„Naturgetreue Objekte“? Moulagen und Modelle im Spannungsfeld von Wissenschaft und Ästhetik

„Naturgetreue Objekte“? Moulagen und Modelle im Spannungsfeld von Wissenschaft und Ästhetik

Veranstalter
Dr. Victoria Asschenfeldt / Henrik Eßler M.A., Institut für Geschichte und Ethik der Medizin, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf; In Kooperation mit dem Berliner Medizinhistorischen Museum der Charité
Veranstaltungsort
Medizinhistorisches Museum Hamburg, Fritz Schumacher-Haus (Gebäude N30) Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Martinistr. 52, 20246 Hamburg
Ort
Hamburg
Land
Deutschland
Vom - Bis
04.03.2016 - 05.03.2016
Deadline
21.02.2016
Von
Henrik Eßler M.A.

Als medizinische Lehr- und Forschungsobjekte, aber auch als Exponate populärwissenschaftlicher Ausstellungen haben Moulagen in jüngster Zeit verstärkt das Interesse der kultur- und wissenschaftshistorischen Forschung geweckt. Moulagen (frz. mouler - etw. abformen) sind Nachbildungen von Krankheitsbildern auf dem Körper. Im 19. Jahrhundert etablierte sich diese Objektgattung insbesondere im neu konstituierten Spezialfach der Dermatologie. Im Kontext einer „hygienischen Volksaufklärung“ erlangten sie z.B. in Wanderausstellungen im 20. Jahrhundert gar gesellschaftspolitische Bedeutung.

Auf Gipsabdrücken realer Patientinnen und Patienten beruhend, wird Moulagen ein „Zwitter-Status“ zugeschrieben: Als „naturgetreues“ Abbild repräsentieren sie das Individuum, als Lehr- und Forschungsmodell das „Charakteristische“ einer Krankheit. Nicht selten von Künstlern gefertigt, erlebten diese Objekte ihre Blütezeit ausgerechnet in eben jener Epoche der Wissenschaft, die eigentlich dem mechanischen, scheinbar objektiven Bild gehörte.

Im Rahmen des Forschungsprojektes „Naturgetreue Objekte“ im Spannungsfeld zeitgenössischer medizinischer Wissenschaft und Repräsentationsformen, knüpft die Tagung thematisch an der vorangegangenen Konferenz „Wachsmoulagen als Kulturgut. Erforschen, Erhalten und Restaurieren" 2009 im Deutschen Hygiene-Museum in Dresden an. Im Vordergrund stehen Fragen nach der zeitgenössisch-ästhetischen Kontextualisierung der Moulage sowie ihrer jeweiligen Bedeutung aus historisch-epistemologischer Sicht.

Die interdisziplinär ausgerichtete Konferenz stellt das Objekt Moulage als aktuelles Lehrmodell, kulturhistorisches Artefakt und museales Exponat in den Mittelpunkt. Eingeladen sind Forscher/innen aus der Medizin, der Kunst-, Kultur- und Wissenschaftsgeschichte ebenso wie Museumsfachleute, -pädagog/innen und Restaurator/innen.

Eine Veranstaltung im Rahmen des Kooperativen Forschungsprojekts
„Naturgetreue Objekte“ im Spannungsfeld zeitgenössischer medizinischer Wissenschaft und Repräsentationsformen

gefördert durch die VolkswagenStiftung

Anmeldung und Information

Dr. Victoria Asschenfeldt/Henrik Eßler M.A.
Institut für Geschichte und Ethik der Medizin
Mail: v.asschenfeldt@uke.de

Um eine Anmeldung per E-Mail bis zum 21.02.2016 wird gebeten

Tagungsgebühr:
Die Tagungsgebühr beträgt 25,00 € (ermäßigt für Studierende 15,00 €)

Bitte überweisen Sie den Betrag bis zum 29.02.2016 auf folgendes Konto:
Empfänger: Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
IBAN: DE27 2005 0550 1002 1533 00
BIC: HASPDEHHXXX
Verwendungszweck: 0626/111/2-3

Programm

Freitag, 04.03.2016

13.00 Uhr: Registrierung und Kaffee

Einführung

14.00 Uhr: Begrüßung Philipp Osten (Hamburg)

14.15 Uhr: Heinz-Peter Schmiedebach (Hamburg/Berlin): „Naturgetreue Objekte“: medizin-, kultur- und wissenschaftshistorische Dimensionen eines Forschungsprojektes

14:30 Uhr: Thomas Schnalke (Berlin): Moulagen im Raum. Annäherungen an eine Topographie des medizinischen Wachsbildes

Epistemische Objekte: Moulagen und Modelle in der Medizin (Moderation Heinz-Peter Schmiedebach)

15:00 Uhr: Sam Alberti/ Elizabeth Hallam (London): Plaster and plastics: anatomical casting as 3D modelling, 1890–2015

15:30 Uhr: Snackpause

16:00 Victoria Asschenfeldt (Hamburg): Die Sammlung als Modell. Zur Epistemologie der Moulage in der medizinischen Praxis

16:30 Uhr: Henrik Eßler (Hamburg): Konstrukteure der Krankheit: Moulagenbildnerei als Beruf?

