-muenchen-1972.html (30.03.2023); Eitan M. Mashiah, München gedenken: Erinnerungskulturen in Israel und Deutschland, in: Streppelhoff, München 1972, S. 65–81, hier S. 77f.; vgl. auch ders., Erinnerung an das Olympia-Attentat 1972. Eine transnationale Spurensuche in Deutschland und Israel, in: Aus Politik und Zeitgeschichte 72 (2022), Heft 36, S. 33–39, https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/muenchen-1972-2022/512572/erinnerung-an-das-olympia-attentat-1972/ (30.03.2023).
32 Siehe auch Schiller / Young, München 1972, S. 313.
33 Ebd., S. 68.
34 Oliver Hilmes, Berlin 1936. Sechzehn Tage im August, München 2016; vgl. Brauckmann / Schöllgen, München 72, S. 340.
35 Vgl. Natalie Heger, Das Olympische Dorf München. Planungsexperiment und Musterstadt der Moderne, Berlin 2014.
36 Vgl. Kay Schiller, Landscape, Architecture, and Democracy. Planning, Appropriating and Experiencing the Munich Olympic Park and Village, in: Sonja Dümpelmann (Hrsg.), Landscapes for Sport. Histories of Physical Exercise, Sport, and Health, Cambridge MA 2022, S. 367–391.
37 Fritz Auer, Ein Zeltdach für München und die Welt. Die Verwirklichung einer Idee für Olympia 1972, München 2022.
38 Andreas König, Günther Grzimek. Diplomarbeit TU München-Weihenstephan 1996; vgl. auch die Aufsätze in Stefanie Hennecke / Regine Keller / Juliane Schneegans (Hrsg.), Demokratisches Grün. Olympiapark München, Berlin 2013.
39 Vgl. Joachim Wolschke-Bulmahn, 1945–1995. Zur landschaftsarchitektonischen Gestaltung der Gedenkstätte Bergen-Belsen, in: Die Gartenkunst 7 (1995), S. 325–340.
40 Interview Günther Grzimek und Günter Behnisch, SDR, 1995, 7:00 Minuten, Archiv Grzimek, TU München-Weihenstephan.
41 Vgl. etwa Markus Rathgeb, Otl Aicher, London 2006, und zuletzt Mark Holt, Munich ’72. The Visual Output of Otl Aicher’s Dept. XI, London 2019.
42 Vgl. früher bereits Simone Egger, „München wird moderner“. Stadt und Atmosphäre in den langen 1960er Jahren, Bielefeld 2013.
43 Siehe außerdem noch Angelika Nollert (Hrsg.), Design für Olympia / Designing for the Olympics, Köln 2022 (Ausstellungskatalog Die Neue Sammlung / The Design Museum, Pinakothek der Moderne, München, 08.07. – 03.10.2022, https://www.pinakothek-der-moderne.de/ausstellungen/design-fuer-olympia/, 30.03.2023).
44 Andreas Höfer, in: STADION. Internationale Zeitschrift für Geschichte des Sports 46 (2022), S. 152–163, hier S. 153.
45 Eine solche Ausnahme ist das Buch von Eva Maria Gajek, Imagepolitik im olympischen Wettstreit. Die Spiele von Rom 1960 und München 1972, Göttingen 2013.
46 Daniel Westermann / Robin Streppelhoff, Im Schatten von München. Die XXI. Weltspiele der Gelähmten in Heidelberg 1972 (2014), wiederabgedruckt in: Streppelhoff, München 1972, S. 83–97, hier S. 83; vgl. auch Daniel Westermann, Die XXI. Weltspiele der Gelähmten in Heidelberg 1972. Entstehungsgeschichte und Ablauf, Heidelberg 2014.

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