Das Projekt des französischen ex-Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy, ein Haus der Geschichte Frankreichs in den Gebäuden des französischen Nationalarchivs im Pariser Marais-Viertel einzurichten, sorgt seit 2010 für heftige Debatten in Frankreich.
Zahlreiche Historiker, darunter die renommiertesten aus der Zunft wie Pierre Nora, Jacques Le Goff, Roger Chartier, Arlette Farge, denunzieren ein politisches, anachronistisches geschichtspolitisches Projekt, das „die Seele Frankreichs beleuchten“ soll und halten es für überflüssig aufgrund der Dichte der französischen historischen Museenlandschaft.
Trotz heftiger Kritiken aus den Reihen der französischen Geschichtswissenschaft hat sich das französische Kulturministerium bemüht, das Projekt zu führen. Neben der Gründung eines wissenschaftlichen Beirats unter der Schirmherrschaft einer im Januar 2012 gegründeten öffentlich-rechtlichen Anstalt ist für das 1. Semester 2013 eine erste Probeausstellung geplant: „Frankreich, was für eine Geschichte!“
Die Polemik und die von jedem Lager mobilisierten Argumente in Frankreich (die Suche nach einer Verstärkung der nationalen Identität einerseits, der Vorwurf , eine neue nationale Meistererzählung zu bauen andererseits) sind trotz des unterschiedlichen Kontexts den Kontroversen um die Entstehung des Deutschen Historischen Museums in Berlin ähnlich oder verweisen zumindest auf Gemeinsamkeiten, die eine vergleichende deutsch-französische Perspektive rechtfertigt.
Die vom Centre Marc Bloch und Deutschen Historischen Museum (DHM) veranstaltete Podiumsdiskussion zielt darauf ab, eine erste kritische Bilanz des bisherigen französischen Projekts zu ziehen, die Bedeutung eines zentralen nationalen Hauses der Geschichte im Spiegel der deutschen Erfahrung mit dem DHM zu diskutieren und reflektieren darüber, wie dieses Projekt aussehen sollte, um wissenschaftlichen und internationalen Ansprüchen zu genügen.