Narrative Networks: Kultur und Narration im Spannungsfeld von Fakten und Fiktionen

Narrative Networks: Kultur und Narration im Spannungsfeld von Fakten und Fiktionen

Veranstalter
Research Area „Culture and Narration“ des International Graduate Centre for the Study of Culture (GCSC), Justus-Liebig-Universität Gießen
Veranstaltungsort
Alexander-von-Humboldt-Gästehaus, Rathenaustraße 24, 35394 Gießen
Ort
Giessen
Land
Deutschland
Vom - Bis
05.12.2008 - 07.12.2008
Website
Von
Meinhardt, Daniela

Aufgrund der einhelligen Beobachtung kultursemiotischer Ansätze über die Bedeutung literarischer und nicht-literarischer Narrative für die Selbstdeutung und Sinnstiftung einer Kultur sowie des umgekehrt nicht minder bedeutsamen Einflusses des (sozio-)kulturellen Umfelds auf narrative Formen und Normen läßt sich Kultur als dynamisches Netzwerk von Narrationen und das Verhältnis von Narration und Kultur als dynamische Interaktion beschreiben. Narration ist demgemäß gleichermaßen Produkt wie Prozeß. Dieser umfassende Bedeutungsradius narrativer Strukturen zieht eine Diskussion der Scheidestelle zwischen den beiden Polen ,Fakten’ und ,Fiktionen’ nach sich. Zwar kann von einer Faktizität disparater Daten als Grundgegebenheit ausgegangen werden; allerdings wird unsere Wirklichkeitszuwendung weniger durch das bloße Rohmaterial der Daten als durch ihre Strukturierung und Semantisierung mit Hilfe von Kulturtechniken, wie etwa dem Akt des Erzählens, konstituiert. Häufig wird damit die Idee einer zeitgleich einhergehenden Fiktionalisierung des Erzählten verbunden. Umgekehrt aber stehen auch fiktionale Texte, die sich bewußt als solche geben und ihren fiktionalen Status durch paratextuelle Verweise oder Fiktionssignale innerhalb des Textes ausweisen, stets in ,faktischen’ Bezügen. Die Konferenz wendet sich diesen Phänomenen zu, um aus einer spezifischen, konzeptuell-interdisziplinären Perspektive heraus die vielfältigen Wechselbeziehungen zwischen Kultur und Narration als dynamisches Netzwerk im Spannungsfeld von Fakten und Fiktionen zu diskutieren.

Programm

Freitag, 5. Dezember 2008

10:00 Eröffnung
Grußwort des Geschäftsführers des GCSC
Dr. Martin Zierold

10:15 Miriam Wallraven/Daniela Meinhardt (Gießen)
Narrative Networks: Kultur und Narration im Spannungsfeld von Fakten und Fiktionen

The Science of Fiction: Fiktionalisierte Wissenschaft und wissenschaftliche Fiktion

10:30 Barbara Dieris (Münster)
Literarisch-fiktionale Texte als Datenquelle in der sozialwissenschaftlich-psychologischen Forschung

11:00 Miriam Wallraven (Gießen)
„To make a history from this kind of material is not easy“: Die narrative Konstruktion von Kulturgeschichte(n) in postmodernen utopischen Texten

11:30 Daniela Meinhardt (Gießen)
Das rhizomorphe Labyrinth als Wissensmodell in Umberto Ecos Il pendolo di Foucault

12:00 Kaffeepause

12:15 Axel Rüth (Köln)
Fiktionalität, Narration und Kultur. Anmerkungen zu ihrem Verhältnis

13:15 Mittagspause

Autobiographische Schriften zwischen Fakten und Fiktionen

15:00 Claudia El Hawary (Köln)
Autobiografie als Erzählform kultureller Hybridität

15:30 Eleonora Ravizza (Gießen)
Metaphysical journeys in V.S. Naipaul' s The Enigma of Arrival

16:00 KatarzynaKuczma (Poznań/Gießen)
Accommodating Fact and Fiction – the value of (auto)biography in Siri Hustvedt’s The Sorrows of an American

16:30 Kaffeepause

17:00 Gerald Echterhoff (Bremen)
Saying is believing?! How retellings affect social and cultural knowledge

18:15 Umtrunk

Samstag, 6. Dezember 2008

Fiktionalisierte Faktizität: Krieg – Trauma – Erzählung

10:00 Stephan Freißmann (Gießen)
Poetik des Traumas: Fakt und Fiktion in Traumatexten von Vonnegut und Semprún

10:30 Daniel Schäbler (Kiel)
Voices from the Deep – (Re)Constructing the Sinking of the „Estonia”

11:00 Gerrit Lembke (Kiel)
Zu Paul Coelestin Ettighoffers Von der Teufelsinsel ins Leben

11:30 Kaffeepause

Die Macht der Fiktion: Kulturelle Ursprungsnarrative

12:00 Melina Gehring (Cambridge)
From brute to human: How and why recent rewritings change the collective perception of the Minotaur

12:30 Uwe Mayer (Gießen)
Dionysische (De-)Stabilisierung: Walter Paters „A Study of Dionysus“ and „Denys l’Auxerrois“ als kulturgeschichtliche Narrationen

13:00 Mittagspause

15:00 Jörn Ahrens (Gießen)
Soziale Gemeinschaftsgründung und Ursprungsnarration: John Fords The Man Who Shot Liberty Valance

Erzählgemeinschaften als kulturelle Basis

15:30 Maren Conrad (Kiel)
Island – Erzählgemeinschaft zwischen Alltagspoetisierung und Aberglaube

16:00 Mirjam Bitter (Gießen)
Familie als Erzählgemeinschaft. Verdrängen und Intensivieren – gegenläufige Funktionen von Fiktionalisierung in Eva Menasses Vienna

16:30 Kaffeepause

17:00 Wolfgang Müller-Funk (Wien)
Zur Ethik der Ästhetik des Erzählens. Zur Kritik narrativer Strategien
in Norbert Gstreins Roman Das Handwerk des Tötens

Sonntag, 7. Dezember 2008

Gesellschaftliche Selbstreflexion zwischen Stabilisierung und Destabilisierung

9:30 Katja Urbatsch (Gießen)
As Long as You Can Pay the Bill: The Lost Generation and its ‚clear financial basis’ in Ernest Hemingway’s The Sun also Rises (1926)

10:00 Ursula Arning (Gießen)
Widerstand durch Schreiben: der argentinische Roman zur Zeit der Diktatur (1976-1983)

10:30 Kaffeepause

10:45 Seiji Hattori (Gießen)
‚Kafka am Strand‘ der Kulturen?
Haruki Murakamis Narration zwischen dem kollektiven Gedächtnis der japanischen ‚68er‘ und der universellen Postmoderne in der Globalisierung.

11:15 Miriam Hoffmann (Kiel)
Heiligenlegenden in der Hansestadt Lübeck um 1500

11:45 Kaffeepause

12:00 Abschlußdiskussion

Kontakt

Daniela Meinhardt

Institut für Romanistik
Justus-Liebig-Universität Gießen, Karl-Glöckner-Str. 21 G
35394 Gießen

Daniela.Meinhardt@romanistik.uni-giessen.de


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Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Englisch, Deutsch
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