17:00 Uhr: Kaffeepause

„Project Slam“ (Moderation Antje Zare)

17:15 Uhr: Marion Ruisinger (Ingolstadt): Adolf Fleischmann – Ein Ausstellungsprojekt zwischen Kunst und Medizin

17:30 Uhr: Roxane Fuschetto (Lausanne): A minor spot? Investigating the dermatological moulages collections in Lausanne

17:45 Uhr: Kaffeepause

18:00 Uhr: Martina Simkin/Peter Moos (Tübingen): Die Moulagen des DIFÄM und das Projekt MAM|MUT der Universität Tübingen

18:15 Uhr: Eduard Winter (Wien): Moulagen als Unterrichtsmittel einst und heute in Wien

Abendprogramm

18:30 Uhr: Einblicke in das neue Moulagendepot des Medizinhistorischen Museums

19:00 Uhr: Gemeinsames Abendessen und Ausklang

Innenseite (rechts, hinterlegt: Moulagensammlung St. Georg)

Samstag, 05.03.2016

Artefakt und Ästhetik (Moderation Victoria Asschenfeldt)

9:00 Uhr: Sandra Mühlenberend (Weimar): Face to Face. Die Inszenierung einer Begegnung

9:30 Uhr: Mechthild Fend (London): Doppelt getreue Reproduktionen - Photographien von Wachsmoulagen

10:00 Uhr: Kaffeepause

10:10 Uhr: Lieselotte Hermes de Fonseca (Lüneburg): Politische, religiöse und ästhetische Eindrücke – Von anatomischen Wachsmodellen

10:40 Uhr: Birgit Nemec (Heidelberg): Alphons Pollers Institut für Darstellende Medizin und künstlerische Anatomie. Künstlerisch-medizinische Objektpraktiken, Innovation und Scheitern in einer Metropole der ausklingenden Moderne.

Führung

11:20 Uhr: Alexa Seewald (Hamburg): Zur Raumgestaltung und Inszenierung der Moulagen im Medizinhistorischen Museum Hamburg

12:00 Mittagspause

Vor aller Augen? Moulagen in der Öffentlichkeit (Moderation Sybilla Nikolow)

13.00 Uhr: Angelika Friederici (Berlin): Moulagen aus Gips, kolorierte Lebendmasken und anatomische Wachsporträts: Serielle Produktionen aus dem Atelier von Castan´s Berliner Panopticum, 1869 bis 1922

13.30 Uhr: Peter McIsaac (Michigan): Besucherumgebung und medialer Kontext als performative Faktoren bei der Wahrnehmung von anatomischen Zurschaustellungen zwischen 1890-1930

14:00 Uhr: Julia Radtke (Dresden): Moulagen zu chemischen Kampfstoffen und ionisierender Strahlung am Deutschen Hygiene-Museum Dresden

14:30 Uhr: Snackpause

Statements und Abschlussdiskussion: Zum aktuellen Nutzen der Moulage (Moderation Thomas Schnalke)

15:00 Uhr: Statements von

Michael Geiges (Zürich) zur Herstellung neuer Moulagen für die Lehre

Navena Widulin (Berlin) zur Anfertigung neuer Moulagen für das Museum

Cornelia Weber (Berlin) zum vernetzten Arbeiten bei der Erschließung von Moulagen

Carraro Sabina/Katja Friese/Brian von Gunten (Zürich/Bern) zu Technik und Nutzen der 3D Reproduktion von Moulagen am Moulagenmuseum Zürich

16:00 Uhr: Zusammenfassung und Abschluss der Tagung

Kontakt

Henrik Eßler

Institut für Geschichte und Ethik der Medizin

v.asschenfeldt@uke.de

http://www.uke.de/kliniken-institute/institute/geschichte-und-ethik-der-medizin/medizinhistorisches-museum/veranstaltungen-f%C3%BChrungen/tagungen-workshops/index.html