Grammatik und Erzählen (DIEGESIS 13.2, Winterheft 2024)

Grammatik und Erzählen

Veranstalter
DIEGESIS, Interdisziplinäres E-Journal für Erzählforschung / Interdisciplinary E-Journal for Narrative Research
PLZ
42119
Ort
Wuppertal
Land
Deutschland
Findet statt
In Präsenz
Vom - Bis
01.12.2024 -
Deadline
06.11.2023
Von
Nina Doejen, Allgemeine Literaturwissenschaft und Neuere deutsche Literaturgeschichte, Bergische Universität Wuppertal

Das Projekt einer "linguistischen Narratologie" ("linguistic narratology", Fludernik 2012, 76) ist längst noch nicht ausgeschöpft, sondern verdient sowohl aus linguistischer als auch aus narratologischer Perspektive intensivere Aufmerksamkeit. Vor diesem Hintergrund suchen wir für das Heft "Erzählen und Grammatik" Beiträge, die im engeren Sinn grammatische Phänomene des fiktionalen oder faktualen Erzählens untersuchen.

Grammatik und Erzählen

DIEGESIS 13.2, Winterheft 2024
Erscheinungstermin: Dezember 2024
Thema: „Erzählen und Grammatik“
Abgabefrist für Abstracts: 06.11.2023
Abgabefrist für angenommene Aufsätze: 30.06.2024

Zum Thema:

Linguistisch orientierte Analysen von Erzähltexten im Allgemeinen und zum fiktionalen Erzählen im Besonderen haben eine lange Tradition. Im vergangenen Jahrhundert lösten, nach ersten Ansätzen im Russischen Formalismus, in den 1950er-Jahren Käte Hamburgers Überlegungen zur spezifischen Bedeutung des Präteritums und der Sprecher-Origo in fiktionalen Texten eine kontroverse Debatte aus (Ann Banfield, Harald Weinrich), die den narratologischen Diskurs bis heute nachhaltig prägt und zur Herausbildung neuer Ansätze wie beispielsweise der „optional narrator theory“ geführt hat. In den 1960er- und 1970er-Jahren gab es unterschiedliche textlinguistische Versuche, im Sinne der generativen Transformationsgrammatik Makrostrukturen narrativer Texte zu modellieren (Claude Bremond, A.J. Greimas, Teun van Dijk). Ähnlich verfuhren gesprächslinguistische und soziolinguistische Theorien zum Erzählen im Alltag (Konrad Ehlich, Elisabeth Gülich, William Labov). Solche Ansätze, die Merkmale des Narrativen auf Satzebene, aber auch in der Textstruktur oder im pragmatischen Kontext suchten, wurden in den letzten Jahrzehnten in der Konversationslinguistik fortgeführt, insbesondere mit Blick auf Phänomene wie ‚oral‘ und ‚conversational storytelling‘ oder „small stories“ (Michael Bamberg, Ana De Fina, Alexandra Georgakopoulou, Neal R. Norrick). Doch auch im engeren Sinne grammatisch orientierte Ansätze finden weiterhin oder erneut Beachtung. Dazu gehören Studien zum Gebrauch von Personalpronomen in „second-person narratives“ (Monika Fludernik, Brian Richardson) und „we-narratives“ (Natalya Bekhta) genauso wie Analysen zur sprachlichen Repräsentation von Rede- und Bewusstseinsinhalten („erlebte Rede“), zur Perspektivierung/Fokalisierung (Manfred Jahn) und zum Tempusgebrauch (Carolin Gebauer).

Das Projekt einer „linguistischen Narratologie“ („linguistic narratology“, Fludernik 2012, 76) ist längst noch nicht ausgeschöpft, sondern verdient sowohl aus linguistischer als auch aus narratologischer Perspektive intensivere Aufmerksamkeit. Vor diesem Hintergrund suchen wir für das Heft „Erzählen und Grammatik“ Beiträge, die im engeren Sinn grammatische Phänomene des fiktionalen oder faktualen Erzählens untersuchen. Auch exemplarische Untersuchungen zur diachronen Entwicklung grammatischer Aspekte des Erzählens sowie metatheoretische Beiträge sind willkommen. Die Beiträge können sich beispielsweise mit folgenden Fragen, aber auch verwandten Themen kritisch auseinandersetzen:

- Welche erzählerischen Funktionen erfüllen grammatische Phänomene wie etwa der Gebrauch von Personalpronomina oder Erzähltempora in fiktionalen Texten?
- Worin liegen Unterschiede zwischen dem Gebrauch grammatischer Formen im fiktionalen und im faktualen Erzählen? Werden bestimmte Erzählformen zu ähnlichen oder zu unterschiedlichen Zwecken eingesetzt?
- Wie entwickelte sich das Funktionspotential grammatischer Erzählphänomene über verschiedene literatur- und kulturgeschichtliche Epochen hinweg?
- Kann eine linguistische Untersuchung von Erzähltexten klassische narratologische Analysen bereichern – und umgekehrt?
- Welche Schnittstellen zwischen Narratologie und Linguistik lassen sich identifizieren, die bislang noch nicht ausreichend untersucht wurden?
- Können linguistisch orientierte Erzähltextanalysen etwas beitragen für die kognitive Narratologie oder für kontext-orientierte Ansätze wie etwa der feministischen Narratologie, der Queer-/Trans-Narratologie oder der Econarratology?

Wir bitten um Abstracts von 350–400 Wörtern bis spätestens zum 06.11.2023. Bitte fügen Sie außerdem eine akademische Kurzvita bei. Schicken Sie beides an die DIEGESIS-Redaktion: diegesis@uni-wuppertal.de. Über die Annahme der Abstracts entscheiden die Redaktion sowie die Herausgeber:innen von DIEGESIS bis zum 18.12.2023. Die Zusendung der fertigen Aufsätze erwarten wir bis zum 30.06.2024. Erscheinen wird das Themenheft im Dezember 2024.

Wir suchen außerdem fortlaufend REZENSIONEN zu Neuerscheinungen aus allen Bereichen der Erzählforschung (maximal der letzten zwei bis drei Jahre), und zwar auch hier ausdrücklich disziplinübergreifend, also nicht etwa nur aus den Philologien. Vorschläge für Rezensionen (in Form von einfachen Titelnennungen der zu besprechenden Bücher und ergänzt durch kurze Informationen zum akademischen Lebenslauf) können jederzeit an die oben genannte Redaktionsadresse geschickt werden. In der Regel können wir Rezensionsexemplare bei den Verlagen besorgen.

Willkommen sind uns zudem jederzeit Vorschläge für TAGUNGSBERICHTE zu allen Veranstaltungen im Bereich der Erzählforschung. Wenn Sie Vorschläge dazu einreichen, bitten wir um kurze Informationen zu Thema, Ort, Datum und den Organisator:innen der Veranstaltung sowie zum eigenen akademischen Lebenslauf.

Über DIEGESIS:

Das von der DFG geförderte E-Journal DIEGESIS. Interdisziplinäres E-Journal für Erzählforschung / Interdisciplinary E-Journal for Narrative Research erscheint als Open-Access-Publikation ausschließlich im Internet (https://www.diegesis.uni-wuppertal.de).

Der hohe wissenschaftliche Standard der in DIEGESIS veröffentlichten Forschungsbeiträge wird durch ein kompetitives Auswahlverfahren für Beiträge zu Themenheften sowie ein Peer Review-Verfahren gesichert.

Herausgegeben wird die Zeitschrift an der Bergischen Universität Wuppertal und in Kooperation mit dem dortigen Zentrum für Erzählforschung (ZEF) (https://www.zef.uni-wuppertal.de) von den Professor:innen Matei Chihaia (Romanistik), Sandra Heinen (Anglistische Literatur- und Medienwissenschaft), Matías Martínez (Germanistik), Katharina Rennhak (Anglistische Literaturwissenschaft), Michael Scheffel (Allgemeine Literaturwissenschaft) und Roy Sommer (Anglistische Literatur-, Kultur- und Medienwissenschaft).

