Gewalt und Heldentum

Veranstalter
Sonderforschungsbereich 948 "Helden - Heroisierungen - Heroismen"
Veranstaltungsort
Kollegiengebäude I, Platz der Universität 3, 79098 Freiburg, Aula
Ort
Freiburg im Breisgau
Land
Deutschland
Vom - Bis
29.11.2018 - 01.12.2018
Deadline
15.11.2018
Von
SFB 948 "Helden - Heroisierungen - Heroismen"

Das Phänomen der Gewalt, verstanden als vorsätzlicher Übergriff auf den Körper eines anderen gegen dessen Willen, findet sich in zahlreichen Heldenerzählungen. Zwar ist Gewalthandeln keine konstituierende Bedingung für die Konstruktion von Helden, wohl aber deren häufiger Begleiter. Gewalt zwingt die Beteiligten, sich zur ihr zu verhalten und zu positionieren – Täter wie Opfer, Beteiligte wie Beistehende, Zeitgenossen wie Nachkommende. Es gibt wohl keine Gleichgültigkeit gegenüber der Gewalt und ihren Akteuren: Gewalt muss gerechtfertigt werden oder verdammt, sie muss erzählt werden oder verschwiegen.

Als eine Machtaktion (Popitz) ruft Gewalt nach ihrer Legitimierung. Das Heroische bildet mit den Begriffen „Gewalt“ und „Legitimität“ ein Spannungsfeld, in welchem sich Fragen nach wechselseitigen Abhängigkeiten stellen. Dieses Spannungsfeld ist nur in der Perspektive der longue durée angemessen zu erfassen. Gewaltkonstellationen können sich im Lauf der Geschichte wiederholen, gleichzeitig ist stets die Einzigartigkeit von individuellen und kollektiven Gewalterfahrungen im Blick zu behalten. Sowohl die Legitimierung der gewaltsamen Heldentat als auch die Etablierung eines heroischen Opferstatus hängen von den jeweiligen Publika und Verehrergemeinden ab, deren ethische Maßstäbe synchroner Normenkonkurrenz und diachronem Normenwandel unterliegen.

Die Tagung „Gewalt und Heldentum“ widmet sich dem Geflecht von Phänomenen physischer Gewalt, ihrer Legitimierung und dem Heroischen. Sozialwissenschaftliche Perspektivierungen werden historischen Untersuchungen gegenübergestellt und Wertesysteme und gesellschaftliche Ordnungen mit dem Heroischen in Bezug gesetzt.

Die Teilnahme an der Konferenz ist kostenlos. Bitte melden Sie sich bis zum 15. November per Email an: gewaltundheldentum@sfb948.uni-freiburg.de

Programm

DONNERSTAG, 29. NOVEMBER

Ab 13:00 Mittagssnack, Registrierung

14:00
Begrüßung: Ralf von den Hoff (Freiburg)
Einführung: Ronald G. Asch (Freiburg)

Sektion I - Räume der Gewalt: Gewaltgemeinschaften und Kulturen der Gewalt
Moderation: Sitta von Reden (Freiburg), Kommentar: Ralf von den Hoff (Freiburg)

14:30 Martin Zimmermann (München): Gebanntes Grauen. Bilder der Gewalt in antiken Kulturen
15:15 Pause
15:45 Sven Reichardt (Konstanz): Gewaltgemeinschaften aus praxeologischer Perspektive
16:30 Olmo Gölz (Freiburg): Die iranischen Revolutionsgarden. Heroismus und Maskulinität im Iran-Irak-Krieg
17:15 Kommentar und Diskussion

20:00 Öffentlicher Abendvortrag von Jan Philipp Reemtsma (Hamburg): Dietrichs misslungene Brautwerbung. Der Held als Figur der klassischen Heldengeschichte: ein sonderbar vorzivilisatorischer Mann
Begrüßung: Cornelia Brink (Freiburg)

FREITAG, 30. NOVEMBER

Sektion II - Fragen an Gewalt: Irritationen und Brechungen des Heroischen
Moderation: Peter Eich (Freiburg), Kommentar: Magnus Striet (Freiburg)

9:00 Felix Maier (Würzburg): Höhere Gewalt. Der unkriegerische Kaiser als Held in der Spätantike
9:45 Ulrich Bröckling (Freiburg): Pazifismus und Heroismus
10:30 Pause
11:00 Joachim Grage, Kimon Mouzakis (Freiburg): Die Schule des Prügelns. Jan Gullious Jugendroman Ondskan und die psychischen und sozialen Mechanismen der Gewalt
11:45 Friederike Pannewick (Marburg): Gewalt ohne Heldentum – zur Poetik des entheroisierten Todes in der arabischen Erzählliteratur des 21. Jahrhunderts
12:30 Kommentar und Diskussion

Sektion III – Charakter der Gewalt: Epochenspezifische Analysen
Moderation: Birgit Studt, Kommentar: Ronald Asch

14:15 Christoph Mauntel (Tübingen): Der Charakter der Gewalt: Mittelalterliche Perspektiven auf das Beziehungsgeflecht von Gewalt und Heldentum
15:00 Cornel Zwierlein (Bamberg): Der Mörder als Held? Verehrung und Verdammung von Jacques Clément in Europa, 1589
15:45 Pause
16:15 Mareen v. Marwyck (Berlin): Anmut als Heroismuskonzeption in der Literatur und Ästhetik um 1800
17:00 Kommentar und Diskussion

SAMSTAG, 1. DEZEMBER

Sektion IV – Akteure der Gewalt: Täter und Opfer
Moderation: Andreas Gelz (Freiburg), Kommentar: Jörn Leonhard (Freiburg)

9:00 Vera Marstaller (Freiburg): Zur Erotik des Kriegsversehrten. Nationalsozialistische Maskulinitätsdiskurse im Kontext extremer Gewalterfahrungen
9:45 Svenja Goltermann (Zürich): Opfer von Gewalt. Ein Plädoyer für eine konsequente Historisierung
10:30 Pause
11:00 Axel Paul (Basel): Vom Opfer zum Täter. Gewaltkarrieren in der Lord’s Resistance Army
11:45 Jörg Baberowski (Berlin): Krieger und Heroen. Gewalt als Anerkennungsressource
12:30 Kommentar und Abschlussdiskussion

Kontakt

Sebastian Meurer
SFB948,
Hebelstraße 25,
79104 Freiburg i.Br.
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+49(0)76120367606

sebastian.meurer@sfb948.uni-freiburg.de

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