Minderheiten im Europa der Zwischenkriegszeit. Wissenschaftliche Konzeptionen, mediale Vermittlung, politische Funktion

Minderheiten im Europa der Zwischenkriegszeit. Wissenschaftliche Konzeptionen, mediale Vermittlung, politische Funktion

Veranstalter
Seminar für Europäische Ethnologie / Volkskunde der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
Veranstaltungsort
Senatssitzungssaal Audimax, Christian-Albrechts-Platz 2, 24118 Kiel
Ort
Kiel
Land
Deutschland
Vom - Bis
14.10.2015 - 16.10.2015
Deadline
15.09.2015
Von
Seminar für Europäische Ethnologie / Volkskunde der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel

Der Begriff der nationalen Minderheiten wurde nach dem Ersten Weltkrieg zu einem Gegenstand rechtlicher wie politischer Debatten und zu einer gesellschaftlichen „Kategorie der Moderne“ (Köstlin 2012). Die Gründung des Völkerbundes, die Legitimierung des Selbstbestimmungsrechtes der Völker und die Etablierung des Minderheitenschutzes auf internationaler Ebene bildeten den Ausgangspunkt für diese Entwicklung. Mit dem Beitritt des Deutschen Reiches zum Völkerbund wurden die deutschen Minderheiten zum zentralen Leitmotiv der Außenpolitik. Doch stellt sich grundsätzlich die Frage, welche Konzeptionen dem modernen Minderheitenverständnis nach dem Ersten Weltkrieg zugrunde gelegt wurden. Neben volksgeschichtlichen und juristischen Untersuchungen waren ethnografische Arbeiten über Minderheiten gefragt und trugen offenbar zur identitäteren Kodifizierung des Konzeptes und zugleich zur Fremd- und Selbstethnisierung bei. Für das Verständnis der darin entwickelten Konzeptionen bildet die genaue Betrachtung des wissenschaftlichen Entstehungsprozesses unter Einbeziehung politischer, sozialer und religiöser Einflussfaktoren die Voraussetzung.
Ziel der Tagung ist es, unterschiedliche volkskundliche Konzeptionen nationaler Minderheiten, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelt wurden, in den Blick zu nehmen sowie ihre Medialisierung und Politisierung im europäischen Kontext kritisch zu hinterfragen. Dabei sollen neben den Vorstellungen von deutschen Minderheiten im Ausland vor allem fremdstaatliche Minderheitenkonzepte in unterschiedlichen europäischen Staaten im Mittelpunkt stehen und der Versuch unternommen werden, die variierenden national fokussierten Volkskunden in Europa untereinander in Beziehung zu setzen.

Programm

MITTWOCH, 14. OKTOBER 2015

16:30 Uhr Begrüßung

Grußworte
Prof. Dr. Anja Pistor-Hatam
Vizepräsidentin der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel

Prof. Dr. Michael Düring
Prodekan für Forschungsangelegenheiten der Philosophischen Fakultät

Silke Göttsch-Elten: Einführung in das Tagungsthema

17:15 Uhr
Matthias Weber (Oldenburg): Minderheitenfragen als Thema aktueller Kulturpolitik

18:00 – 18:30 Uhr Pause

18:30 Uhr
Abendvortrag: Konrad Köstlin (Wien): Minorities all? Ein Begriff als Kulturmuster

DONNERSTAG, 15. OKTOBER 2015

9:30 Uhr
Sabine Bamberger-Stemmann (Hamburg): Volksgemeinschaft als Siedlungsgemeinschaft: das Volksgruppenkonzept von Rudolf Brandsch und seine Wirkung in den 1930er Jahren

Anne Kwaschik (Berlin): „Die Neuordnung der Welt nach Nationalitäten“: Internationaler Föderalismus und regionaler Autonomismus im Frankreich der Zwischenkriegszeit

11:00 – 11:30 Uhr Kaffeepause

11:30 Uhr
Petr Lozoviuk (Plzeň/Pilsen): Praktische Minderheitenpolitik und angewandte „Volkstumsforschung“. Josef Hanikas volkskundliche Erhebungen bei den Bessarabiendeutschen

Jenni Boie (Hamburg): Ein Lehrstuhl für niederdeutsche Sprache und Volkskunde. Volkskundliches Wissen und Volkstumsarbeit in Schleswig-Holstein um 1920

13:00 – 14:30 Uhr Mittagspause

14:30 Uhr
Rudolf Jaworski (Konstanz): Die „Kunde vom Grenz- und Auslandsdeutschtum“ im Schulunterricht der Weimarer Republik

Tobias Weger (Oldenburg): Das Konzept der „Volksbildung“ – völkische Bildung für die deutschen Minderheiten

17:00 – 17:30 Uhr Kaffeepause

17:30 Uhr
Jana Nosková (Brno/Brünn): Minderheitendiskurse der Deutschen in Mähren und Schlesien am Beispiel der Zeitschrift „Deutsch-mährische Heimat“

Agnes Laba (Marburg): ‚Volk – Staat – Minderheit‘ – Minderheitenkonzeptionen und -debatten der Weimarer Republik zwischen Selbstbestimmungsrecht und Irredentismus

FREITAG, 16. OKTOBER 2015

9:30 Uhr
Christian Marchetti (Tübingen): „Kleine Volkskunden in Südosteuropa“. Zur Entstehung und Entwicklung der volkskundliche Selbstbeschreibung deutscher Bevölkerungsgruppen im ehemaligen Königreich Ungarn

Cornelia Eisler (Kiel): Minderheiten als volkskundliches Kompetenzfeld? Das Konzept des ‚Grenz- und Auslandsdeutschtums‘ in der Weimarer Republik

11:00 – 11:30 Uhr Kaffeepause

11:30 Uhr
Sarah Scholl-Schneider (Mainz): Mehr oder minder? Erzählen über ko-ethnische Migrationserfahrungen zwischen Mehr- und Minderheitskontexten

Abschlussdiskussion

13:00 Uhr Tagungsende

Kontakt

Cornelia Eisler

Seminar für Europäische Ethnologie/Volkskunde Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
Olshausen Str. 40, 24118 Kiel

eisler@volkskunde.uni-kiel.de

http://www.europaeische-ethnologie-volkskunde.uni-kiel.de/de