Narrative and Grammar

DIEGESIS 13.2, winter 2024
Date of publication: December 2024
Topic: “Narrative and Grammar”
Deadline for the submission of abstracts: November 6th, 2023
Deadline for the submission of articles: June 30th, 2024

About the Topic:

Linguistic analyses of narrative in general and of narrative fiction in particular can lay claim to a long tradition. In the last century, following the lead of initial approaches of Russian Formalism, Käte Hamburger’s reflections on the specific function of the preterite and the speaker origo in fictional texts in the 1950s triggered a controversial debate (Ann Banfield, Harald Weinrich) which has been shaping narratological discourses until today – for example by giving rise to new approaches such as optional narrator theory. During the 1960s and 1970s, several attempts were mounted in the field of text linguistics to model the macrostructure of narrative texts according to the rules of a generative transformational grammar (Claude Bremond, A.J. Greimas, Teun van Dijk). Similar objectives were pursued by conversational linguistics and socio-linguistic theories of conversational storytelling (Konrad Ehlich, Elisabeth Gülich, William Labov). Such approaches, which sought to analyze features of narrative at sentence level, but also in text structure as well as pragmatic context, have continued to engage conversational linguistics over recent decades, especially with regard to phenomena such as storytelling in everyday talk (Neal R. Norrick) and ‘small stories’ (Michael Bamberg, Ana De Fina, Alexandra Georgakopoulou). However, approaches with a grammatic orientation in the narrower sense have also been receiving further or renewed attention. These include studies on the use of personal pronouns in second-person narrative (Monika Fludernik, Brian Richardson) and we-narrative (Nalaya Bekhta), along with analyses of linguistic representations of speech and consciousness (free indirect discourse), narrative perspective and focalization (Manfred Jahn), as also the use of narrative tense (Carolin Gebauer).

While the project of a “linguistic narratology” (Fludernik 2012, 76) is far from exhausted, it deserves fuller attention from both a linguistic and a narratological perspective. Against this backdrop, we are inviting contributions to our issue on “Narrative and Grammar” which investigate grammatical phenomena of fictional and factual narration in a narrower sense. We likewise welcome case studies of the diachronic development of grammatical aspects of narrative as well as metatheoretical contributions. Articles are expected to critically engage with some of the following questions as well as related topics:

- What narrative functions do grammatical phenomena such as the use of personal pronouns and narrative tense perform in fictional texts?
- What are the differences between the use of grammatical forms in fictional and non-fictional texts? Are specific forms of narration deployed to the same end or for different purposes?
- How has the functional potential of specific grammatical narrative features developed over different periods of literary and cultural history?
- To what extent can a linguistic analysis of narrative texts enrich traditional narratological close readings – and vice versa?
- Which interfaces between narrative theory and linguistics have been insufficiently explored yet?
- What can a linguistically oriented analysis of narrative texts contribute to cognitive narrative theory or to approaches of contextualist narratology such as feminist narratology, queer/trans narratology or econarratology?

We invite abstracts of approximately 350–400 words by November 6th, 2023 at the latest. Please send your abstract, along with a brief CV, to the editorial team of DIEGESIS: diegesis@uni-wuppertal.de. The editorial team and the editors will de-cide on the acceptance of proposals by December 18th, 2023. Accepted contributions have to be submitted by June 30th, 2024. The issue will be published in December 2024.

In addition, we always welcome REVIEWS of new works (i.e., works published in the last two to three years) in the field of narratology; we specifically welcome cross-disciplinary contributions in addition to contributions from those working in the fields of language and literature. Recommendations for reviews can be sent to the aforementioned e-mail address at any time; in your e-mail, you should name the book(s) you would like to review and provide a brief overview of your academic career.

Furthermore, we would also like to invite suggestions for CONFERENCE REPORTS on any events in the field of narrative research. If you want to send us proposals for such reports please include brief information on the topic, venue, date, and organizers of the event as well as a short outline of your academic career.

About DIEGESIS:

DIEGESIS is the first interdisciplinary journal dedicated to narrative research that provides free online access to full-text articles and reviews (https://www.diegesis.uni-wuppertal.de). The high standard of work published in DIEGESIS is ensured by a combination of competitive calls for papers and a peer review process.

DIEGESIS is published at the University of Wuppertal and in cooperation with the local Centre of Narrative Research (CNR) (https://www.zef.uni-wuppertal.de/en/) by Matei Chihaia (Romance Studies), Sandra Heinen (English Literature and Media Studies), Matías Martínez (German Studies), Katharina Rennhak (English Literature), Michael Scheffel (Comparative Literature), and Roy Sommer (English Literature, Cultural Studies, and Media Studies).

Kontakt

E-Mail: diegesis@uni-wuppertal.de

https://www.diegesis.uni-wuppertal.de/index.php/diegesis
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Englisch, Deutsch
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