EuropaGestalten III: Die Querelle des Femmes - Frankfurt

EuropaGestalten III: Die Querelle des Femmes - Frankfurt

Veranstalter
Zentrum zur Erforschung der Frühen Neuzeit Cornelia Goethe Centrum Ag Frauenforschung Uni GH Kassel Romanistisches Institut, Universität Wien
Veranstaltungsort
Ort
Frankfurt
Land
Deutschland
Vom - Bis
14.11.2003 - 16.11.2003
Deadline
30.09.2002
Website
Von
Engel, Gisela

EuropaGestalten III: Die Querelle des Femmes
Internationale Konferenz

Ein Projekt des Sokrates-Netzwerks Una Filosofia per l´Europa
Frankfurt, 14.-16. November 2003

VeranstalterInnen:

Zentrum zur Erforschung der Frühen Neuzeit
Cornelia Goethe Centrum
Ag Frauenforschung Uni GH Kassel
Romanistisches Institut, Universität Wien

Vorbereitender Arbeitskreis:

Marlen Bidwell-Steiner, MA (Wien)
Dr. Renate Dürr (Frankfurt)
Dr. Gisela Engel (Frankfurt)
Dr. Ina Habermann (Erlangen)
Prof. Dr. Friederike Hassauer (Wien)
Dr. Marion Kintzinger (München)
Prof. Dr. Brita Rang (Frankfurt)
Prof. Dr. Heide Wunder (Kassel)

Die Konferenzen und Publikationen zu EuropaGestalten gehen der Frage nach, wie unter der Perspektive des europäischen Einigungsprozesses, in der Neuorientierung auf ein nach-nationalstaatliches Europa die gesellschaftlichen, politischen und kulturellen Formierungsprozesse dessen, was wir unter "Europa" zu verstehen gewöhnt sind, von neuem überdacht werden müssen: Was war und ist "Europa", mit welchen Ein- und Ausschlußkriterien und -mechanismen wurde und wird "das Europäische" verstanden? Welche dieser Ein- und Ausschlußkriterien halten wir für nicht legitim, welche Kriterien dagegen erscheinen uns als zukunftsfähig und für ein neues Europa grundlegend und unverzichtbar?

In einem ersten Schritt wurde unter dieser generellen Fragestellung das Problem der Epochenbildung in einer europäischen Perspektive diskutiert: EuropaGestalten I: Der andere Blick auf die Frühe Neuzeit ( Frankfurt, Dezember 2001). EuropaGestalten II: Expansionen in der Frühen Neuzeit (Frankfurt, September 2003) wird das Thema erörtern, ob, wie und in welchem Maße "das Europäische" mit - wie immer begründeten - Expansionen nach außen und innen verbunden ist (z.B. Kolonisierung, Sozialdisziplinierung). EuropaGestalten III: Die Querelle des Femmes soll die Frage behandeln, wie die für eine "europäische" Kultur der Zukunft zentrale Vorstellung von Freiheit und Gleichheit der Menschen im europäischen Zusammenhang der Querelle des Femmes verhandelt wurde und wird.

Querelle des Femmes im engeren Sinne bezeichnet den in der Literatur vom 15. bis zum 18. Jahrhundert dokumentierten Streit über das Wesen und den Wert der "Weiber". Im weiteren Sinne kann die Querelle des Femmes - schon vor der Frühen Neuzeit und nach der Französischen Revolution - als Menschenrechtsdebatte gesehen werden. Die Frage, was der Mensch sei, wird hier immer wieder, teils explizit, teils implizit, in historisch spezifischer Weise erörtert. Können die "Weiber" überhaupt als Gleiche gelten, sind sie vernunftbegabt, haben sie teil an den Rechten und Freiheiten "des Menschen"? Wie wird der gleiche und freie Mensch gedacht, und zu welchen Ein- und Ausschlußmechanismen führt dies vor und nach der Proklamation der Menschenrechte? Welche spezifischen Veränderungen ergeben sich nach der Französischen Revolution? Greifen Frauen in die Debatte ein, und wenn ja, auf welche Weise?

Grundsätzlich gehen wir davon aus, daß in den Formierungsprozessen der Frühen Neuzeit insbesondere auch die Geschlechterverhältnisse neu ausgehandelt wurden, daß die Ordnung der Geschlechterverhältnisse konstitutiv für die Herrschaftsordnungen, für die Rechtsordnungen und für die anthropologischen Grundannahmen war und daß in theologischen, philosophischen und medizinischen Diskursen diese Neuordnungen und Neuformierungen in der Frühen Neuzeit stattfanden. Wir wollen die Querelle des Femmes in diesen Zusammenhängen sehen, nicht als eine Betrachtung der rhetorischen Übungen männlicher (und einiger weiblicher) Literaten, sondern als Frage nach der Neuformierung von Herrschaft, Recht und Anthropologie im Übergang zur Moderne.

Wir fragen nach Verhandlungen und Aushandlungen in den historischen Prozessen am Beginn der europäischen Moderne. Welche Ideen von Gleichheit und Freiheit aller Menschen werden formuliert? In welchen Argumentations- und Traditionszusammenhängen stehen sie? Wie und zu welchem Ziel werden Benachteiligungen, illegitime Herrschaftsverhältnisse, wie werden `Grenzüberschreitungen' von Frauen artikuliert? Welche Topoi, Exempla und Frauenbilder werden aufgerufen? Woraus entstand die emanzipatorische Wirkung dieses Normenstreites? Aus den Argumenten? Aus der Öffentlichkeit des Diskurses? Durch die - auch kritische - Reaktion der Frauen? Welche Intentionen und welche Funktionen hatten philogyne und misogyne Entwürfe zur gesellschaftlichen, politischen und anthropologischen Positionierung von Frauen und Männern?

Welche Entwicklungs- und Wandlungsprozesse führten dazu, daß die Verkündigung der Menschenrechte in der Französischen Revolution möglich wurde?

Die Querelle im Sinne des Einklagens von Gleichheit und Freiheit ist aus gutem Grunde bis in unsere Tage nicht beendet. Welche Mechanismen, Bedingungen und Voraussetzungen im Formierungsprozeß der europäischen Moderne stehen der Verwirklichung von Gleichheit und Freiheit aller Menschen entgegen? Aktuelle dekonstruktivistische und poststrukturalistische Ansätze kritisieren Kurzschlüsse und Ausschließungsmechanismen im humanistisch geprägten Denken, entfalten jedoch oft nicht das emanzipatorische Potential, das in diesen angelegt ist. Wie lassen sich Kategorien wie Gleichheit und Freiheit angemessen kontextualisieren und verstehen, und wie läßt sich ihr emanzipatorischer Gehalt in Handlungsstrategien einbringen?

Wir bitten um Ihren Beitrag zu den beschriebenen Zusammenhängen. Bitte schicken Sie uns - vorzugsweise per email - einen Themenvorschlag, eine kurze Darstellung (abstract) Ihres Beitrages und eine Kurzfassung Ihres wissenschaftlichen Werdeganges (15-20 Zeilen) bis zum 30. September 2002 an folgende Adresse:

Programm

Kontakt

Dr. Gisela Engel
Johann Wolfgang Goethe-Universität
Zentrum zur Erforschung der Frühen Neuzeit
Robert-Mayer-Str. 1
60054 Frankfurt
G.Engel@em.uni-frankfurt.de
Tel. (069) 798 23282 or: 798 28639
Fax (069) 798 25122


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